Internationaler Markt
Öl wird in diesen Tagen wieder teurer. Gleichwohl ist der mittlerweile über einen Monat währende Abwärtstrend beim Rohöl intakt. Das gilt auch für Gasöl, allerdings mit nicht ganz so klar ausgebildeten Grenzlinien. Glaubt man der Charttechnik, müsste die Preisbewegung in Kürze wieder abwärts drehen.
Der physische Markt würde das zulassen. Die Daten sprechen für eine gute Versorgungslage. Ausdruck findet das unter anderem in den monatlich auslaufenden Ölkontrakten, mit denen Händler ihre Einkäufe absichern. Diese Terminkontrakte waren über längere Zeit für den Frontmonat teurer als für alle späteren Monate. Das ändert sich gerade. Als Frontmonat wird der Monat bezeichnet, in dem der Terminkontrakt endet und zur Abnahme der Ware verpflichtet. In gut versorgten Märkten sind die auslaufenden Kontrakte günstiger als die Terminkontrakte der Folgemonate. Ein Grund dafür sind die Kosten der Lagerhaltung für die existierende Ware, die erst später abgegeben werden kann. In schlecht versorgten Zeiten existiert kaum Lagerware. Somit fallen auch keine Lagerkosten an, die in die Kontrakte eingepreist werden müssten. Das war in der jüngeren Vergangenheit der Fall. Für den größeren Teil der preislichen Über- oder Untertreibung sorgen allerdings Spekulanten.
Jetzt, da Öl hinreichend verfügbar scheint und sein Preis nachzugeben verspricht oder droht, kommt wieder die Stunde von OPEC und OPEC-Plus. Die Gruppen möchten das Preisniveau erhalten. Zu dem Zweck drosseln sie üblicherweise die Ölförderung. In der einfachsten Form des Mechanismus steigen die Preise dann postwendet, weil Ware wieder knapp wird. In der komplizierteren Form handeln Finanzjongleure nicht die Förderkürzung als solche, sondern ihre Idee von der Wirkung der Maßnahme. Eine Kürzung kann beispielsweise als Eingeständnis einer unausgelasteten und damit unwirtschaftlichen Infrastruktur interpretiert werden. Die wird ihr Betreiber nicht lange stillstehen lassen können, insbesondere wenn der Preis weiter fällt. Genau auf das Szenario könnten Finanzjongleure setzen und damit einen Preisabsturz provozieren.
Dieses und andere Szenarien haben die OPEC-Leute vor Augen, wenn sie in den kommenden Tagen über die weitere Förderpolitik befinden. Das Erarbeiten einer Entscheidung und ihre Vorstellung in der Öffentlichkeit ist wie ein Pokerspiel mit sehr weitreichenden Folgen. Nicht zuletzt geht es dabei um das ausgewogene Steuern der globalen Konjunktur. Öl ist nun mal der einflussreichste Rohstoff eines auf Energie angewiesenen Wirtschaftens. Die Verdrängung von Platz eins der Energieträger ist zwar absehbar. Das Verschwinden in der Bedeutungslosigkeit ist aber mitnichten besiegelt, zumal zukünftiges Öl nicht mehr fossil, sondern synthetisch und klimaneutral sein wird.
Letztes gilt möglicherweise nicht in der EU und nicht in Deutschland, weil Entscheidungen hier von einer politischen Klasse getroffen werden, die für sich in Anspruch nimmt, Zukunft besser antizipieren zu können als die Summe aller Marktteilnehmer. Bleibt zu hoffen, dass derartige Hybris spätestens im Fall negativer gesellschaftlicher Entwicklungen korrigiert wird. Begreifen durch Leiden als politisches Programm.
Nach einem weiteren Tag mit steigenden Ölnotierungen zeigt sich die Börse heute Morgen zurückhaltend. Ohne die Broker an der Wall Street fehlt der Mut zur Richtung. Die Kurse dümpeln seitwärts. Heute Nachmittag wird sich das mit großer Wahrscheinlichkeit ändern.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 77,24 Dollar und das Barrel Brent zu 81,70 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 817,75 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9131 Euro. Damit kostet der Euro 1,0949 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Die Bewegung erfolgt im unteren Drittel des kurzfristigen Abwärtstrends. Er ist nach wie vor intakt. In den anderen Zeitbereichen liegt allerdings ein Potpourri trendiger Bilder vor, aus denen sich alles andere als Eindeutigkeit ableiten lässt. Es ist nicht auszuschließen aber unwahrscheinlich, dass der Heizölpreis kurzfristig weiter nachgeben wird, denn aktuell steht ein Anstieg auf dem Programm. Im weiteren Verlauf bis zum Jahresende, wird die nächste Stufe der CO2-Abgabe eingepreist. Sie beträgt gut drei Cent pro Liter und wird für Lieferungen ab dem 1. Januar erhoben.
Im Binnenmarkt kommen die Bestellungen lebhaft herein. Bei weiter steigenden Preisen werden sie abnehmen. Das deutet sich bereits in der schwindenden Hoffnung auf günstigeres Heizöl an. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem unspektakulären Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System wirft nur noch in wenigen Regionen der Republik Kaufsignale aus.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Achten Sie auf die Lieferzeiten des Handels. Die versprechen nicht immer Lieferungen in diesem Jahr.
Neues zum Heizungsgesetz finden sie in den News vom 12. September 2023.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil