Internationaler Markt
Die Ölpreise geben am heutigen Morgen leicht nach. Unter 104 Dollar sind für einen Barrel Brent-Rohöl zu zahlen. Damit setzt sich die Seitwärtsbewegung der Preise seit Anfang März fort. Die Preisrisiken des Ukrainekriegs und eines möglichen Ölembargos der EU gegen Russland werden durch die Nachfragerisiken neutralisiert.
Die gelten vor allem für China, wo die Corona-Massentests in Peking und Schanghai heute weitergehen. Im Moment wirkt die Lage etwas stabiler als noch vor einer Woche. Die Zahl der Neuinfektionen in Schanghai sinkt, während sie in Peking zumindest nicht merklich steigt. Trotzdem bremsen die regionalen Lockdowns die Ölnachfrage, vor allem bei Benzin und Kerosin.
Auch in Europa ist der Ölbedarf schwächer als zu Jahresbeginn erwartet. Der Kontinent schlittert auf eine Rezession zu, vielleicht bald gefolgt von den USA, wo die Notenbank eine überschäumende Konjunktur mit höheren Zinsen einzufangen versucht. Inflation macht sich breit, auch bei den Kraftstoffen. Die Preise für Jet Fuel brechen am wichtigen Handelsplatz New York bereits alle historischen Rekorde. Auch Benzin und Diesel sind in den USA wegen der hohen Raffineriemargen ungewöhnlich teuer.
Das liegt nicht zuletzt an den knappen Vorräten, wie der Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) gestern zeigte. Die Vorräte für die Mitteldestillate (v.a. Diesel, Heizöl) und für Benzin fielen erneut. Die gewerblichen Rohöllager legten leicht zu, aber das lag auch an der Freigabe von Öl aus der Nationalen Ölreserve. Ein Lichtblick für die Versorgungslage ist allerdings die erneut schwache Ölnachfrage in den USA, die aktuell sogar unter dem Vorjahr liegt.
Hier der Wochenbericht im Überblick:
Rohöl: +4,8 Mio. Barrel (API) bzw. +0,7 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: +0,4 Mio. Barrel (API) bzw. -1,4 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: -3,9 Mio. Barrel (API) bzw. -1,6 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 11,9 Mio. Barrel pro Tag (1,0 Mio. über Vorjahreswert)
Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 19,4 Mio. Barrel pro Tag (0,3 Mio. unter Vorjahreswert)
Im Hintergrund schwelt jedoch die Krise der russischen Ölwirtschaft weiter. Die Ölproduktion fiel im April anscheinend um über 10 Prozent. Das macht sich bisher bei den Exporten kaum bemerkbar, da die Binnennachfrage in Russland sehr schwach ist. Doch die Folgen der Sanktionen werden immer deutlicher.
ExxonMobil verkündete gestern “Force Majeure” (Höhere Gewalt) für die Öllieferungen aus seinem Sachalin-1 Großprojekt vor der russischen Pazifikküste. Es gelingt anscheinend nicht mehr, Tanker für die Öllieferungen Richtung Südkorea oder Japan zu organisieren. Die müssten nämlich ohne Versicherungsschutz fahren, da Großbritannien die Schiffsversicherer, die mit Russland Geschäfte machen, sanktioniert. Da die meisten Versicherungsgesellschaften ihren Sitz in London haben, hat diese Maßnahme weitreichende Folgen. Kaum ein ostasiatischer Importeur will unversicherte Tanker fahren lassen, denn bei Unfällen oder Ölverschmutzungen bliebe er auf den Kosten sitzen.
Doch im Moment konzentrieren sich die Händler auf die lahmende Weltkonjunktur. Der Ölhandel startet mit nachgebenden Preisen. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 100,77 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 103,91 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 1177,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9520 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0501 Dollar.
Nationaler Markt
Heizöl bleibt teuer. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am frühen Morgen einen fast unveränderten landesweiten Durchschnittswert von knapp über 130 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Seit Kriegsbeginn haben die Preise um etwa ein Drittel zugelegt. Das liegt vor allem an den höheren Margen für den Handel und für Gasoil, dem Vorprodukt von Heizöl. In den letzten Tagen hat der sehr schwache Euro den Preisauftrieb noch zusätzlich beschleunigt.
Trotzdem ist das Kaufinteresse im deutschen Heizölmarkt hoch. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht auf einer hohen Stufe.
Offenbar ist der Preisoptimismus der letzten Wochen verflogen. Das zeigt die tägliche Lesereinschätzung. Im Moment setzen nur noch 59% der Stimmen in der tagesaktuellen Umfrage auf fallende Preise. Das ist ein vergleichsweise niedriger Anteil.
Was tun? Die Heizölpreise liegen weit über ihrem fairen, also kostenbasierten Preisniveau. Eine grundlegende Verbesserung der Lage ist allerdings nicht in Sicht. Heizöl könnte noch einige Zeit teuer bleiben. Wer einen gut gefüllten Tank hat, sollte abwarten. Alle anderen müssen wohl in den sauren Apfel beißen.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Quelle: esyoil