Internationaler Markt
Russland will kein Öl an Länder liefern, die sich an der Einführung einer Preisobergrenze beteiligen. Das verkündete die Chefin der russischen Zentralbank, Elvira Nabiullina, vergangenen Freitag. Darüber hinaus beglückte sie ihre Landsleute mit einer weiteren Senkung der Leitzinsen um 1,5 Prozent. Damit sind die Zinsen unter das Vorkriegsniveau gesunken. Der Schritt war möglich, weil die russische Währung als Folge einer außerordentlich geschickten Geldpolitik mittlerweile wertvoller ist als vor dem Überfall auf die Ukraine. Im Gegensatz zum Westen sinkt die Inflation in Russland derzeit. Das heißt allerdings nicht, dass die Wirtschaft floriert. Das war vor dem Krieg nicht der Fall und es auch jetzt angesichts des sanktionsbedingten Mangels an westlichen Technologieprodukten nicht möglich.
Die Ölpreisdeckelentscheidung richtet sich weniger an die westlichen Boykotteure als an China und Indien, deren Schulterschluss mit dem Westen zur Durchsetzung einer Preisobergrenze auf russisches Öl notwendig wäre. Mit dem Deckel sollte Russland eigentlich vom Mehrwert einer Ölpreissteigerung abgeschnitten werden. China und Indien würden sich im Fall der Teilnahme an einer Deckelallianz allerdings selbst um die Früchte billigeren russischen Öls bringen. Wenn diese Aktion indes viele Mitspieler fände, denen Russland kein Öl mehr lieferte, würden die Ölpreise sehr viel höher steigen, da es im Endeffekt ein gewaltiger Angebotsentzug vom globalen Ölmarkt wäre.
Das bereits heute von westlichen Ländern boykottierte russische Öl wird teilweise durch Lieferungen aus Saudi-Arabien und Irak ersetzt. Ihnen liegt kein erhöhtes Ölangebot zugrunde, sondern freie Mengen, die zuvor nach China und Indien geliefert wurden. Die Preise dafür sind im Gleichtakt mit der globalen Preisentwicklung gestiegen. Wenn die EU im Zuge ihres Boykotts auf russisches Öl allerdings weit mehr Menge aus dem Nahen Osten benötigen sollte, sind Engpässe, Verknappung und deutliche Preissteigerung absehbar.
Ein derart negativer Effekt ist nicht zuletzt deshalb vorprogrammiert, da die Flotte von Tankern, die sich einen Öltransport nicht durch irgendwelche Sanktionsmaßnahmen verbieten lassen, übersichtlich ist. Diese Tanker wurden bisher hauptsächlich vom Iran genutzt. Nun konkurriert das Land mit Russland um diese Kapazitäten. Ihre hinreichende Existenz ist die Voraussetzung dafür, dass russisches Öl willigen Importstaaten zugeführt werden kann und infolge dessen anderes Öl frei zur Verfügung steht.
Libyens Ölindustrie ist in diesen Tagen einmal kein Teil der negativen Perspektiven des Markts. Die Neubesetzung des Vorstands der National Oil Corporation (NOC) soll dem Vernehmen nach tatsächlich zu einem schnellen Aufschwung des Exports geführt haben. Angeblich werden aktuell bereits wieder 0,86 Mio. Barrel Rohöl pro Tag verschifft. Binnen zwei Wochen soll der Wert auf 1,2 Mio. Barrel pro Tag steigen. Das wäre mehr als eine Verdopplung der Lieferungen unter dem alten Vorstand. Die Instabilität des Landes lässt allerdings wenig Hoffnung auf eine Verstetigung der Exportleistung zu. Aus Tripolis werden schon wieder Gefechte konkurrierender Milizen gemeldet.
Der Ölmarkt insgesamt steht nach wie vor unter dem Einfluss negativer Wirtschaftsaussichten, die die Preise dämpfen, und ungenügenden Angebots, die sie aufwärts treiben. Daran wird sich in absehbarer Zeit wenig ändern. An den Ölbörsen geben die Notierungen heute Morgen ein wenig nach.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 93,52 Dollar und das Barrel Brent zu 102,14 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.021,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9810 Euro. Damit kostet der Euro 1,0191 Dollar.
Nationaler Markt
Auch die Preise für Heizöl sind weiter moderat rückläufig, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der Aufwärtstrend bleibt gleichwohl auf unabsehbare Zeit intakt. Zu den preistreibenden externen Einflüssen gesellt sich die Lage auf den deutschen Wasserstraßen. Sinkende Pegelstände treiben die Frachtkosten in die Höhe. Auch dieses Phänomen wird uns noch einige Zeit begleiten.
Im Binnenmarkt gehen die Bestellungen für Heizöl zurückhaltend ein. Die Preise stellen keinen hinreichenden Anreiz dar, sich weiter für den Winter einzudecken, zumal viele Verbraucher zuversichtlich sind, dass Heizöl demnächst günstiger sein wird. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem kräftigen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt im Norden Deutschlands ein Kaufsignal an.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Beobachten Sie die Preisentwicklung eng, um bei kurzfristigen Vergünstigungen handeln zu können.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil