Internationaler Markt
Die Rohölpreise gaben gestern etwas nach. Am heutigen Morgen steigen sie wieder auf etwas über 108 Dollar je Barrel. Unter dem Strich tut sich nicht viel: Schon seit sechs Wochen mäandert Brent-Rohöl um die Marke von 110 Dollar je Barrel.
Die Seitwärtsbewegung überrascht auf den ersten Blick. Libyen hat mal wieder große Exportprobleme und ein Ölembargo der EU gegen Russland gilt als wahrscheinlich. Die gestrige TV-Debatte zwischen Macron und Le Pen wurde auch in Ölkreisen mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Die meisten Beobachter sahen einen Punktsieg des amtierenden Präsidenten. Damit steigen seine Chancen auf eine Wiederwahl am Sonntag, was wiederum ein Ölembargo wahrscheinlicher macht. Der deutsche Bundeskanzler wird sich wie üblich dagegen stemmen. Der Kompromiss könnte ein Embargo ab dem Sommer sein.
Ein “halbes” Embargo ist ohnehin bereits sichtbar. Seit zwei Wochen sinken die russischen Ölexporte, da die Bestellungen aus der Vorkriegszeit jetzt abgearbeitet sind. Da viele Einkäufer mit einem offiziellen Embargo rechnen, sehen sie sich bereits nach alternativen Lieferanten um. In Russland werden immer mehr Ölquellen stillgelegt, denn die Wirtschaftskrise lässt auch die heimische Nachfrage schrumpfen.
Dazu passt auch die zweite Meldung: Der Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt wartete gestern mit einigen Überraschungen auf. Die gewerblichen Rohölbestände fielen gegenüber der Vorwoche um enorme 8,0 Mio. Barrel. Weitere 4,7 Mio. Barrel verließen die nationale Ölreserve. Die Zahlen sind zum Teil die Kehrseite des ebenfalls ungewöhnlich starken Lageraufbaus in der Vorwoche. Doch das reicht als Erklärung nicht aus.
Anders als in den Monaten zuvor war der Lagerabbau dieses Mal nicht das Ergebnis einer starken Nachfrage in den USA. Vielmehr sprangen die Exporte auf ein Mehrjahreshoch. Knapp 30 Mio. Barrel Rohöl wurden verschifft. Beobachter sehen darin die ersten Anzeichen, dass russische Öllieferungen schrittweise durch andere Quellen, darunter eben auch amerikanisches Öl, ersetzt werden.
Hier der Wochenbericht im Überblick:
Rohöl: -4,5 Mio. Barrel (API) bzw. -8,0 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: -1,7 Mio. Barrel (API) bzw. -2,7 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: +2,9 Mio. Barrel (API) bzw. -0,8 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 11,9 Mio. Barrel pro Tag (0,9 Mio. über Vorjahreswert)
Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 19,4 Mio. Barrel pro Tag (0,3 Mio. unter Vorjahreswert)
Heute Morgen steigen die Ölpreise leicht an. Im Vergleich zum gestrigen Handelsstart hat sich jedoch kaum etwas verändert. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 103,45 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 108,16 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 1150,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9189 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0881 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich seit einer Woche nur minimal. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am heutigen Morgen einen landesweiten Durchschnittswert von 130,81 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Der Heizölmarkt zeigt sich von seiner ruhigen Seite. Die Bestellaktivität ist höchstens durchschnittlich. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht dazu passend auf einem mittleren Niveau. Wärmeres Wetter und konstant hohe Preise sind dafür wohl die wichtigsten Ursachen.
In der täglichen Umfrage erwarten zwei Drittel der Kundschaft fallende Preise. Auch da hat man schon einmal höhere Werte gesehen. Die Hoffnung auf eine Normalisierung des Preisniveaus ist etwas verschwunden.
Was tun? Noch immer gilt, dass die Heizölpreise weit über einem fairen Preisniveau liegen. Andererseits könnte es schon bald ein Ölembargo der EU gegen Russland geben. In der darauf folgenden Krisenstimmung wird es wie üblich Preisübertreibungen geben, bevor sich die Lage wieder beruhigt. Ein Krisenvorrat im Tank wäre daher keine schlechte Idee.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Quelle: esyoil