Internationaler Markt
Während die Ölnachfrage sommerbedingt steigt, zeigen sich die Öllieferanten gewollt oder ungewollt knauserig. Das führt zu einer bullischen Gemengelage, in deren Verlauf die Preise bereits ordentlich zulegen konnten. Am Freitag wurde der Drang nach oben allerdings gebrochen. Die Preise waren offensichtlich zu heiß gelaufen. Sie benötigen eine vorübergehende Abkühlung.
In den reichen Ländern auf der nördlichen Hälfte der Erde ist die Reiselust nach den verstörenden Ereignissen der letzten Jahre zurückgekehrt. Mittlerweile wird sogar mehr geflogen als im Vor-Corona-Jahr 2019. Die Blechlawinen auf den Straßen wecken ebenfalls den Verdacht eines erhöhten Verkehrsaufkommens. Den Rest der hohen Energienachfrage steuert die allgegenwärtige Hitze bei, der man mit Klimaanlagen wenigstens im Inneren von Gebäuden Einhalt zu gebieten versucht.
Unter dem Eindruck einer dürftigen globalen Wirtschaftsentwicklung in der ersten Hälfte dieses Jahres reduzieren OPEC-Plus sowie Saudi-Arabien und Russland als größte Einzelproduzenten ihr Ölangebot derweil, um einem Preisverfall entgegenzuwirken. In den nächsten Monaten werden diese Maßnahmen höchstwahrscheinlich zu Angebotsengpässen und weiterer Preissteigerung führen. Wenn in dieser Situation, wie geschehen, ungewollte Lieferausfälle aus Libyen und Nigeria hinzukommen, wird die Preismaschinerie an Spotmärkten und Börsen schnell ekstatisch.
Libyen konnte seine Probleme dem Vernehmen nach beilegen. Das verhilft den Ölpreisen zur aktuellen Verschnaufpause. In dem durch Bürgerkrieg zerrütteten Land ohne funktionierendes Staatswesen wird der Ölstrom aber immer wieder aufgrund von Rivalitäten und Streitigkeiten abreißen. In Nigeria versagt die Ölinfrastruktur zyklisch, weil sie zwecks Diebstahls angezapft oder altersbedingt angefressen wird.
Der jüngste Anstieg der Ölpreise sorgt gerade für ein neues Phänomen von Verknappung. Es liegt in Indien und betrifft russisches Öl. Das konnte wider aller Sanktionen fast ungehindert weiterverkauft werden. Hauptabnehmer war nicht mehr Europa, sondern Indien. Russlands einziger Nachteil war ein reduzierter Preis, mit dem die neuen Abnehmer gelockt werden mussten. Mittlerweile ist dieser Preis marktbedingt in die Region von 60 Dollar pro Barrel gestiegen und kratzt am Preisdeckel der G7. Wenn der nach oben durchbrochen wird, drohen allen Teilnehmern der Lieferkette Sanktionen – Banken, Versicherungen, Reedern, Handels- und Hafengesellschaften und diversen Einzelpersonen. Indische Banken nehmen das sehr ernst und beginnen Kredite für russisches Öl zu blockieren.
Allzu große Sorgen vor einem Einbruch russischer Öllieferungen muss man sich allerdings nicht machen, denn sowohl indische als auch russische Geschäftsleute sind kreativ. Sie wechseln die Währung des Geschäfts oder die Schiffsladung auf See und deklarieren sie um. Russland kann natürlich den Preis senken. Das würde immerhin zu dem führen, was der Preisdeckel bewirken sollte, Mindereinnahmen in der russischen Staatskasse. Zum Austrocknen der russischen Kriegskasse wird es indes nicht kommen.
Heute Morgen wurden die Ölnotierungen an den Börsen noch etwas tiefer gelegt. Zur Stunde dümpeln sie eher seitwärts. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Abgang eine nennenswerte Fortsetzung bekommt, ist angesichts der Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage gering.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 74,57 Dollar und das Barrel Brent zu 79,02 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 749,50 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8900 Euro. Damit kostet der Euro 1,1234 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise drehen moderat bei, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Im Verlauf der letzten Woche hielten sie seitwärts, was angesichts des internationalen Aufwärtsdrangs durchaus bemerkenswert ist. Die Binnennachfrage ist derart schwach, dass die Weitergabe der gestiegenen Preise an den Endkunden nicht durchsetzbar schien. Das Aufwärtspotenzial bleibt gleichwohl erhalten. Es kommt vom Weltmarkt und von den unter Wassermangel leiden Schifffahrtswegen in Deutschland.
Das Bestellaufkommen ist hierzulande weiterhin dürftig. Die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise steigt derweil wieder. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank Platz bietet, sollten Sie in den kommenden Tagen Heizöl kaufen.
Der Gesetzentwurf zur Zukunft der Heizungen hat nach Nachbesserungen bis zur Unkenntlichkeit seinen Schrecken verloren. Für Ölheizer fällt er sogar hinter die geforderten Maßnahmen des gültigen Gebäudeenergiegesetzes (GEG) zurück. Bestehende Niedertemperatur-Ölheizkessel und Ölbrennwertkessel dürfen danach bis Ende 2044 betrieben werden, wenn der Eigentümer sie selbst nutzt. Ersetzt werden dürfen diese Geräte und solche noch älteren Typs, zum Beispiel Konstanttemperaturkessel, mindestens bis zum 30. Juni 2026 durch moderne Ölheizkessel ohne weitere Anforderungen, wenn bis dahin keine Möglichkeit zum Anschluss an ein Fernwärmenetz besteht.
Diese Angaben sind eine streng reduzierte Zusammenfassung der komplizierten Gesetzesnovelle ohne Gewähr. Eine detaillierte, lesbare Ausarbeitung werden wir vorlegen, sobald die Novelle vom Parlament beschlossen ist. Ob das tatsächlich geschehen wird, vermögen wir nicht abzusehen.
Deshalb möchten darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl nicht verboten ist und mit den meisten bestehenden Anlagen nicht verboten wird. Nach aktueller Gesetzeslage gilt das jetzt und über 2026 hinaus. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil