Internationaler Markt
Die Ölpreise beschleunigten gestern ihren Erholungskurs. Brent-Rohöl legte um über 3 Prozent auf aktuell knapp 92 Dollar je Barrel zu. Die Medien konzentrieren sich bei ihren Erklärungen auf das heutige Meeting des Ölkartells OPEC+, zu dem auch Russland gehört. Aber auch der deutlich schwächere Dollar, das Abflauen der britischen Finanzmarktkrise und eine simple technische Reaktion auf den steilen Ölpreisrückgang der letzten Monate sind wichtige Faktoren.
Die Schlagzeilen werden aber von der OPEC+ dominiert. Schon im Vorfeld sickerte durch, dass sich die Länder auf eine Kürzung ihrer Förderquoten um 1-2 Mio. Barrel verständigen werden, um die Ölpreise wieder nach oben zu treiben. Technische Störungen, geringe Investitionen und Sanktionen aller Art sorgen allerdings schon jetzt dafür, dass das tatsächliche Ölangebot 3,5 Mio. Barrel pro Tag, also fast vier Prozent des Weltölangebots, unter den vereinbarten Quoten bleibt.
Daher schaut der Markt vor allem darauf, was die Länder ankündigen, die ihre Quoten voll ausschöpfen können, also Saudi-Arabien und die Emirate (UAE). Es wäre ein preistreibendes Signal, wenn diese Länder ihre tatsächlichen Fördermengen zurückfahren wollen.
Im Fall Russland wird der Umfang der Exporte ohnehin stärker in Brüssel als in Moskau bestimmt. Agenturen melden heute, dass sich die EU nun doch dem G7-Vorschlag eines Preisdeckels für russisches Öl anschließen wird. Noch in dieser Woche sollen die Minister der 27 EU-Länder grünes Licht geben. Das könnte auch das leidige Problem der Transporte von russischem Öl mit griechischen Tankern entschärfen. Athen profitiert bisher von einer Ausnahmeregelung der EU-Sanktionen. Diese Ausnahme soll dann, so die Agenturen, nur noch gelten, wenn der Preisdeckel eingehalten wird.
Auch die gestrigen Zahlen des US-Branchenverbandes API stützen die Ölpreise. Obwohl in der Berichtswoche erneut über 6 Mio. Barrel aus der staatlichen Ölreserve in den Markt flossen, schrumpften die Rohölvorräte um 1,8 Mio. Barrel. Noch stärker war der Rückgang bei Benzin und Heizöl/Diesel mit zusammen 7,5 Mio. Barrel. Wie üblich, gibt es aber erst heute Nachmittag vom amerikanischen Energieministerium die genaueren Wochendaten.
Die Lage ist heute also noch unübersichtlicher als sonst. Das bislang dominierende Thema, also die schwächere Ölnachfrage angesichts einer wahrscheinlichen Rezession in vielen Regionen der Welt, gerät dadurch in den Hintergrund. Die Themen OPEC und Russland beherrschen die Diskussion.
Heute Morgen halten sich die Ölpreise daher auf dem höheren Niveau. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 91,98 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 86,61 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 1123,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 1,0026 Euro wert. Damit steht der Euro bei 0,9975 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise ziehen heute erneut an. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis, der nur noch knapp unter 160 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter) liegt.
Der stärkere Euro kann den Trend nur leicht abschwächen. Die Preise für Gasoil, also das Vorprodukt für Heizöl/Diesel, legten gestern doppelt so stark wie die Rohölpreise zu. Dazu tragen auch die Raffineriestreiks in Frankreich bei, die nun schon in die zweite Woche geht. Trotz ihrer Rekordgewinne feilschen die Ölkonzerne um jeden Euro. Das Land muss deshalb mehr Ölprodukte als üblich importieren, was vor allem die knappen Diesel- und Heizölvorräte trifft.
Die Zahl der Bestellungen geht in dieser Woche zurück. Es wäre allerdings voreilig, daraus auf ein geringeres Interesse zu schließen. Viele Händler sind schlicht ausgebucht und können auf absehbare Zeit nicht liefern. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt daher auf der Stufe “Hoch”. Kein Wunder, denn der Preispessimismus ist eher noch gestiegen. Nur noch etwa jede zweite Stimme in der täglichen Lesereinschätzung rechnet mit einem Rückgang der Heizölpreise.
Der aktuelle Preisanstieg zeigt, dass die Risiken im Ölmarkt noch lange nicht ausgestanden sind. Ab Dezember kommt mit dem Start der EU-Sanktionen und den russischen Reaktionen darauf eine weitere Unwägbarkeit hinzu. Trotz der hohen Preise sollte daher rechtzeitig für den Winter vorgesorgt werden.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten und ihre Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.
Quelle: esyoil