Internationaler Markt

Seit zwei Monaten geben die Rohölpreise weltweit nach. Der Trend setzt sich auch Anfang Juni fort. Am heutigen Morgen kostet Brent-Rohöl nur noch knapp 81 Dollar je Barrel und steht damit in der Nähe des Jahrestiefs.

Die Ursache der aktuellen Preisschwäche ist schnell ausgemacht: Das gestrige Meeting des Ölkartells OPEC+. Die Kartellstaaten halten bisher enorme 5,9 Mio. Barrel pro Tag vom Markt fern, das sind knapp sechs Prozent des Weltölangebots. Ein Teil davon wurde in den letzten Jahren offiziell vereinbart (3,7 Mio.), ein Teil besteht aus zusätzlichen „freiwilligen Kürzungen“, vor allem durch Saudi-Arabien (2,2 Mio.). „Freiwillig“ ist nur ein anderer Ausdruck für den Alleingang finanzstarker OPEC-Mitglieder, weil die übrigen Petrostaaten nicht mitziehen wollten.

Am Sonntag beschloss das Ölkartell, den gemeinsamen Teil der Förderkürzungen bis Ende 2025 zu verlängern. Das kam nicht unerwartet, denn die Entscheidung verändert erst einmal nichts und kann jederzeit revidiert werden. Die Verlängerung gilt eher als Signal an die Ölkäufer, dass das Kartell noch funktioniert und dass man den Preis nicht ins Bodenlose fallen lassen will.

Eher überraschend war der zweite Teil der Beschlüsse. Der freiwillige Anteil der Förderkürzungen soll ab Oktober schrittweise innerhalb eines Jahres auslaufen. Mit anderen Worten: Ab Herbst kommt immer mehr Öl in den Markt. Am Ende werden es laut Plan 2,2 Mio. Barrel mehr sein. Das entspricht von der Größenordnung dem gesamten Ölverbrauch Deutschlands.

Hinter den Kulissen wurde offenbar heftig um die Zuteilung der Produktionsquoten gerungen. Länder wie Irak oder die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) bauen ihre Förderkapazitäten seit Jahren aus und dringen auf höhere Zuteilungen. Vor allem der Streit zwischen Saudi-Arabien und VAE kochte wie üblich hoch. Schließlich gab Riad nach. Die Emirate dürfen jetzt auf Kosten der anderen Kartellmitglieder mehr produzieren.

Der Ölmarkt ist heute damit beschäftigt, die neuen Informationen zu verdauen und einzuordnen. Im Moment dominiert eindeutig die bearishe Interpretation und die Preise geben nach. Das Kartell kann jetzt nur noch hoffen, dass sich die globale Ölnachfrage stärker als erwartet entwickelt.

Andernfalls könnten die Rohölpreise doch noch unter 80 Dollar je Barrel rutschen und in vielen Petrostaaten für klamme Kassen sorgen. Sicherheitshalber verkaufen die Saudis schon einmal einen Teil ihres Tafelsilbers: Am Wochenende wurden Aktien des staatlichen Ölkonzerns Aramco im Wert von 12 Mrd. Dollar an private Investoren verteilt.

Am frühen Morgen kostet Brent-Rohöl 80,91 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 76,84 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 730,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9212 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0853 Dollar.

Nationaler Markt

Der deutsche Heizölmarkt folgt den internationalen Vorgaben. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von nur noch 94,5 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das ist ein neues Jahrestief und der niedrigste Stand seit dem letzten Sommer.

Die Bestellaktivität bleibt auf einem sehr hohen Niveau. Schon seit zwei Monaten wird deutlich mehr gekauft als üblich.

Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht wieder auf einer hohen Stufe. Viele Verbraucher drängen in den Markt und nutzen die unerwartet niedrigen Preise. Der Preisoptimismus ist ungebrochen. Knapp neun von zehn Stimmen setzen in der täglichen Lesereinschätzung auf weiter fallende Heizölpreise.

Die Heizölkonsumenten frohlocken: Ein Preistief jagt das nächste. Wer ordern will, findet derzeit optimale Bedingungen vor.

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil