Internationaler Markt
Das Jahr ist neu, die Themen sind alt. OPEC und Alliierte streiten um die Fördermengen. Ein Teil der Gruppe will nicht noch mehr Marktanteile an die USA und andere unorganisierte Staaten verlieren. Der andere Teil will die Ölpreise nicht erneut einbrechen sehen, weil zu viel Öl auf den Markt gelangt. Die bedeutungsvolle Unbekannte ist die Ölnachfrage. Die Sorge ist groß, dass die Erholung infolge der neuerlichen Lockdowns weiter auf sich warten lässt.
Für die OPEC fand der arbeitssame Beginn des neuen Jahres bereits gestern statt. Das Monitoring Committee analysierte die aktuellen Daten zur Marktlage. Heute werden sie der Allianz vorgestellt. Zur Entscheidung steht dann die weitere Lockerung der Kürzungen. Plangemäß sollen ab Februar weitere 0,5 Mio. Barrel täglich freigegeben werden. Dass dieser Plan eingehalten wird, darf bezweifelt werden. Unter Finanzjongleuren herrscht zu dieser Frage ebenfalls große Unsicherheit. Die Rückfallposition ist derzeit interessanterweise long, was bedeutet, dass man lieber in Papiere auf steigende Kurse investiert ist, als auf dem falschen Fuß erwischt zu werden, wenn die Preise steigen. Man setzt somit auf ein Moratoriumsbeschluss der Allianz.
Alt sind im neuen Jahr nicht nur die Themen, sondern auch die Verhaltensweisen. Auch das betrifft das Brimborium um die Ölnachfrage. Während in allen einflussreichen Ökonomien der Welt über die Reduktion des CO2-Ausstoßes schwadroniert wird, interessiert sich die Ölwelt in erster Linie für die Steigerung des Verbrauchs. Das Desinteresse am Zustand des Klimas kann nicht klarer ausgedrückt werden. Die Ölindustrie steht damit allerdings nicht allein. Weltweit verhalten sich Gas- und Kohleindustrie identisch, genau wie die Tourismusindustrie, die Flugindustrie, die Autoindustrie und die Konsumgüterindustrie. Selbst die industriellen Sektoren, die sich um klimafreundliche Technologien kümmern, verhalten sich nicht anders, denn sie verbrauchen Rohstoffe und Energie mit hohen fossilen Anteilen. Ihr Wachstum übertrifft das der alten Industrien um Längen.
Falsch kann man das Verhalten von Industrie, Handel und Konsumenten trotz des dezidierten Verstoßes gegen das Klimarettungsgebot aber nicht nennen. Es entspricht der politischen Vorgabe für Wirtschaftswachstum vollumfänglich. Diese Vorgabe genießt nach wie vor die höchste Priorität unter allen politischen Richtlinien, auch im neuen Jahr. Angesichts des Schmerzes über die Corona-bedingte Zerstörung von Nachfrage ist nicht zu erwarten, dass sich an der Priorisierung alsbald etwas ändert. Im Gegenteil, dieses Jahr wird sicher wieder im Zeichen der Steigerung von Nachfrage stehen.
Vor diesem Hintergrund gibt es zu denken, dass der Verzicht von Angebot aus der OPEC-Allianz zu steigenden Notierungen an den Ölbörsen führt. Trotz fehlender Nachfrage und reduziertem Angebot steigen Werte des Ölsektors. Das ist das Bild des Börsenstarts ins neue Jahr.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 49,57 Dollar und das Barrel Brent zu 53,08 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 437,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8139 Euro. Damit kostet der Euro 1,2283 Dollar.
Nationaler Markt
CO2-Steuer und die Erhöhung der Mehrwertsteuer sind in den Heizölpreisen enthalten. Der Prozess der Einpreisung war anspruchsvoll, weil die Preisbildung nicht im Moment der Lieferung, sondern der Bestellung erfolgt. Die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt nun wieder den Effekt, den die internationalen Börsen auf die Heizölpreise haben. Die Trendkanäle in den kürzeren Zeitbereichen werden mit fortschreitender Zeit auf ihre ursprüngliche Länge anwachsen.
Der Binnenmarkt für Heizöl ist infolge der steuerbedingten Preiserhöhung erwartungsgemäß eingeschlafen. Bestellungen kommen nur noch schleppend herein und selbst die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise wirkt niedergeschlagen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf niedrigem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem Minderheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends sind als solche in diesen Tagen kaum zu erkennen. Der Sondereffekt durch die Einpreisung der CO2-Steuer hat sie entstellt. Nun müssen sie sich neu entwickeln. Einzig die langfristigen Trendkanäle sind noch brauchbar. Sie zeigen abwärts.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank es zulässt, beobachten Sie ein paar Tage den Markt, um zu erkennen, wohin die Preisereise geht.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil