Internationaler Markt
Nach den OPEC-Verhandlungen über Förderquoten ist vor den OPEC-Verhandlungen über Förderquoten. Der Produktionsanstieg von 0,5 Mio. Barrel pro Tag, den sich das Kartell und seine Alliierten nach zähen Diskussionen ab Januar 2021 genehmigen, erlaubt keinem Mitglied große Sprünge. Im Gegenteil, de facto wird die in der letzten Woche angekündigte Lockerung von Libyen, das aufgrund seiner Krisenlage frei über die eigenen Fördermengen entscheiden kann, mit der Wiederbelebung seiner Ölindustrie sogar überbeansprucht.
Das ist nicht die letzte Kröte, die die Allianz zur Stabilisierung der Ölpreise schlucken muss. Die nächste liegt schon im Ofen. Das OPEC-Mitglied Iran ist genau wie Libyen frei von Quotenregeln. In diesem Fall liegt es an US-Sanktionen, die Ölexporte verbieten. Das Land bereitet sich nun aber auf eine Steigerung seiner Ölproduktion vor. Die Möglichkeit dazu erhofft man sich in Teheran nach dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten. Joe Biden möchte die Sanktionen gegen den Iran unter der Bedingung einer vollständigen Rückkehr des Landes unter das Regime des Atomabkommens von 2015 lockern. Als Konsequenz dieser Politik muss sich die OPEC-Allianz mit einem weiteren Zulauf von über einer Mio. Barrel Rohöl pro Tag in 2021 befassen.
Vor dem Hintergrund schärferer Lockdown-Regelungen rund um die Welt, die die Ölnachfrage zerstören werden, ist die skizzierte Aussicht weder für die OPEC-Allianz noch für die Finanzszene eine Weihnachtsbotschaft. Als Retter in der Not sind die Hoffnungen nun wieder einmal auf China gerichtet. Die Ölimporte des Landes entwickelten sich in letzter Zeit prächtig. Aktuell wartet Peking mit sehr freundlichen Wirtschaftsdaten auf. Beispielsweise stiegen die Warenexporte im letzten Monat so stark wie zuletzt im Februar 2018.
Nachdem der Freudentaumel über diverse Impfstoffankündigungen, die Licht am Ende des Corona-Tunnels erscheinen ließen, an den Börsen abebbt, vernimmt die Finanzszene nun auch den Lärm des Lockdown-Zugs, der von hinten heranrauscht. Die Kurseuphorie erlahmt. Der Ölpreisanstieg wird ausgebremst. Angesichts der Frischgeldflut, die angelegt werden will, läuft die Lage aber nicht zwangsläufig auf fallende Notierungen hinaus, wenngleich es heute Morgen an den Ölbörsen genau danach aussieht.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 45,71 Dollar und das Barrel Brent zu 48,74 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 394,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8256 Euro. Damit kostet der Euro 1,2110 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise drehen heute Morgen abwärts, wie die kürzeren Zeitbereiche der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zeigen. Ob dieser Umstand heute Abend noch gültig ist, weiß kein Mensch. Das fundamentale Marktgeschehen würde dadurch immerhin gut abgebildet werden. Lust und Wille von Finanzjongleuren weist indes in die andere Richtung. In den letzten Wochen waren sie stark in Preisbeeinflussung.
Der Binnenmarkt für Heizöl ist derweil sehr belebt. Viele Beobachter haben die Hoffnung auf fallende Preise aufgegeben und wurden Käufer. Diese Tendenz wird sich einstweilen fortsetzen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem Minderheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends haben den freundlichen Eindruck zukünftig günstigerer Preise verloren. Stark ist ein solcher Eindruck nur noch in den längerfristigen Zeitbereichen. Wichtiger als die Trendentwicklung ist in diesen Tagen allerdings das Wissen um einen weiteren Preisanstieg durch die Einführung der CO2-Steuer als reines Tagesereignis. Es wird zu einem nicht trendkonformen Sondereffekt kommen.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Angesichts der bevorstehenden Steuerhöhung ist ein Kauf immer sinnvoll, wenn die Lieferung noch in diesem Jahr erfolgt.
Quelle: esyoil