Internationaler Markt
Der Ölmarkt ist schlecht versorgt. Analysten gehen davon aus, dass ihm Zuflüsse von 1,5 Mio. Barrel pro Tag fehlen, um die Nachfrage vollständig decken zu können. Die Menge entspricht rund 1,5 Prozent des täglichen globalen Bedarfs. Das ist eine außerordentlich schlechte Ausgangssituation für einen Ölboykott gegen Russland. Um diesen und einen Gasboykott ringt die EU nach wie vor.
In der moralisch geführten Debatte steht Deutschland dem Vernehmen nach allein auf der Bremse. Befürworter meinen im Energieboykott das entscheidende Instrument zu erkennen, um Russland kurzfristig in die Knie zu zwingen. Ablehner argumentieren mit der Notwendigkeit langanhaltender Maßnahmen, die die Boykotteure länger durchhalten können als der Boykottierte. Diese müssten gut vorbereitet werden. Kurzfristig könne der Aggressor durch kein wirtschaftliches Mittel gestoppt werden, da seine Kriegsmaschinerie unabhängig von seinen Auslandseinkünften funktioniere.
Die erkennbare Vorbereitung einer Abkopplung Russlands vom westlichen Energiemarkt besteht in einer Neuzuordnung der Lieferanten für die Energieströme. Grundsätzlich wäre das möglich. Am Ende hätte dann jeder Kunde den politisch opportunen Anbieter und umgekehrt. In einem knapp versorgten Markt haben Verkäufer immer die bessere Ausgangsposition für derartige Wechselspiele.
Saudi-Arabien zeigt gerade, wozu die Ölmarktlage aus seiner Perspektive derzeit genutzt werden kann. Es erhöht die Preisaufschläge auf die vertraglichen Basispreise für Lieferungen ab Anfang Mai kräftig.
Um in knapp versorgten Märkten einigermaßen frei handeln zu können, gibt es kurzfristig keine Alternative zur Drosselung des Bedarfs. Es ist kaum nachzuvollziehen, warum dieses Instrument von der Bundesregierung nun nicht zielführend auf den Weg gebracht wird. Die verschiedenen Möglichkeiten zur Einsparung von Energie sind hinreichend bekannt und diskutiert. Sie werden so dosiert, dass sie das normale Leben und Wirtschaften verändern, aber keinesfalls zum Erliegen bringen. Bei richtiger Anwendung können sie sogar eine positive Stimmung der Solidarisierung erzeugen.
Auf dem Weg zu einer regenerativen Energieversorgung muss die Senkung des Bedarfs ohnehin erfolgen. Das derzeitige Verbrauchsniveau in reichen Ländern ist nicht nachhaltigkeitsfähig. Wer einem Land wie Deutschland Klimaneutralität verordnet, findet vermutlich keinen besseren Moment als diesen, die notwendigen Sparmaßnahmen in der Gesellschaft zu verankern. Die können in einem ersten Schritt die schnelle Umlenkung der gedrosselten Energieströme unterstützen und später die Abkehr von diesen Strömen zu Gunsten regenerativer Quellen ermöglichen.
Während das Energiesparen resonanzlos bleibt, wird die Suche nach alternativen und neuen Ölströmen forciert. Dazu gehört die Freigabe strategischer Reserven der USA, der EU, Japans und einiger anderer Länder. Diese Maßnahme kann nur temporär wirken und verpufft möglicherweise an den Ölbörsen. Weiterhin gehört dazu der Versuch, den Iran unter der Bedingung eines Atomabkommens als Öllieferant wieder aufzunehmen, sowie der zügige Wiederaufbau der US-Schieferölproduktion. Letzte ist allenfalls ein Übergangsgeschäft, da die Quellen eine kurze Lebensdauer haben.
Unter preislicher Sicht ist der einzigpositive Aspekt derzeit die wirtschaftliche Schwäche Asiens. Insbesondere China leidet weiterhin unter der Corona-Pandemie. Sie sorgt für eine Drosselung der Ölnachfrage.
Heute Morgen dümpeln die Ölnötierungen an den Börsen auf erhöhtem Niveau gegenüber gestern seitwärts. Gasöl, das Vorprodukt für Heizöl, konnte das Niveau sogar einigermaßen halten.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 104,07 Dollar und das Barrel Brent zu 108,41 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.126,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9101 Euro. Damit kostet der Euro 1,0982 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen geringfügig, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen dem internationalen Börsengeschehen mittlerweile recht eng. Partiell kann es davon Abweichungen geben, da die Versorgung in Deutschland nicht rund läuft. Es kommt immer wieder zu einzelnen Leerständen in Tanklagern. Seien Sie also duldsam mit Ihren Lieferanten, wenn die einen Liefertermin nicht einhalten können.
Das Bestellaufkommen für Heizöl ist trotz der hohen Preise außerordentlich lebhaft. Viele Verbraucher erwarten oder erhoffen indes weiter fallende Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere einem verringerten aber ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt in allen Regionen Deutschlands, außer im Südwesten, Kaufsignale an.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie präventiv kaufen. Es muss ja keine komplette Füllung des Tanks sein.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil