Internationaler Markt
Im Ölmarkt sind seit letzter Woche die Optimisten am Ruder. Erstmals seit März übersprang Brent-Rohöl die Marke von 40 Dollar je Barrel. Wie so oft ist der Ölmarkt auch in der Krise abwechselnd auf dem einen oder anderen Auge blind. Im Moment wollen die Trader nur die preistreibenden News hören.
Davon gibt es in der Tag einige. Das OPEC-Kartell kommt schon morgen wieder zusammen und wird vermutlich eine Verlängerung der drastischen Förderkürzungen beschließen, wenn auch nur um ein oder zwei Monate. Da sich die Ölnachfrage wegen der Corona-Lockerungen weltweit erholt, könnte der Abbau der riesigen Lagerüberhänge also schon in diesem Sommer starten.
Aus den USA meldet der Branchenverband API, dass die Rohöllager in der letzten Woche leicht geschrumpft seien. Das gelte vor allem für das Lagerzentrum in Cushing. Genaueres wird man wie üblich erst heute Nachmittag vom Energieministerium erfahren, aber damit ist wohl erst einmal eine negative Überraschung wie in der letzten Woche vom Tisch, als die Lagermengen unerwartet stark zulegten.
Zudem startet jetzt die alljährliche Hurrikansaison. Der erste Sturm wurde schon gesichtet. Meteorologen erwarten in diesem Jahr eine überdurchschnittliche Zahl von Wirbelstürmen.
Der rasche Preisanstieg der letzten Tage sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Ölmarkt noch weit von jeder Art von Normalität entfernt ist. Nach wie vor rechnen fast alle Beobachter mit einem dramatischen Einbruch der Ölnachfrage von 8-10 Prozent in diesem Jahr.
Der Abbau der überschüssigen Lagermengen wird sich deshalb bis weit in das Jahr 2021 hinziehen. Fast vergessen ist auch, dass große Ölländer wie Iran, Venezuela oder Libyen wegen US-Sanktionen oder Bürgerkrieg nicht exportieren können. Sollte sich die politische Großwetterlage ändern, wird umgehend mehr Öl auf den Markt strömen.
Das größte Risiko für den Ölpreis ist jedoch der Ölpreis selbst. Schon kündigen die ersten Schieferölproduzenten an, ihre Bohranlagen wieder anzuwerfen und die Fördermengen zu erhöhen. 40 Dollar je Barrel reicht einem Teil der Branche aus, um wieder in die schwarzen Zahlen zurückzukehren.
Doch davon lassen sich die Trader heute Morgen nicht verunsichern. Die Ölpreise legen weiter zu. Aktuell steht die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) bei 37,83 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 40,37 US-Dollar je Barrel. Gasöl notiert bei 320,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8916 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1212 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise legen auch heute zu, wie die Heizölpreis-Tendenz zeigt. Sie liegen im Durchschnitt knapp über 46 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Heizöl folgt damit den Vorgaben der internationalen Rohölmärkte. Nur der starke Euro bremst den Preisanstieg etwas ab.
Der Heizölmarkt bleibt recht aktiv. Offenbar fürchten viele Kunden, dass sich die Zeit der Tiefstpreise allmählich dem Ende nähert. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Käufe und Preisanfragen vergleicht, steht auf der zweithöchsten Stufe. Ein gewisser Kaufdruck, wenn auch kein Kaufrausch, ist also erkennbar.
Dazu passt, dass die Zahl der Preisoptimisten stark geschrumpft ist. Bislang erwarteten in der Umfrage weit mehr als 80% der Kunden fallende Preise. Gestern waren es nur noch 69%.
Auch die Preischarts zeigen mittlerweile ein gemischtes Bild, das zur Vorsicht mahnt. Der Heizölpreis hat in der kurzen Frist den bisher fallenden Preiskorridor nach oben verlassen. Nur bei den mittel- und langfristigen Charts wirkt der fallende Preiskorridor noch immer stabil.
Was tun? Auch das aktuelle Preisniveau ist im mehrjährigen Vergleich attraktiv. Wer jetzt kaufen muss oder will, sollte das entspannt tun. Wer Zeit hat, kann abwarten, denn der aktuelle Preisanstieg wird wohl in absehbarer Zeit auslaufen. Der globale Ölmarkt ist nach wie vor in einer schweren Krise. Die Folgen der Pandemie sind noch lange nicht ausgestanden.
Wenn Sie die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen wollen, sollten Sie aber in jedem Fall genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Der esyoil e-Peilstab plus hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Übrigens: Es gibt immer wieder Missverständnisse darüber, was das Klimapaket der Bundesregierung für Ölheizungen bedeutet. Die Folgen sind weniger einschneidend als oft dargestellt: Bestehende Ölheizungen können ohne Einschränkungen weiterlaufen. Ab dem Jahr 2026 sollen lediglich neue Ölheizungen (auch Ersatzgeräte) regenerativ ergänzt werden, also etwa mit Solarwärme für Brauchwasser. Aber auch hier gibt es viele Ausnahmen, wenn z.B. kein Gas- oder Fernwärmeanschluss vorhanden ist oder wenn die Kosten unverhältnismäßig hoch wären.
Quelle: esyoil