Internationaler Markt

Hurrikan Francine gibt den Ölpreisen Rückenwind. Der Hurrikan der Kategorie 2 traf am Donnerstag an der Küste Louisianas auf Land und verknappt derzeit das Ölangebot der USA. Förder- und Produktionsanlagen – Offshore und an Land – waren aus Sicherheitsgründen vorsorglich heruntergefahren worden.

Um rund 730.000 Barrel täglich (B/T) soll allein die Produktion an den US-Ölplattformen im Golf von Mexiko gesenkt worden sein, berichtet die zuständige Behörde. Damit fielen hier knapp 42 Prozent der üblichen Fördermenge aus. Hinzu kommen die Produktionsunterbrechungen bei zahlreichen Raffinerien.

Francine sorgte damit für die Preiswende an den Ölbörsen ICE und NYMEX. Nachdem die Notierungen seit Ende August anhaltend gefallen waren, korrigierten sie gestern im Tagesverlauf aufwärts. Der preisstützende Effekt dürfte allerdings ein kurzfristiger sein und lediglich so lange anhalten, wie es nennenswerte Ausfälle gibt. Francine wurde inzwischen auf die Kategorie eines Tiefs zurückgestuft. Einige Raffinerien konnten ihre Anlagen bereits wieder hochfahren, andere Betreiber verschaffen sich derzeit noch einen Überblick. Erste Meldungen deuten darauf hin, dass die Schäden überschaubar sind, sodass die Ölindustrie zügig in den Normalzustand zurückfinden sollte. Analysten erwarten, dass der hurrikanbedingte Produktionsrückgang in der US-Golfregion auf Monatssicht verhältnismäßig niedrig ausfällt und somit längerfristig unbedeutend für die Preisentwicklung sein wird.

Die zuletzt preisdämpfende Marktstimmung wirkt grundsätzlich weiter. Als dritte wichtige Organisation auf dem Ölmarkt prognostiziert jetzt auch die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem Monatsreport eine schwache Nachfrageentwicklung. Sie bestätigt, was bereits die Reports von OPEC und EIA zu Wochenbeginn deutlich machten: Der Ölmarkt steuert auf einen Angebotsüberschuss im kommenden Jahr zu. Die IEA geht sogar einen Schritt weiter und setzt das Nachfragewachstum für 2025 bei lediglich 1 Million Barrel pro Tag (B/T) an. Das ist noch einmal niedriger als von EIA (+1,5 Mio. B/T) und OPEC (+1,7 Mio. B/T) geschätzt.

Alle drei Monatsberichte verweisen auf die schleppende wirtschaftliche Erholung in China als bedeutenden Grund für die schwache Nachfrageentwicklung. Die IEA rechnet außerdem damit, dass das Überangebot 2025 selbst dann signifikant ausfallen wird, wenn die OPEC-plus ihre schrittweise Angebotserhöhung streichen sollte. Damit wäre dem Kartell ein bedeutendes Mittel der Preisregulation aus der Hand genommen. Ursprünglich wollte die Allianz ihre freiwilligen Produktionskürzungen in Höhe von 2 Millionen B/T ab Oktober abbauen. Am vergangenen Freitag passte sie ihre Strategie bereits erfolglos an: Sie verschob den Starttermin für die Produktionssteigerung auf Dezember – allerdings ohne einen preisstützenden Einfluss an den Ölbörsen erzielen zu können.

Die Notierungen an den Ölbörsen starten etwas unterhalb ihrer gestrigen Spitzenwerte, halten am frühen Freitagmorgen jedoch das erhöhte Niveau. Das Barrel der US-Rohölsorte WTI (West Texas Intermediate) steht aktuell bei 69,36 Dollar. Brent kostet 72,32 US-Dollar das Barrel. Eine Tonne Gasöl wird zu 651,25 Dollar gehandelt. Der US-Dollar kostet heute Morgen 0,9013 Euro. Damit ist der Euro für 1,1092 Dollar zu haben.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise schieben sich einen Schritt aufwärts, bleiben jedoch dicht am Jahrestief. Die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt am Freitagmorgen im Binnenland einen Durchschnittspreis von rund 92,25 Euro je 100 Liter (Standardlieferung 3.000 Liter).

Das Bestellaufkommen ist noch immer überdurchschnittlich hoch. Auslöser war der anhaltende Preisrutsch seit Anfang September. Gestern nun drehten die Heizölpreise zwar wieder aufwärts, liegen bislang jedoch weiter im attraktiven Bereich.

An den internationalen Ölbörsen, die die Heizölpreise hierzulande momentan recht zeitnah beeinflussen, dürfte die preisstützende Wirkung von Hurrikan Francine bald nachlassen. Die preisdämpfenden Impulse der vergangenen Wochen könnten wieder mehr Gewicht bekommen. Allerdings steht in der nächsten Woche der US-Zinsentscheid an, der wiederum preisstützend wirken könnte. Es bleibt also spannend, ob die Heizölpreise ihr niedrigeres Niveau halten können.

Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt eine sehr hohe Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. Der zuletzt starke Preisoptimismus unter den Heizölkunden ist etwas zurückgegangen. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung erwarten 71 Prozent sinkende Preise in naher Zukunft.

Das mathematische Tiefpreis-System gibt noch in einigen Regionen Deutschlands ein Kaufsignal. Nach der esyoil-Formel wird aus Vergangenheitswerten für die Gegenwart errechnet, ob der aktuelle Heizölpreis besonders günstig ist. Ist das der Fall, wird ein Kaufsignal angezeigt.

Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Die aktuellen Preise sind gute Kaufpreise. Wer auf einen weiteren Abgang spekulieren möchte, sollte die Preisentwicklung eng beobachten.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil