Internationaler Markt
Die Stimmung an den Ölbörsen ICE und NYMEX bleibt optimistisch. Joe Bidens Einzug ins Weiße Haus lenkt heute den Blick der Trader auf die USA und stützt die Ölpreise. Die Börsianer erwarten mit dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten ein weiteres Konjunkturpaket, das die wirtschaftliche Erholung beflügeln und – so die Hoffnung – in der Folge auch die Ölnachfrage aus ihrem Tief holen soll. Das steht heute im Mittelpunkt. Bidens geplantes Hilfspaket im Umfang von 1,9 Billionen Dollar hat tatsächlich gute Chancen, beide Kammern des Kongresses problemlos zu passieren und zügig umgesetzt zu werden, nachdem die Demokraten sowohl im Senat als auch im Repräsentantenhaus die Mehrheit der Sitze hinter sich vereinen konnten. Zudem gehen die Trader davon aus, dass die Vereidigung Bidens am Nachmittag unter hohen Sicherheitsvorkehrungen zwar anders als gewohnt, aber dennoch reibungslos verlaufen wird.
Dämpfende Elemente, von denen es gar nicht so wenige gibt, spielen bei der Preisbildung derzeit eine untergeordnete Rolle. Zu ihnen gehören die vielerorts verschärften Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie – jüngst auch in Deutschland beschlossen. Wird das Mobilitätsniveau abgesenkt, um das Infektionsgeschehen zu minimieren, sinkt damit zugleich die Nachfrage nach Ölprodukten. Auch in China – bislang Vorbild in der Nachfrageerholung – haben steigende Corona-Fallzahlen zu weiteren regionalen Lockdowns geführt und Nachfragesorgen befeuert. Man geht davon aus, dass sich die Einschränkungen auf die Reisetätigkeit zum chinesischen Neujahrsfest auswirken werden. Kurz vor dem Fest ist der Kraftstoffverbrauch bereits gesunken und einzelne Raffinerien sollen ihre Produktion runtergefahren haben.
Auch der IEA-Monatsbericht brachte gestern den Anstieg der Ölfutures nur kurz ins Stocken. Die Internationale Energieagentur korrigierte zwar ihre Prognosen zum Nachfragewachstum 2021 nach unten, doch dieser preisdämpfende Faktor wurde gleich von einer Warnung neutralisiert. Die IEA erwartet im zweiten Halbjahr eine deutlich stärkere Nachfrage und sieht damit die Gefahr einer möglichen Unterversorgung.
Die Notierungen starten an den Ölbörsen fest in den Tag und tendieren weiter aufwärts. Das Barrel der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) kostet zurzeit 53,29 Dollar. Die Nordseesorte Brent steht bei 56,29 US-Dollar das Barrel. Eine Tonne Gasöl wird zu 459,75 Dollar gehandelt. Der US-Dollar ist heute Morgen für 0,8231 Euro zu haben. Damit kostet der Euro 1,2145 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise im Binnenland werden vom starken Euro im Zaum gehalten. In der aktuellen Heizölpreis-Tendenz bleiben sie ihrem Seitwärtstrend treu, obwohl sie heute Morgen etwas zulegen.
Mit durchschnittlich 54,60 Euro je 100 Liter Heizöl bei einer Standardlieferung von 3000 Litern bewegen sich die Preise in Deutschland im Rahmen dessen, was wir seit gut einer Woche sehen. Obgleich sie damit immer noch Einsparpotenzial gegenüber den Vorjahren bieten, sind die Heizölkunden zurückhaltend. Verglichen mit dem 20. Januar 2020 lassen sich aktuell rund 240 Euro bei einer 3000-Liter-Bestellung sparen. Doch die meisten Heizölkunden sind gut versorgt. In das gemächlich vor sich hin plätschernde Marktgeschehen hierzulande kommt nur dann etwas Bewegung, wenn ein kleiner Nachlass lockt. Hoffnung darauf gibt es unter den Kunden durchaus. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt zur Stunde eine niedrige Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. In der Lesereinschätzung erwarten 72 Prozent künftig sinkende Preise.
Die Heizölpreistrends weisen in den für eine Kaufentscheidung relevanten Zeiträumen seitwärts. Allein in den langfristigen Charts zeigen die Trendkanäle Abwärtsaussichten an.
Der Rat an alle Unentschlossenen lautet: Es lohnt sich immer, die Preisentwicklung im Blick zu behalten. Wer keinen Kaufdruck verspürt, der sollte dabei zunächst bleiben. Wer seinen Tank jetzt füllen muss, findet auch nach CO2-Aufschlag und Steuererhöhung noch immer ein niedrigeres Preisniveau vor als in den vergangenen Jahren.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Quelle: esyoil