Internationaler Markt
Der Druck wurde zu groß: Nur wenige Stunden nach dem letzten Selbstlob für die eigene Standhaftigkeit im Zollkrieg gab der US-Präsident die Rückzugsorder. Die hohen Zölle gelten ab sofort nur noch für China, während sie für den Rest der Welt auf 10 Prozent reduziert werden. Seine Minister strömten kurz darauf in die Medien, um die schmähliche Niederlage in einen Sieg der „genialen Flexibilität“ ihres Anführers umzudeuten.
Tatsächlich war es wohl der Druck der Märkte und der schwerreichen Investoren in der eigenen Partei, die den Kurswechsel ausgelöst hatten. Zusätzlich zum Crash an den Aktienmärkten waren auch die amerikanischen Staatsanleihen unter Druck geraten, also das Hauptinstrument zur Finanzierung der Staatsschulden und des Handelsdefizits.
Nur wenige Sekunden nach dem Statement des US-Präsidenten sprangen die Aktienkurse nach oben und machten einen großen Teil der Verluste aus den letzten sieben Tagen wieder wett.
Beim Öl war die Erholung verhaltener. Brent-Rohöl war gestern zunächst unter die Marke von 60 Dollar je Barrel gefallen. Das war der niedrigste Preis seit Anfang 2021, dem Höhepunkt der Pandemie. Nach der Nachricht vom Ende des globalen Zollkriegs sprang der Ölpreis um über zehn Prozent auf 66 Dollar je Barrel.
Doch dann ging es wieder abwärts. Im Moment steht Brent-Rohöl unter 65 Dollar je Barrel. Zur Erinnerung: Das sind immer noch zehn Dollar weniger als vor Beginn des Zollkriegs vor acht Tagen.
Für die Ölproduzenten sieht die Lage auf dem Ölmarkt nach wie vor düster aus: Der Handelskrieg zwischen den USA und China geht unvermindert weiter mit Zollsätzen über 100 Prozent. Die Folgen werden gravierend sein: Die beiden Länder verbrauchen über ein Drittel des globalen Ölangebots und erwirtschaften fast die Hälfte des globalen BIP.
Gleichzeitig hält das Ölkartell OPEC+ an seinem Kurs fest, die Trittbrettfahrer in ihrer Organisation durch eine höhere Ölförderung zu disziplinieren. Die Saudis zielen dabei vor allem auf Kasachstan, das seit vielen Monaten mehr Öl produziert, als es die gemeinsam vereinbarte Quote zulässt. Doch dort gibt es bisher kein Anzeichen für eine Kurskorrektur.
Eher unbeachtet blieb gestern der aktuelle Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt. Er zeigte höhere Rohölbestände und schrumpfende Produktlager. Die geschätzte Ölnachfrage blieb unter den Erwartungen. Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und die Umfragewerte des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderung der Lagerbestände im Vergleich zur Vorwoche und weitere Indikatoren für den amerikanischen Ölmarkt:
Rohöl: +2,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,1 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -3,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,8 Mio. Barrel (API)
Benzin: -1,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,2 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung (4-Wochen-Durchschnitt): 13,5 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. über Vorjahresniveau)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 19,6 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. unter Vorjahresniveau)
Der Handelsstart an den Ölbörsen in Europa verläuft bisher eher ruhig. Brent-Rohöl kostet aktuell 64,59 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 61,57 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 609,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9105 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0982 Dollar.
Nationaler Markt
Der deutsche Heizölmarkt gab die höheren Einkaufspreise ohne Zögern an die Verbraucher weiter. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittswert von knapp über 90 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das sind nur drei Euro weniger als vor einer Woche. Die Preise für Rohöl und Gasoil sind um über zehn Prozent gefallen.
Eine mögliche Erklärung liegt in der extrem hohen Nachfrage nach Heizöl in den letzten Tagen. Die Zahl der Bestellungen erreichte neue Rekordwerte. Das Schwarm-O-Meter, das den Anteil der Bestellungen nach Preisanfragen misst, spiegelt ebenfalls ein hohes Kaufinteresse wider. Der Preisoptimismus bleibt dabei unverändert groß, wie die aktuelle Lesereinschätzung zeigt.
Fazit: Trotz der Kurssprünge am gestrigen Abend bleibt der Abwärtstrend bei den Ölpreisen intakt. Ein Handelskrieg zwischen den USA und China ist noch immer wahrscheinlich, während gleichzeitig das Ölangebot stärker als erwartet steigt. Wer jetzt Heizöl ordern will, sollte also nichts überstürzen, sondern nach fairen Preisangeboten suchen.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Ab dem Jahr 2027 könnten die CO2-Abgaben für Heizöl steil steigen. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil