Internationaler Markt

Brent-Rohöl kostet am Morgen knapp über 72 Dollar je Barrel und bleibt damit nur wenige Dollar über dem Jahrestief. Damit setzt sich die Schwächephase fort, die schon seit September den Ölmarkt prägt.

Nach wie vor wird in den nächsten Monaten eine leichte Überversorgung des Marktes erwartet, die auf die Preise drückt. Seit den US-Wahlen kommt ein starker Dollar hinzu, der Öl und andere Rohstoffe für andere Währungsräume verteuert. Im Moment steht der Greenback sogar auf einem Zweijahreshoch. Ausländische Investoren erwarten in der Trump-Ära höhere Unternehmensgewinne und kaufen daher US-Aktien. Auch wird mit höheren Zöllen gerechnet, was wegen der sinkenden Importe dann ebenfalls den Dollar stärken könnte.

Ansonsten fällt die Begeisterung der Ökonomen über den Regierungswechsel eher verhalten aus. Kaum jemand rechnet mit einem höheren Wirtschaftswachstum. Angesichts der ersten Personalentscheidungen für das neue Trump-Kabinett fallen viele Analysten vielmehr von einer Ohnmacht in die nächste. Der 78jährige Trump vergibt die Posten nach Loyalität und Ergebenheit. Sachverstand, Erfahrung oder Intelligenz spielen kaum eine Rolle.

Da mittlerweile auch das Repräsentantenhaus an die Republikaner gefallen ist, kann die neue Regierungsmannschaft durchregieren. Die Verbündeten in Europa und die amerikanische Bevölkerung müssen sich wohl auf eine ganze Reihe von radikalen und gefährlichen Entscheidungen einstellen.

Im Ölmarkt wird damit gerechnet, dass Trump die Energiewende bremst und eher auf Öl und Gas setzt. Regulierungen wie z.B. die geplanten Abgaben für die extrem klimaschädlichen Methanemissionen werden wohl gestoppt. Das Ölangebot könnte in der Tendenz schneller steigen und auf die Preise drücken.

Unklar ist, wie es mit der Elektromobilität weitergehen soll. Trump gilt eher als Gegner, aber Elon Musk wird eventuell durchsetzen, dass in den USA produzierte Elektroautos auch weiterhin gefördert werden, während die chinesische Konkurrenz durch hohe Zölle abgeschreckt wird.

Ohnehin ist der Trend Richtung Batteriefahrzeuge kaum noch aufzuhalten. Im Oktober lagen die weltweiten Zulassungen satte 35% über den Vorjahreszahlen. Der Marktanteil bei den Neufahrzeugen liegt über 20 Prozent, mit Schwerpunkt China. Auch dieser Trend wird den Ölmarkt entlasten.

Nachdem das OPEC-Sekretariat seine Verbrauchsprognosen in dieser Woche erneut zurückschrauben musste, wird heute die Internationale Energieagentur ihre neue Prognose vorlegen. Vermutlich hält sie an ihrem eher verhaltenen Ausblick für den Ölmarkt fest.

Ähnlich zurückhaltend beginnt der heutige Handelstag an den europäischen Ölbörsen: Brent-Rohöl kostet im Moment 72,28 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 68,41 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 671,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9481 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0545 Dollar.

Nationaler Markt

Die Schwäche der internationalen Rohölpreise kann nicht verhindern, dass Heizöl in Deutschland teurer wird. Die Heizölpreis-Tendenz am Morgen zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von 94 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).

Das liegt zum einen an der Dollarstärke bzw. Euroschwäche. Gleichzeitig sind die Preise für Rotterdamer Gasoil, dem Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl und Diesel, stabiler als die Rohölpreise. Beides zusammen stabilisiert die Notierungen im deutschen Heizölmarkt.

An der Nachfrage liegt es eher nicht. Die Zahl der Bestellungen bleibt in dieser Woche unter dem Durchschnitt. Winterliche Temperaturen werden erst in der zweiten Novemberhälfte erwartet. Zudem haben sich viele Haushalte bereits im Jahresverlauf mit Vorräten eingedeckt. Die Schnäppchenjäger werden wohl erst aktiv, wenn sich die Heizölpreise der 90-Euro-Marke nähern.

Die übrigen Indikatoren deuten ebenfalls auf ein zurückhaltendes Marktgeschehen. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, fiel auf eine neutrale Stufe zurück. Auch das mathematische Tiefpreis-System, das Preistrends verfolgt, gibt im Moment keine Kaufempfehlung.

Ungebrochen ist dagegen der Preisoptimismus. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt, dass vier von fünf Stimmen einen Rückgang der Heizölpreise erwarten.

In der Tat gibt es im Moment nur wenige Argumente für deutlich steigende Ölpreise. Aber auch der Raum für fallende Preise wirkt begrenzt. Die militärischen Konflikte in Nahost, der Krieg in der Ukraine, die Unwägbarkeiten der US-Politik: Das Umfeld der Ölmärkte bleibt unberechenbar. Wer sich jetzt für den Winter eindecken will, sollte daher das aktuell moderate Preisniveau nutzen.

Trotzdem gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und langfristig steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil