Internationaler Markt
Die Rohölpreise erlebten gestern eine Achterbahnfahrt. Nach einem müden Start machten plötzlich Meldungen die Runde, dass bei den Atomverhandlungen zwischen den USA und Iran ein Durchbruch in Sicht sei.
Die Rohölpreise gaben schlagartig über 4 Prozent nach und sanken Richtung 73 Dollar je Barrel. Eine Einigung könnte bedeuten, dass Teheran mehr Öl in den Weltmarkt exportieren kann. Die Meldungen sprachen von 1 Mio. Barrel pro Tag, also etwa 1 Prozent des Weltölverbrauchs. Zusätzlich hätte Teheran wieder Zugriff auf große Kapitalmengen, die auf ausländischen Banken eingefroren wurden. Im Gegenzug sollte der Iran auf die weitere Anreicherung seines Urans verzichten.
Bisher wird iranisches Öl entweder im grauen Markt auf verschlungenen Wegen aus dem Land gebracht, oder es wird in Märkte wie China exportiert, die die amerikanischen Sanktionen schlicht ignorieren.
Die Meldung schien durchaus Sinn zu machen, denn Washington versucht seit einiger Zeit, einen Keil zwischen die Regime in Moskau und Teheran zu treiben, um iranische Waffenlieferungen nach Russland zu stoppen. Fallende Ölpreise und damit niedrigere Tankstellenpreise wären für Washington auch innenpolitisch von Vorteil.
Doch wenig später kamen die Dementis aus den USA und aus dem Iran. Die Rohölpreise erholten sich wieder, bleiben aber deutlich unter dem Niveau vom Vormittag.
Danach setzten sich wieder die alten Themen durch: Konjunktur und Zinsen. Die Ölpreise fallen damit trotz des saudischen Widerstands die zweite Woche in Folge, falls es heute keine größeren Veränderungen gibt. Der Lageraufbau in den USA und die schwachen chinesischen Exportdaten geben den Ausschlag und überlagern die Angebotsrisiken.
Beide Länder haben derzeit mit zusätzlichen Problemen zu kämpfen. Die Rauchschwaden über dem Osten der USA, ausgelöst durch zahlreiche kanadische Waldbrände, die nicht mehr kontrolliert werden können, sorgen weiterhin für dystopische Bilder und gesundheitsschädliche Smogwerte. In China wiederum lässt die ungewöhnlich frühe Hitzewelle nicht nach. In Peking, also im Norden des Landes, werden – nach weit über 30 Grad in dieser Woche – über 40 Grad in der kommenden Woche erwartet. Die sehr ungewöhnlichen Temperaturen schon zum Sommerstart hätten schon längst das Stromnetz an seine Grenzen gebracht, wenn nicht die Konjunkturschwäche den Bedarf der Fabriken gesenkt hätte.
Der Ölhandel in Europa startet am Morgen mit Abschlägen. Brent-Rohöl kostet am frühen Vormittag 75,43 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 70,77 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 700,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9280 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0774 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben heute nach und folgen damit den internationalen Vorgaben auf dem Rohölmarkt. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von etwas unter 89 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Die Bestellaktivität ist derzeit gering. Die Preise sind nicht tief genug, um Interesse zu wecken, steigen aber auch nicht so stark, um Unruhe zu erzeugen. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, reflektiert die entspannte Atmosphäre und steht nach wie vor auf der mittleren Stufe. Die Zahl der Preisoptimisten bleibt ebenfalls fast unverändert. Knapp 80 Prozent der Voten rechnen in der täglichen Lesereinschätzung mit fallenden Heizölpreisen.
Was tun? Die Ankündigung aus Saudi-Arabien ist offenbar verpufft. Der gestrige Preiseinbruch nach einzelnen Medienmeldungen zeigt, dass die Ölpreise anfällig sind. Nach wie vor gilt: Wer demnächst Heizöl kaufen will, muss nichts überstürzen und kann auf eine günstige Gelegenheit warten.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil