Internationaler Markt
Die Rohölpreise geben seit gestern Abend deutlich nach. Knapp über 107 Dollar je Barrel notiert Brent-Rohöl am heutigen Morgen. Das sind fünf Prozent weniger als gestern.
Nach einem Preisrutsch sah es gestern zunächst nicht aus. Die OPEC-Granden aus Saudi-Arabien und den Emiraten (VAE) erklärten erneut, dass das Kartell am bisherigen Kurs festhalten wolle. Die Förderquoten sollen also beim heutigen Ministertreffen wie bisher nur in kleinen Schritten angehoben werden. Und selbst das kommt im Markt nicht an, weil mehrere Kartellmitglieder ihre Quoten nicht einmal nutzen können oder wollen. Etwa 1 Mio. Barrel pro Tag blieben sie zuletzt unter der vereinbarten Menge. Das Thema Russland wird weiterhin ignoriert.
Die Meldung des Tages kam jedoch aus Washington. Die Biden-Regierung plant offenbar die bislang größte Freigabe ihrer strategischer Ölreserven. Bis zu 180 Mio. Barrel könnten es sein. Das wäre etwa ein Drittel der US-Reserven, die ohnehin kaum gebraucht werden, da die USA sich mittlerweile fast vollständig selbst versorgen können. Anscheinend wollen auch die Europäer im Rahmen einer koordinierten IEA-Aktion mitziehen. Heute Abend will Präsident Biden den Plan in einer Pressekonferenz erläutern.
Die Lage im Ölmarkt wird dadurch noch unübersichtlicher. Der Umfang der russischen Ölexporte im April ist unklar, die Höhe der OPEC-Ölmengen bleibt hinter den Erwartungen zurück, die Atomverhandlungen mit dem Iran könnten vor dem Abschluss stehen, die Corona-Ausbrüche in Shanghai könnten die globale Ölnachfrage empfindlich treffen – und die hohen Preise, vor allem an den Tankstellen, könnten bereits die globale Ölnachfrage dämpfen.
Auch der Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt gab gestern keine klaren Signale. Die Rohölbestände fielen, während sich die Fördermengen kaum bewegten. Aber es gab auch preisdämpfende Signale: Die Produktlager legten leicht zu, und die Ölnachfrage war erneut recht schwach. Vor allem die Nachfrageseite wird aufmerksam beobachtet, nachdem die Benzinpreise zuletzt stark gestiegen waren. Hier der Wochenbericht im Überblick:
Rohöl: -3,0 Mio. Barrel (API) bzw. -3,4 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: -0,2 Mio. Barrel (API) bzw. +1,4 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: -1,4 Mio. Barrel (API) bzw. +0,8 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 11,7 Mio. Barrel pro Tag (0,6 Mio. über Vorjahreswert)
Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,7 Mio. Barrel pro Tag (1,6 Mio. über Vorjahreswert)
Der europäische Ölhandel startet heute mit deutlichen Abschlägen. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 102,43 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 107,08 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 1051,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8956 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1165 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben auch heute nach. Für eine Standardlieferung (3000 Liter) zeigt die Heizölpreis-Tendenz am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 135 Euro je 100 Liter.
Die Margen der Raffinerien und des Handels sind damit aber noch immer viel zu hoch. Seit Kriegsbeginn haben die Rohölpreise um 12%, die Preise für Gasoil, also das Vorprodukt von Heizöl, um 20% zugelegt; die Heizölpreise jedoch um 50%. Das passt noch nicht zusammen.
Dennoch wird jetzt deutlich mehr bestellt als in der Vorwoche. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht auf einer hohen Stufe. Einige Haushalte sind mit dem Preisrutsch vielleicht schon zufrieden, bei anderen wird der Tank leer sein, so dass sie keine Wahl haben.
Mit den fallenden Preisen wächst der Preisoptimismus: Die Lesereinschätzung zeigt einen sehr hohen Anteil von 83% der Stimmen, die mit einer Fortsetzung des Preisrutsches rechnen. Die Preischarts zeigen in der Tat eine fast senkrecht fallende Linie. Vor drei Wochen wurden 200 Euro und mehr für 100 Liter verlangt.
Was tun? Die Preise sind zwar deutlich zurückgekommen, aber noch immer zu hoch. Wer ausreichend Heizöl im Tank hat, sollte eine Normalisierung des Marktes abwarten. Wer jetzt ordern muss, weil der Tank leer ist, hat zumindest den Trost, dass er den Preisextremen der ersten Märzhälfte aus dem Weg gehen konnte.
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Quelle: esyoil