Internationaler Markt
Wie erwartet versuchte die OPEC gestern alles, um den Ölpreis zu stabilisieren. Konkrete Maßnahmen blieben aus, d.h. die bisherigen Kürzungen sind weiter in Kraft, aber dafür mangelte es nicht an verbalen Drohgebärden. Sie verfehlten nicht ihre Wirkung: Brent-Rohöl kletterte über 43 Dollar je Barrel und machte damit die Hälfte der Verluste aus den letzten Tagen wett. Andere Faktoren halfen dabei mit.
Der saudische Ölminister Abdulaziz bin Salman teilte beim OPEC-Meeting in alle Richtungen aus. Er stellte Kartellkollegen, die ihre Förderzusagen in den letzten Monaten nicht eingehalten hatten, ungewöhnlich offen an den Pranger und mahnte mehr Disziplin an.
Noch offener ging er Spekulanten an, die auf fallende Ölpreise wetten. Er prophezeite ihnen „Höllenqualen“, denn Riad werde ihre Strategien durch unerwartete Gegenmaßnahmen durchkreuzen. Die Äußerungen zeigen nicht nur eine gewisse Dünnhäutigkeit angesichts der niedrigen Ölpreise. Sie zeigen auch wie selbstverständlich das Kartell mittlerweile agiert. In der Vor-Trump-Ära verneinten die Saudis noch regelmäßig, dass sie die Ölpreise in irgendeiner Weise manipulieren wollen.
Die Techniker und Dienstleister in den OPEC-Staaten haben mittlerweile andere Probleme. Trotz früher Abschirmung systemrelevanter Sektoren macht sich nun auch an den Ölfeldern die Corona-Pandemie breit. Immer mehr Fachkräfte fallen aus. Die Förderkürzungen könnten also bald unfreiwilliger Natur sein.
Die Investmentbank Goldman Sachs ließ gestern ebenfalls von sich hören. Nach ihrer Einschätzung gibt es derzeit auf dem Ölmarkt ein Versorgungsdefizit von 3 Mio. Barrel pro Tag, also einen raschen Lagerabbau. Sie sehen Brent-Rohöl bis zum nächsten Sommer wieder bei 65 Dollar je Barrel. Spekulationen auf fallende Ölpreise halten sie ebenfalls für riskant.
Zum bullischen Grundton trugen auch die Meteorologen bei. Im Golf von Mexiko bildet sich schon wieder ein Tropenstrum, der zum Hurrikan heranwachsen könnte. Hurrikan Sally hat sich unterdessen abgeschwächt, aber noch immer sind eine halbe Million Haushalte ohne Strom. Im Golf läuft die Produktion auf den vorsichtshalber stillgelegten Plattformen langsam wieder an.
Heute Morgen starten die Ölbörsen erneut recht fest. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 41,31 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 43,66 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 343,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8425 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1865 Dollar.
Nationaler Markt
Der verbale Rundumschlag der Saudis zieht heute auch die Heizölpreise nach oben. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am frühen Morgen ein durchschnittliches Preisniveau von etwas über 38 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung mit 3000 Litern. Das ist ein Euro mehr als gestern.
Der Anstieg wird durch den schwachen Dollar abgefedert, so dass die Heizölpreise noch immer in der Nähe des Jahrestiefs bleiben. Trotzdem wird der Heizölmärkt jetzt ruhiger. Wer noch Platz im Tank hatte, konnte sich schon in den letzten Tagen zu Rekordpreisen eindecken.
Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Käufe und Preisanfragen ins Verhältnis setzt, fiel von der höchsten auf die zweithöchste Stufe. Der Preisoptimismus bleibt auf einem mittleren Niveau. In der aktuellen Lesereinschätzung erwarten 82% der Stimmen weiter fallende Preise. Das ist ein durchschnittlicher Wert.
Die kurzfristigen Charts sehen heute weniger eindeutig aus als gestern. Die Preiskurve kratzt bereits am oberen Ende der Preiskorridore. Längerfristig bleibt der Abwärtstrend hingegen stabil.
Was tun? Die preistreibende Wirkung der saudischen Statements ist wohl nicht viel mehr als ein Strohfeuer. Es gibt keinen Grund zur Eile. Der Ölmarkt ist nach wie vor in einer schwachen Verfassung. Aber auch wer jetzt bestellt, macht angesichts der historisch niedrigen Heizölpreise nichts falsch.
Wenn Sie die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen wollen, sollten Sie aber in jedem Fall genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Der esyoil e-Peilstab plus hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Übrigens: Es gibt immer wieder Missverständnisse darüber, was das Klimapaket der Bundesregierung für Ölheizungen bedeutet. Die Folgen sind weniger einschneidend als oft dargestellt: Bestehende Ölheizungen können ohne Einschränkungen weiterlaufen. Ab dem Jahr 2026 sollen lediglich neue Ölheizungen (auch Ersatzgeräte) regenerativ ergänzt werden, also etwa mit Solarwärme für Brauchwasser. Aber auch hier gibt es viele Ausnahmen, wenn z.B. kein Gas- oder Fernwärmeanschluss vorhanden ist oder wenn die Kosten unverhältnismäßig hoch wären.
Quelle: esyoil