Internationaler Markt
In Israel tobt der nächste Krieg. An den Ölbörsen kommt es wieder zur typischen Spontanreaktion. Preisanstieg. Die Spontanität konnte sich allerdings nur verspätet entladen, da die Börsen sonntags weltweit geschlossen sind. Bei ihrer Eröffnung um 0:00 Uhr war Rohöl der Sorte Brent sofort 2,0 Prozent teurer als vor dem Wochenende. Die Notierungen kletterten dann bis auf plus 5,4 Prozent gegenüber dem letzten Schlusskurs. Der Gasölpreis sprang spontan um 1,5 Prozent höher und steigerte das Plus im weiteren Verlauf des Morgens auf 4,4 Prozent im Vergleich zur letzten Freitagsnotierung.
Die Preisreaktion fällt vergleichsweise mild aus, da sich im Konflikt zwei Kombattanten gegenüberstehen, die kein Ölangebot im Programm haben. Dieser Umstand könnte bestenfalls dazu führen, dass die Spontanteuerung zügig zurückgenommen wird. Da hinter den Angreifern der Iran als treibende Kraft vermutet wird, wäre mittelbar aber sehr wohl ein zur Disposition stehendes Ölangebot im Spiel. Das wäre zumindest börsenphilosophisch gefährdet, wenn die westliche Welt ebenfalls mit einer typischen Spontanreaktion reagieren sollte, der Wirtschaftssanktion. Die würde den Iran selbstverständlich weit weniger treffen als westliche Verbraucher, da das Land über umfängliche Erfahrungen bei der Nutzung unorthodoxer Verkaufskanäle verfügt. Das gilt mittlerweile übrigens auch für Russland, das die westlichen Sanktionen erstaunlich gut entkräften konnte.
Was westliche Sanktionen nicht zu schaffen vermögen, erledigt nach einer Einschätzung der Weltbank indes die Selbstkasteiung beim Ölverkauf recht gut. Saudi-Arabien geht in dieser Angelegenheit hart mit sich selbst um. Es senkte seine Ölproduktion im Juni auf rund neun Mio. Barrel pro Tag. Das langjährige Mittel der Förderung liegt bei zehn Mio. Barrel täglich. Aufgrund der Drosselung soll das prognostizierte Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes statt auf ein Wachstum von 2,2 Prozent auf einen Abschwung von 0,9 Prozent hinauslaufen. Saudi-Arabiens Wirtschaft ist zu 80 Prozent direkt vom Öl abhängig. Rechnet man Sekundärprodukte der Kunststoff- und Chemieindustrie hinzu, beträgt die Abhängigkeit sogar 93 Prozent.
Dieser Einschätzung zum Trotz hält Saudi-Arabien zusammen mit Russland an den Sonderkürzungen von 1,3 Mio. Barrel pro Tag bis Jahresende fest. Dabei übernimmt Russland kaum ein Viertel der Kürzungslast. In der letzten Woche begann die große Anstrengung zu allem Überfluss für den Wüstenstaat sogar ihre preisstabilisierende Wirkung zu verlieren. Sie wird von neuen Rezessions- und Zinssorgen überboten. Diese Entwicklung fand letzten Freitag mit den Arbeitsmarktdaten der USA neue Nahrung. Ein weiterer Preisabgang wäre sehr wahrscheinlich gewesen, wenn die Geopolitik nicht diesen zusätzlichen Krieg auf die Agenda gebracht hätte. Der konterkariert nun die neue Unerschrockenheit vor einer Angebotsknappheit.
An den Ölbörsen scheint die Aufwärtsbewegung zur Stunde ausgereizt zu sein. Rohölnotierungen für die Sorte Brent stabilisieren sich bei einem Plus von 2,9 Prozent gegenüber Freitag. Notierungen für Gasöl liegen bei Plus 4,2 Prozent. Sie legten aber bereits im Freitaghandel zu, so dass das Plus zu Freitagfrüh auf 5,6 Prozent ansteigt. Aus den USA ist heute Nachmittag kein zusätzlicher Impuls zu erwarten, da dort der Kolumbus-Tag gefeiert wird.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 85,46 Dollar und das Barrel Brent zu 87,00 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 904,75 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9488 Euro. Damit kostet der Euro 1,0536 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen spürbar an, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen den Vorgaben des internationalen Markts, der den Krieg in Israel heute Morgen eingepreist hat. Ob es dadurch zu einer Rückkehr des September-Preisniveaus kommen wird, muss sich noch zeigen. Noch darf man hoffen, dass uns das erspart bleibt. Preistreibend können indes zwei nationale Einflüsse wirken. In der Bayernoil-Raffinerie kam es zu einem Brand. Dieser ist zwar mittlerweile unter Kontrolle. Die Auswirkung auf die Versorgung ist aber noch nicht geklärt. Auf den Wasserstraßen nähern sich die Pegel wieder ihren kritischen Tiefständen. Dadurch steigen die Frachtkosten. Innerhalb der letzten zwei Wochen legten sie teilweise um über 50 Prozent zu.
Im Binnenmarkt kommen die Bestellungen nicht zuletzt wegen der neuen Kriegsverunsicherung flutartig herein. Die Hoffnung auf noch günstigere Preise wird wieder fallen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf sehr hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise, dessen Datengrundlage aber im Wesentlichen vor dem Kriegsausbruch eingegangen ist.
Unser Satz an alle unentschlossenen Käufer lautet: Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach.
Neues zum Heizungsgesetz finden sie in den News vom 12. September 2023.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil