Internationaler Markt
Der gestrige Handelstag verlief wie erwartet wenig spektakulär. Heute Morgen geht es jedoch steil nach unten – nicht nur im Ölmarkt, sondern auch an den Aktienmärkten. Im Moment steht Brent-Rohöl über vier Prozent tiefer bei unter 79 Dollar je Barrel.
Am Donnerstag waren die Händler noch damit beschäftigt, die Aktionen der Verbraucherländer richtig einzuordnen. Die USA geben in den nächsten Tagen 32 Mio. Barrel aus ihren Strategischen Reserven in den Markt, um die Tankstellenpreise zu dämpfen. Japan, China, Indien, Südkorea und Großbritannien schlossen sich der Aktion an. Insgesamt könnten es dadurch 70 Mio. Barrel werden. Trotzdem reagierte der Ölpreis gestern kaum. Angesichts der geringen Umsätze am verlängerten Thanksgiving-Wochenende wollten zunächst nur wenige Trader neue Risiken eingehen.
Doch das ändert sich heute Morgen schlagartig. Short-Seller, also Händler, die auf fallende Kurse wetten, haben mit den Meldungen über eine neue Corona-Variante in Südafrika ihre “Story” gefunden. Die neue Virusmutation kann im Moment noch nicht richtig eingeschätzt werden, aber Experten in Südafrika und Großbritannien sind alarmiert. Strikte Reisebeschränkungen für Südafrika und angrenzende Länder werden bereits weltweit eingeführt.
Die Märkte reagieren heute Morgen schlagartig. Optimisten bauen Positionen ab, Pessimisten bauen ihre Leerverkäufe aus. Die Kursbewegungen werden durch den dünnen Feiertagshandel in den USA allerdings zusätzlich verstärkt und sind insofern nicht leicht zu interpretieren. Aber die Freigabe der Ölreserven gilt nun endgültig als bärisches Signal, da ein vergrößertes Ölangebot auf eine verringerte Nachfrage, vor allem im Flugverkehr, treffen könnte.
In der nächsten Woche treffen sich die OPEC+ Kartellstaaten, um über die planmäßige Erhöhung ihrer Fördermengen um 0,4 Mio. Barrel pro Tag im Januar zu beraten. Das sind über den Monat gerechnet nur 12 Mio. Barrel, also ein Bruchteil der Menge, die über die Strategischen Reserven auf den Markt fließen werden. Das Kartell ist nun politisch in einer Zwickmühle. Wenn es die Erhöhung aussetzt, gilt es endgültig als Preistreiber. Wenn es planmäßig erhöht, könnte es den Abwärtsdruck auf die Ölpreise weiter beschleunigen.
Der europäische Ölhandel beginnt heute Morgen mit großen Abschlägen. Die Händler haben offenbar auf einen ruhigen Handelstag gesetzt und werden nun von einer breiten Verkaufswelle überrollt. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 74,78 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 78,87 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 653,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8895 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1239 Dollar.
Nationaler Markt
Die deutschen Heizölpreise folgen den plötzlichen Panikverkäufen an den internationalen Ölbörsen nach unten. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittswert von 82,67 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Der steile Fall der Rohölpreise um über vier Prozent ist also noch nicht vollständig sichtbar.
Gestern blieb die Bestellaktivität auf dem üblichen Niveau. Schon seit Wochen sind die Mengen stabil, aber nur durchschnittlich. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt im Moment noch auf auf der mittleren Stufe. Doch das könnte sich heute ändern.
Der Anteil der Preisoptimisten stieg in der tagesaktuellen Lesereinschätzung auf 79 Prozent. Eine korrekte Einschätzung, wie aus heutiger Sicht deutlich wird. Nur die Preischarts wirken noch beeindruckt. Der kurzfristige Preiskorridor fällt weiterhin, aber der Anstieg der mittel- und langfristigen Korridore bleibt intakt.
Was tun? Noch ist unklar, ob der heutige Ausverkauf nur ein Sturm im Wasserglas ist oder der Beginn einer anhaltenden Ölpreisschwäche. Wer keine Risiken eingehen will, kann die aktuelle Preisdelle nutzen.
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Quelle: esyoil