Internationaler Markt
Nach zwei verlustbehafteten Wochen in Folge könnte man auf die Idee kommen, dass die Ölpreise nun endlich abwärts ziehen. Immerhin ist dieses doppelte Minus das erste seit Anfang September, dem Beginn des aktuellen Seitwärtskurses. Die Wahrscheinlichkeit für den ersehnten Abgang ist allerdings gering, da es fortwährend Umstände gibt, die einen klaren Wechsel des Preisniveaus verhindern. Anders formuliert, die Marktteilnehmer leiden an anhaltender Verunsicherung.
Mit ihrer Verlängerung der Produktionskürzungen in der letzten Woche hat die OPEC-Plus die Prognose der Überversorgung des Ölmarkts im kommenden Jahr ins Wanken gebracht. Einige Analysten sehe nun eine angespannte Versorgungslage vorher. Insgesamt herrscht im Lager der Experten Unsicherheit über den Lauf den Dinge. Während einige ein Defizit erwarten, rechnen andere weiterhin mit einem Überschuss.
Rystad Energy prognostiziert beispielsweise, dass die fortgesetzten Kürzungen in 2025 eine Unterversorgung von 0,3 Mio. Barrel pro Tag bewirken werden. Zuvor wähnten sie einen Überschuss von 0,7 Mio. Barrel pro Tag. Einen baldigen Preisrückgang sehen sie unter den neuen Bedingungen nicht mehr. Morgan Stanley erwartet indes weiterhin ein Überangebot, das allerdings geringer ausfallen wird, als bisher angenommen wurde. Die Bank hat ihre Ölpreisprognosen für die zweite Jahreshälfte um zwei bis vier Dollar pro Barrel angehoben. ING reduziert das geschätzte Überangebot von 1,0 Mio. Barrel pro Tag auf 0,5 Mio. Barrel und ordnet ihm einen durchschnittlichen Brent-Preis von 71 Dollar pro Barrel zu.
Unsicherheit wird auch zur Lage des Nahen Ostens gepflegt. Die nicht endenden Konflikte und ihre Austragungsart schüren immer wieder die Sorge, dass die Ölproduktion der Region früher oder später ins Visier einer Kriegshandlung geraten könnte. Während Israel nicht von den Angriffen im Libanon und im Gazastreifen lassen kann oder will, wurde in Syrien nun das Assad-Regime nach fast 54 Jahren gestürzt. Gleichzeitig hat Israel die Kontrolle über die Golanhöhen übernommen. Die Region gilt seit 1974 als Pufferzone zwischen Israel und Syrien. Benjamin Netanjahu ist der Auffassung, dass das Jahrzehnte alte Waffenstillstandsabkommen durch den Rückzug syrischer Truppen hinfällig geworden sei und die Okkupation des Gebiets erfordere. Netanjahu schließt nicht aus, dass Israel auch militärisch in Syrien aktiv wird. Das Land schaut einer ungewissen Zukunft entgegen.
Die Tatsache, dass die Ölversorgung aus dem Nahen Osten trotz der heißen Konflikte bisher stabil geblieben ist, zerstreut die Sorge vor einem anderen Gang der Geschichte nicht. Dreh- und Angelpunkt der Befürchtungen ist eine mögliche Beteiligung Irans an kriegerischen Auseinandersetzungen. Diese würde die Ölinfrastruktur des Landes umgehend zur Zielscheibe machen. Ein Maß für die Sorge ist die Höhe der Risikoprämie im Ölpreis.
Heute Morgen hat die Sorge Konjunktur. An den Börsen schnellen die Risikopräminen hoch. Die Ölnotierungen gewinnen an Wert. Dabei haben sie den Freitagsverlust und den Verlust der letzten Woche bereits kassiert. Mit der Reaktion musste sich offensichtlich eine Anspannung Luft verschaffen. Ob diese Anspannung heute Nachmittag von den Brokern der Wall Street bestätigt wird, ist nicht absehbar. Bisweilen kommen sie mit einer gänzlich anderen Haltung dazu und drehen den Markt um 180 Grad.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 68,24 Dollar und das Barrel Brent zu 72,10 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 657,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9461 Euro. Damit kostet der Euro 1,0568 Dollar.
Nationaler Markt
Nach einem freundlichen Preisverlust in der letzten Woche drehen die Heizölpreise heute Morgen aufwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Damit folgen sie den internationalen Vorgaben außerordentlich direkt. Der übergeordnete Trend weist mittlerweile eher ab- als seitwärts. Das deutet sich in der 6-Monats-Ansicht an. Die 3- und 12-Monats-Ansichten zeigen sogar solide abwärts. Aus charttechnischer Perspektive könnte der Traum von fallenden Preisen im Verlauf der nächsten Wochen also durchaus Realität werden. Neben den fürchterlichen Kriegsereignissen, die diesem Traum immer wieder entgegen gesetzt werden, vereitelt die nächste Stufe der CO2-Abgabe aber höchstwahrscheinlich seine Realisierung.
Neujahr ist der Stichtag für die weitere Erhöhung der CO2-Abgabe zur Rettung des Weltklimas. Der neue Nettopreis (exkl. MwSt.) für das bei der Verbrennung fossilen Heizöls emittierte CO2 beträgt 55 € pro Tonne oder 14,6 Cent pro Liter. Die Bruttodifferenz (inkl. MwSt.) zum gegenwärtigen CO2-Preis beträgt 3,2 Cent pro Liter. In anderen Worten, ab dem 01.01.2025 wird Heizöl definitiv 3,2 Cent teurer. Im Gegensatz zu allen anderen Veränderungen des Heizölpreises ist diese Preiserhöhung vorhersagbar.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt ist in diesen Tagen recht belebt. Sehr belebt ist auch die Hoffnung auf günstigere Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem hohem Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt in allen Regionen der Republik Kaufsignale an.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Wer Sicherheit will, kauft zum gegenwärtigen Preis. Wer hinreichend Heizöl im Tank hat, sollte die Spekulation auf tiefere Preise riskieren.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil