Internationaler Markt

Die durch westliche Sanktionspolitik getriebene Ölpreisrally hat gestern ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Aktuell geben die Notierungen nach. Das mag an einer temporären Umorientierung der Aufmerksamkeit Richtung Nahost liegen, wo man dem Vernehmen nach kurz vor einem Waffenstillstandsabkommen steht.

Israel erwartet in den kommenden Stunden die Antwort der Hamas zu dem von Katar überbrachten Abkommensvorschlag. Laut dem scheidenden US-Präsidenten Joe Biden ist eine Einigung nahe und sollte noch vor dem Amtsantritt seines Nachfolgers in trockenen Tüchern liegen. Bereits im November 2023 gab es eine einwöchige Waffenruhe, die jedoch Anfang Dezember endete. Darauf wurden die Kämpfe wieder aufgenommen. Frühere Verhandlungen scheiterten an gegenseitigen Vorwürfen und Forderungen. Neuigkeiten über den Konflikt beeinflussen regelmäßig die Ölpreise an den internationalen Märkten, obwohl der Krieg das tatsächliche Ölangebot bisher kaum beeinträchtigt hat.

Das preisrelevante Sanktionsthema ist allenfalls aufgeschoben aber nicht aufgehoben. Nachdem die USA in der Angelegenheit bereits einige Fakten geschaffen haben, fordern nun sechs EU-Staaten, allesamt Anrainer des Baltikums, eine Senkung des Preisdeckels von 60 Dollar pro Barrel für russisches Rohöl. Die Deckelung wurde im Dezember 2022 von den G7-Staaten, der EU und Australien eingeführt, um Russlands Einnahmen aus Ölverkäufen zu begrenzen und die Finanzierung des Kriegs gegen die Ukraine einzuschränken. Für Mineralölprodukte gilt seit Februar 2023 ein Preisdeckel von 100 Dollar pro Barrel.

In einem offenen Brief betonten die Länder, dass eine Verschärfung der Sanktionen durch eine niedrigere Preisgrenze notwendig sei, um Russlands wichtigste Einnahmequelle weiter zu schwächen. Sie sehen dabei kaum ein Risiko für einen Angebotsschock, da der Ölmarkt inzwischen besser versorgt sei als im Jahr 2022. Konkrete Vorschläge zur Höhe des neuen Preisdeckels wurden allerdings nicht gemacht.

Experten sind sich über die Auswirkungen der Sanktionsmaßnahmen auf das globale Ölangebot indes uneinig. Goldman Sachs hält einen Rückgang von bis zu 1,7 Mio. Barrel pro Tag für möglich, während die Fachleute der ING diesen bei maximal 0,7 Mio. Barrel pro Tag sehen. Aber selbst diese Menge könnte den eigentlich erwarteten Angebotsüberschuss für das Jahr zunichtemachen. Der begann bereits im Dezember zu bröckeln, als die EIA (Statistikbehörde im US-Energieministerium) ihre Prognose zum weltweiten Ölangebot in 2025 um 0,4 Mio. Barrel pro Tag zusammendampfte. Die Nachfrageprognose blieb derweil nahezu unverändert.

Härtere Sanktionen wirken preis- und inflationstreibend. Sollte das Szenario um die von Donald Trump angekündigten Strafzölle auf Importe angereichert werden, droht die Gefahr einer finanzpolitisch toxischen Lage. Sie würde eine Wende bei der Lockerung der Zinsen durch die US-Notenbank erzwingen. Weil das nicht als Interesse des unberechenbaren Präsidenten eingeschätzt wird, meinen Finanzjongleure nun die Chance auf mehr Achtsamkeit im Umgang mit Strafzöllen zu erkennen. Das klingt sehr berechnend.

An den Börsen sucht man heute Morgen eine Haltung. Nach einem deutlich Rückgang werden die Verluste der Ölnotierungen inzwischen abgebaut. Mit anderen Worten, die Preise steigen schon wieder.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 78,90 Dollar und das Barrel Brent zu 80,95 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 747,25 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9744 Euro. Damit kostet der Euro 1,0260 Dollar.

Nationaler Markt

Der aktuellen Heizölpreis-Tendenz ist zu entnehmen, dass die Heizölpreise fast so teuer sind wie vor einem Jahr. Das entspricht überhaupt nicht den Erwartungen. Diese fußten auf der Idee einer sich entwickelnden Überversorgung am Ölmarkt. Härte Sanktionspakete gegen Russland hatte kaum jemand auf dem Radarschirm. Durch die neuen Umstände, die an den internationalen Börsen zu Preisvorgaben werden, wurden die Trendkanäle für Heizölpreise bullischer getrimmt. Im kurz- und mittelfristigen Bereich sind sie nun aufwärts gerichtet. Die 12-Monats-Ansicht zeigt noch eine schwache Abwärtseinstellung. Diese sollte man noch nicht in Gänze abschreiben.

Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt droht einzuschlafen. Die Hoffnung auf günstigere Preise ist marginalisiert. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen trotzdem noch auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem kaum noch vorhandenen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Wer Sicherheit vor einem Leerstand benötigt, sollte allenfalls eine Teilmenge Heizöl ordern.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil