Internationaler Markt
Ein Waffenstillstand zwischen Moskau und der Ukraine rückte gestern wieder in weite Ferne. Der Angriff Russlands geht unverändert weiter. Die Ölpreise reagierten prompt. Unterstützt von einer breiten Kaufwelle schraubte sich Brent-Rohöl von 98 auf 108 Dollar je Barrel nach oben.
Auch die Einschätzungen der Internationalen Energieagentur (vgl. Kommentar von gestern) sickerten verzögert in das Bewusstsein der Trader. Preise über 200 Dollar je Barrel scheinen nun wieder möglich, falls russische Ölmengen ausbleiben, so zumindest einige Bankanalysten. Andererseits beunruhigen nach wie vor die steigenden Coronazahlen in China und die hohen Tankstellenpreise. Beides dämpft den Ölverbrauch und damit die Ölpreise.
Die Käufe von russischem Öl, die noch vor Kriegsbeginn vereinbart wurden, stabilisieren im Moment die Importe Europas. Aber das wird sich in den nächsten Wochen ändern. Kein großer Ölkonzern will ein PR-Desaster wie Shell erleben. Dort kaufte ein voreiliger Trader vor zwei Wochen eine Tankerladung russischen Öls, was prompt in die Medien gelangte. Das Management musste sich öffentlich entschuldigen und spendete den Profit für gemeinnützige Zwecke.
Peinlich wirkte auch der Besuch des britischen Premier in Saudi-Arabien. Dort warb er für eine Änderung des OPEC-Kurses, denn Saudi-Arabien & Co. könnten die aktuellen Engpässe auf einen Schlag beseitigen. Doch das Königshaus wollte Boris Johnson nicht einmal persönlich empfangen und ließ ihn von zweitrangigen Politikern abfertigen. Der Regierungschef aus dem ehemaligen Kolonialreich hatte sichtlich Mühe, seine Bemühungen nicht als völliges Desaster darzustellen.
Konstruktiver geht es in Berlin und der EU zu. Die zukünftige Versorgung mit Erdgas wird im Höchsttempo neu organisiert. Aus Norwegen werden zusätzliche Mengen erwartet. Auch die USA haben mehr LNG (verflüssigtes Erdgas) zugesagt. Die Pipelineengpässe zwischen Spanien und Frankreich sollen rasch beseitigt werden, denn Spanien hat eine Vielzahl kaum genutzter Importterminals, kann das Gas aber nicht Richtung Frankreich weiterleiten.
Gleichzeitig werden die Preisexzesse an den Tankstellen durch das Kartellamt überprüft. Von Heizöl war allerdings noch keine Rede. Reflexartig zieht es die Medien immer nur an die Tankstellen. Dort überfallen sie verdutzte Autofahrerinnen und Autofahrer, die dann möglichst betroffen in die Kameras blicken sollen. Heizkeller bieten offenbar ein weniger attraktives Ambiente.
Doch auch dort gibt es heute lange Gesichter, denn die Ölpreise steigen wieder an. Zum Handelsstart in Europa steht die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) bei 104,37 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 107,87 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 1037,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9027 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1075 Dollar.
Nationaler Markt
Die Kehrtwende bei den internationalen Ölpreisen ist im Heizölmarkt noch nicht voll angekommen. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen ein Preisniveau von 168 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Nach wie vor gilt jedoch, dass die Heizölpreise weit über den Kosten und den üblichen Margen notieren. Die Bestellaktivität bleibt daher schwach, zumal sich ein vorläufiges Ende der Heizperiode in manchen Regionen andeutet. Wer kann, wartet eine Normalisierung des Marktes ab. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt vorerst auf der mittleren Stufe.
Der Preisoptimismus wird immer stärker. Die Lesereinschätzung zeigt jetzt einen Anteil von 81 Prozent der Stimmen, die mit fallenden Preisen rechnen. Die Preischarts sind im Moment nicht sehr hilfreich, da zunächst die Übertreibungen abgearbeitet werden müssen.
Was tun? Auch heute gilt für alle mit ausreichendem Tankpegel: Abwarten und Tee trinken. Die Heizölpreise sind noch immer stark überhöht. Der Ölmarkt muss sich erst einmal neu sortieren.
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Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Quelle: esyoil