Internationaler Markt
Die Rohölpreise steigen weiter. Brent-Rohöl kostet am Morgen knapp 76 Dollar je Barrel, also etwa einen Dollar mehr als gestern. Rohöl verlässt damit zum ersten Mal seit Mitte Oktober den Preiskorridor, der bisher an der 75-Dollar-Marke endete.
Ein klarer Auslöser für die überraschende Preisbewegung ist nicht erkennbar. Die Wetterprognosen in den USA erwarten zwar eine eisige Kältewelle in weiten Teilen der USA. Das wird den Heizöl- und den Dieselverbrauch beschleunigen. Doch Heizöl spielt nur noch in einigen kleineren Bundesstaaten im Nordosten der USA eine Rolle. Wichtiger könnte der Kälteeinbruch im Süden des Landes werden. Dort sind viele Ölförderanlagen nur unzureichend auf frostige Temperaturen vorbereitet. Das heimische Ölangebot könnte also vorübergehend zurückgehen.
Die aktuellen Marktdaten zeigen noch keine Versorgungsprobleme an. Der aktuelle Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt, der gestern veröffentlicht wurde, deutet eher auf das Gegenteil. Die Rohölbestände schrumpften nur leicht, während die Bestände an Benzin und Diesel/Heizöl massiv um über 12 Mio. Barrel zulegten. Die geschätzte Nachfrage blieb unterdurchschnittlich.
Allerdings sollte man diese Zahlen nicht überbewerten. Wie immer am Jahresende spielen auch steuerliche Überlegungen eine Rolle. Die Raffinerien und die Betreiber von Tanklagern peilen dann zum Stichtag die für sie günstigste Lagersituation an. Auch gibt es wegen der Feiertage weniger Kraftstofflieferungen für die Tankstellen, was die Nachfragedaten verzerrt.
Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und der Umfrage des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderung der Lagerbestände im Vergleich zur Vorwoche und weitere Indikatoren zum amerikanischen Ölmarkt:
Rohöl: -1,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,4 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +6,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. +5,7 Mio. Barrel (API)
Benzin: +7,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. +2,2 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung: 13,6 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. über Vorjahresniveau)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,3 Mio. Barrel pro Tag (0,2 Mio. unter Vorjahreswert)
Neben der guten Versorgungslage im US-Ölmarkt spricht auch der Dollarkurs gegen höhere Ölpreise. Der Greenback gewinnt gegenüber dem Euro und anderen Währungen weiter an Wert. Das verteuert Öl für den größten Teil der Welt.
Doch im Moment kümmern sich die Ölbörsen in Europa nur wenig um diese Trends. Kurz nach den Feiertagen macht sich Nervosität breit, die sich eher aus der allgemeinen politischen Lage und den Problemen im Erdgasmarkt speist. Dort sorgen die anstehende Kältewelle in den USA, fallende Temperaturen in Europa, der Stopp des Gastransits durch die Ukraine und der Ausfall eines LNG-Terminals in Norwegen für Unruhe.
Aktuell kostet Brent-Rohöl 75,82 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 73,05 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 705,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9724 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0287 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise reagieren mit einem Sprung nach oben auf die ungünstige Mischung preistreibender Faktoren. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittswert von knapp 99 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das ist der höchste Wert seit Anfang Oktober. Vor allem im Osten und im Norden des Landes wird die Marke von 100 Euro bereits überschritten.
Verantwortlich dafür sind höhere Preise für Rohöl und das Gasoil, ein schwacher Euro, frostige Temperaturen und die Nervosität im Gasmarkt. Alles zusammen führt dazu, dass einige Heizölkunden auch bei höheren Preisen zugreifen.
Allerdings ist die Zahl der Bestellungen bislang überschaubar. Gestern blieb sie deutlich unter dem Durchschnitt. Heute muss sich erst noch zeigen, ob der Preissprung die Verbraucher eher abschreckt oder nervös zum Telefonhörer oder Notebook greifen lässt.
Zumindest das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt bislang auf einer entspannten, mittleren Position. Die Zahl der Preispessimisten ist allerdings unverändert hoch. Noch immer setzen knapp 40 Prozent der Stimmen in der täglichen Lesereinschätzung auf weiter steigende Heizölpreise.
Die nächsten Tagen werden zeigen, wie es mit den Heizölpreisen weitergeht. Viel wird von den Wetterprognosen auf beiden Seiten des Atlantiks abhängen, die im Moment die kurzfristige Stimmung prägen. Trotzdem gilt nach wie vor, dass die Lage auf den internationalen Ölmärkten entspannt ist. Wer ausreichende Vorräte im Tank hat, muss den Preisen also nicht hinterherlaufen.
Allerdings gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Preise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil