Internationaler Markt
Die Brent-Rohölpreise halten sich auch heute in der Nähe von 44 Dollar je Barrel. Die gestrigen Meldungen über einen weiteren Impfstoff und das OPEC-Meeting Ende November ändern zwar wenig an der schwachen Ölnachfrage, aber sie sorgen für eine „Story“, oder gehobener: ein „Narrativ“, das die Phantasie der Trader beschäftigt. Immer weniger Spekulanten wagen es in dieser Stimmung, auf fallende Ölpreise zu wetten.
Die Lage im physischen Ölmarkt wird zudem immer unübersichtlicher. In Asien wirkt die Ölnachfrage stark, in Europa schwach. Die USA liegen irgendwo dazwischen. Dasselbe gilt für das Ölangebot. Libyen kehrt zurück auf den Markt, aber die Schieferölfirmen in den USA werden anscheinend wieder vorsichtiger.
Sieht man vom dezimierten Flugverkehr ab, normalisiert sich der amerikanische Ölmarkt sogar allmählich. Die Nachfrage liegt zwar 10 Prozent unter dem Vorjahr, aber das gilt auch für die heimische Ölförderung. Die starke Hurrikansaison bremste die Produktion in den letzten Wochen sogar noch stärker.
Die US-Lagerbestände sind nicht mehr weit von den langjährigen Durchschnittswerten entfernt. Das bestätigten die gestrigen Lagerdaten. Vor allem der Abbau bei Diesel/Heizöl überraschte. Hier die Zahlen des US-Energieministeriums (DOE) und des US-Branchenverbandes (API) im Überblick:
Rohöl: +4,2 Mio. Barrel (API) bzw. +0,8 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: -5,0 Mio. Barrel (API) bzw. -5,2 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: +0,3 Mio. Barrel (API) bzw. +2,6 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 10,9 Mio. Barrel pro Tag (1,9 Mio. unter Vorjahreswert)
Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 19,4 Mio. Barrel pro Tag (2,0 Mio. unter Vorjahreswert)
Auch die Situation beim Ölkartell OPEC+ wird unübersichtlicher. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Nahe Osten in diesem Jahr in Bewegung gekommen ist. Vergleichsweise moderne Staaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate nähern sich Israel an und drohen unbestätigten Meldungen zufolge sogar mit dem Austritt aus der OPEC.
Der Iran könnte im nächsten Jahr wieder aktiver werden, falls der neue US-Präsident einen entspannteren Kurs gegenüber Teheran einschlägt. Das würde wiederum die Saudis stärker unter Druck setzen, die bislang zusammen mit Moskau das Ölkartell weitgehend ungestört lenken konnten. Hinzu kommt das leidige Problem mit den „Cheatern“ wie Irak, die sich nicht an die OPEC-Beschlüsse halten und über ihrer Quote exportieren. Es ist daher völlig offen, welchen Kurs das Ölkartell in zwei Wochen beschließen wird.
Auch die Händler wissen am heutigen Morgen offenbar nicht, welchen Kurs sie einschlagen sollen. Der Handel startet vorsichtig mit wenig veränderten Preisen. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 41,84 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 44,53 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 362,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8439 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1847 Dollar.
Nationaler Markt
Heizöl bleibt auch heute zwischen 40 und 41 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Die Heizölpreis-Tendenz zeigt bislang in dieser Woche nur wenig Bewegung. Die leicht steigenden Rohölpreise kommen also nur gedämpft bei den Verbrauchern an.
Das könnte daran liegen, dass die Kaufeuphorie der letzten Wochen einer normalen Marktstimmung Platz gemacht hat. Die Bestellmengen bewegen sich jetzt nur noch auf einem durchschnittlichen Niveau. Das milde Wetter bremst wohl zusätzlich. Nur der Preissprung zum 1.1. mahnt zur Eile (siehe „Spartipp“ unten im Text).
Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht wieder auf dem zweithöchsten Wert. Wer anfragt, scheint also mit den Preisen zufrieden zu sein.
Dafür könnte auch der gedämpfte Preisoptimismus verantwortlich sein. Etwas mehr als zwei Drittel der Stimmen erwarten laut der tagesaktuellen Lesereinschätzung fallende Heizölpreise. Das ist ein vergleichsweise niedriger Wert nach über 90 Prozent vor wenigen Wochen. Auch die Preischarts stimmen vorsichtig: Kurzfristig ist ein Aufwärtstrend sichtbar.
Was tun? Es gilt nach wie vor: Wer den Preissprung zum Jahresstart vermeiden will, muss jetzt ordern, um das Heizöl rechtzeitig im Tank zu haben.
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Quelle: esyoil