Internationaler Markt
Trotz hoher geopolitischer Risiken wurde die zweimonatige Hochpreisphase der Ölnotierungen annulliert und weiterer Preisrückgang deutet sich an. Die Argumente dafür sind allerdings außerordentlich vage. In anderen Worten, der Ölmarkt bietet wieder einmal sehr hohes Spekulationspotenzial.
Aktuell wird eine schwache Nachfrageerwartung gehandelt. Sie wird mit dürftigen Konjunkturdaten aus China, einer abflauenden Konjunktur in den USA und schlechten Rahmenbedingungen für Europa verargumentiert. Beim weltgrößten Ölkonzern Saudi Aramco teilt man diese Einschätzung nur bedingt. Das geht aus der Preisanpassung für Dezemberlieferungen hervor. Die sieht für Asien eine Erhöhung, für die USA unveränderte Werte und für Europa eine Senkung vor. Zur Einordnung, der asiatisch pazifische Raum steht für 36 Prozent des globalen Ölbedarfs, die USA für 20 Prozent und Europa für 14 Prozent.
Vollkommen locker stehen die Saudis der globalen Wirtschaftsentwicklung aber nicht gegenüber. Anders ist nicht zu erklären, dass die eigentlich straffe Politik der Angebotskürzungen in diesen Tagen recht moderat geführt wird. Die Ankündigung, die bestehende Kürzung bis zum Jahresende aufrecht zu erhalten, ist keine Neuigkeit. Neu und effektvoll wäre, diese Kürzung bis ins kommende Jahr fortzuschreiben. Es gäbe einen nachvollziehbaren Grund dafür. Die erwartete Nachfragesteigerung für das kommende Jahr ist gemäß den Daten von EIA (Energy Information Administration des US-Energieministeriums) und IEA (Internationale Energie Agentur, Paris) ungefähr halb so groß wie in diesem Jahr. Eine Überangebotslage scheint also möglich zu sein. Die Statistiker der OPEC sehen das allerdings anders. Sie gehen von einem konstanten globalen Mehrbedarf an Öl aus. Nichtsdestotrotz sollte man mit einer Verlängerung der freiwilligen zusätzlichen Kürzung Saudi-Arabiens über dieses Jahr hinaus rechnen, der sich Russland anschließen wird.
Die enttäuschte Sicht vieler Finanzjongleure auf China hält einer harten Prüfung der Sachlage auch nicht uneingeschränkt stand. Im Oktober sind die Öleinfuhren nämlich gegenüber dem Vorjahr um starke 14 Prozent und dem Vormonat um sieben Prozent gestiegen. Gesunken sind lediglich die Exporte. Angesichts der Größe des Binnenmarkts muss das, anders als beispielsweise in Deutschland, kein Schwächeindiz der Wirtschaftsentwicklung sein.
Aber selbst wenn man von der Idee einer Nachfrageschwäche Chinas nicht ablassen möchte, kommt man um mindestens einen ausgleichenden Umstand nicht herum. Der liegt im Nachfrageanstieg Indiens. Das Land hat sich mit seinen eindrucksvollen Steigerungsraten recht schnell zum drittgrößten Ölverbraucher der Welt entwickelt. So wuchs der Benzinbedarf im Oktober gegenüber dem Vormonat um drei Prozent, der Dieselbedarf um 17 Prozent und der Bitumenbedarf für den Straßenbau um 29 Prozent.
Für die verbreitet konstatierte Nachfrageschwäche gibt es neben der oben genannten Wahrnehmung das am Ölmarkt orientierte Argument sinkender iranischer Exporte. Das Land konnte sein Ölgeschäft trotz US-Sanktionen über die letzten Jahre ansehnlich ausbauen. Seit Sommer sinken die Exporte aber wieder. Da die USA die Sanktionsschraube bisher gelockert haben, angezogen wird sie erst im Zeichen des Terrorangriffs der von Teheran unterstützen Hamas wieder, ist der Rückgang nur mit einem verminderten Bedarf asiatischer Kunden erklärbar. Ob dieser auf russische Konkurrenz oder auf wirtschaftliche Schwäche zurückgeht, kann derzeit nur spekuliert werden.
Wahrheiten über den Ölmarkt sind in diesen Zeiten schwer zu beschaffen. Deshalb sind Preisentwicklungen wenig verlässlich und vor allen Dingen wechselhaft. Das zeigt sich heute Morgen an den Ölbörsen in aller Pracht. Die Notierungen demonstrieren gerade einen kleinen Absturz. Ihre Werte sind in den letzten Stunden um zwei Prozent beim Rohöl und um drei Prozent beim Gasöl gefallen. Ob die Angelegenheit am Nachmittag mit dem Eintritt der US-Broker fortgesetzt und annulliert wird, steht in den Sternen. Verlässlich ist derzeit nur, dass die Welt wider den Erfordernissen unserer Atmosphäre den Verbrauch fossiler Energieträger steigert.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 79,18 Dollar und das Barrel Brent zu 83,48 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 864,25 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9347 Euro. Damit kostet der Euro 1,0696 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben weiter nach, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Der Abgang folgt den internationalen Börsen, allerdings in verminderter Dynamik. Bisher wurde die Hälfte des Schockanstiegs aufgrund des terroristischen Überfalls auf Israel annulliert. Vermutlich wird die Bewegung in den nächsten Tagen fortgesetzt. Die explosive Lage in Palästina kann sie allerdings jederzeit stoppen. Überwunden scheint indes die angespannte Situation auf dem Rhein. Die Pegel steigen und die Frachtkosten sinken weiter. Ganz unten sind sie noch nicht. Angespannt bleibt die Versorgung in Bayern. Nach dem Brand an der Bayernoil-Raffinerie ist die Produktion von Heizöl und Diesel nennenswert behindert. Die Waren sind knapp. Gleichwohl muss dieser Umstand preislich nicht nennenswert zu Buche schlagen, denn die Nachfrage nach Ölprodukten sinkt ebenfalls deutlich. Definitiv teurer wird Heizöl am 01. Januar 2023 mit der nächsten Stufe der CO2-Abgabe. Sie wird den Preis für einen Liter Heizöl um gut drei Cent anheben. Im Vergleich zur jüngsten Preisentwicklung dürfte das allerdings kaum noch jemanden schocken.
Im Binnenmarkt kommen die Bestellungen recht lebhaft herein. Die Hoffnung auf günstigere Preise nimmt im Moment eines Preisrückgangs noch lebhafter zu. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Achten Sie auf die Lieferzeiten des Handels. Die versprechen nicht immer Lieferungen in diesem Jahr.
Neues zum Heizungsgesetz finden sie in den News vom 12. September 2023.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil