Internationaler Markt
Die Ölpreise befinden sich mal wieder auf dem Rückzug. Die in Dollar notierten Kontrakte streben ihren Jahrestiefs von Anfang September entgegen. Der Dollar legte zuletzt allerdings spürbar zu und ließ die Euro-Preise für Rohöl und Gasöl nicht soweit absinken. Das zeigt sich auch in den Heizölpreisen. Sie müssen noch eine nennenswerte Preisdifferenz überwinden, um zu den September-Tiefs aufzuschließen. Für ein Gelingen sollte die Vermeidung von kriegerischer Eskalation der beiden Hauptkonflikte im Nahen Osten und in der Ukraine ausreichen, denn die physische Marktlage entwickelt sich aus Verbrauchersicht günstig.
Die Nachrichten zur chinesischen Ölnachfrage verschlechtern sich weiter. Laut aktuellen Daten des chinesischen Statistikamts sank die Raffinerieverarbeitung im Oktober um 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und bleibt damit seit siebten Monaten unter den Vorjahreswerten. Trotz der Inbetriebnahme der neuen Yulong Petrochemical Raffinerie Ende September, die im Oktober bereits fast 90 Prozent ausgelastet war, blieb die allgemeine Raffinerieauslastung rückläufig. Analysten hatten eigentlich mit einer steigenden Nachfrage nach Benzin und Kerosin in der Urlaubswoche um den chinesischen Nationalfeiertrag gerechnet, die die Raffinerieproduktion beflügeln sollte.
Der Rückgang ist vor allem auf die kleineren, unabhängigen Raffinerien zurückzuführen. Ende Oktober betrug ihre Auslastung nur noch 59 Prozent. Vor einem Jahr lag der Wert bei 77 Prozent, was betriebswirtschaftlich bereits schwer zu verkraften war. Diese kleineren Anlagen leiden besonders unter den sinkenden Gewinnmargen für Mineralölprodukte, die im Oktober ihren bisherigen Jahrestiefststand erreichten. Ihre sinkende Auslastung schlägt sich im Rückgang der chinesischen Rohölimporte nieder. Die Situation befeuert Unsicherheiten und Sorgen zur Entwicklung der gesamten chinesischen Ölnachfrage.
Dieser Umstand samt seiner Extrapolation auf den Weltmarkt hat sich zu einer einigermaßen verlässlichen Bank für nachgebende Ölpreise entwickelt. In Europa könnten die Öl- und Energiepreise allerdings günstiger sein, wenn die EU einen anderen Umgang mit unserem ehemaligen Energiepartner Russland praktizieren würde. Die Vorstellung, die Kriegsmaschinerie des Kremls durch den Boykott von Energieimporten zu schwächen, hat sich als Fehleinschätzung mit Boomerang-Effekt entpuppt. Nicht Russland, sondern die EU ist wirtschaftlich geschwächt. Über die Fehleinschätzung spricht das konsternierte Führungspersonal nicht gern. Wer es dennoch versucht, darf keine Anerkennung für einen unkonformistischen Diskussionsbeitrag erwarten. Er erhält die kollektive Ablehnung der Kommissionsbürokraten.
Der ungarische Premierminister Viktor Orbán weiß das. Dennoch hat er erneut ein Ende der EU-Sanktionen gegen Russland gefordert, da diese seiner Meinung nach die Energiepreise in die Höhe treiben und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft gefährden. Orbán erklärte in einem Interview, dass die Senkung der Energiepreise eine Neubewertung der Sanktionspolitik erfordere. Er betonte, dass europäische Unternehmen im Vergleich zu US-Konkurrenten deutlich höhere Energiekosten tragen, was ihre Marktposition erheblich schwäche.
Ungarn, das traditionell stark von russischen Energieimporten abhängig ist, bezieht weiterhin den Großteil seines Öls und Gases vom Aggressor. Damit fährt das Land wirtschaftlich den Umständen entsprechend gut. Trotz der anhaltenden Kritik innerhalb der EU hat man nur begrenzte Maßnahmen ergriffen, um seine Energieversorgung zu diversifizieren. Orbán ist einer der wenigen EU-Staatschefs, die die Sanktionen gegen Russland regelmäßig infrage stellen, nicht zuletzt angesichts der wirtschaftlichen Auswirkungen auf Deutschland, das seiner Rolle als Wirtschaftslokomotive Europas nicht mehr gerecht wird.
An den Ölbörsen geht es heute Morgen recht ruhig zu. Das Wochenende hat keine Überraschungen zu Tage gebracht, die zum Wochenstart zu verarbeiten wären. Die Notierungen schwingen auf Höhe der Schlusskurse von Freitag. Rohöl ist zur Stunde etwas günstiger, Gasöl etwas teurer.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 67,10 Dollar und das Barrel Brent zu 71,13 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 664,88 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9483 Euro. Damit kostet der Euro 1,0545 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise zeigen wenig Bewegung, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Damit folgen sie internationalen Vorgaben. Eine Veränderung der Lage der Trendkanäle steht nach wie vor nicht auf dem Programm. Im kurzfristigen Bereich weist der Trend leicht aufwärts. In den mittel- und langfristigen Zeitansichten zeigen die Kanäle abwärts. Aus dieser charttechnischen Perspektive können die Träume von fallenden Preisen im Verlauf der nächsten Wochen und Monate Realität werden.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist in diesen Tagen eher ruhig. Richtig belebt ist indes die Hoffnung auf günstigere Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt in einigen Regionen der Republik Kaufsignale an.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Wer Sicherheit will, kauft zum gegenwärtigen Preis. Wer hinreichend Heizöl im Tank hat, sollte die Spekulation auf tiefere Preise riskieren.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil