Internationaler Markt

Zum Start in die neue Handelswoche setzten die Ölpreise ihren Anstieg gestern Früh moderat fort. Ursächlich waren die Gewissheit über eine Zinssenkung durch die US-Notenbank (Fed) im September und die gescheiterten Waffenstillstandsverhandlungen im Nahen Osten. Damit schien das bullische Pulver verschossen zu sein. Naheliegenderweise sollte sich das auf einer bevorstehenden Überversorgung des globalen Ölmarkts basierende bärische Mindset alsbald Bahn brechen und die Preise wieder abwärts schicken. Aber es kam anders.

Im weiteren Tagesverlauf stiegen die Preise für Rohöl an den Börsen ICE und NYMEX um weitere 1,5 Dollar pro Barrel an. Hauptgrund dafür waren Nachrichten aus Libyen. Dort droht der Ölproduktion einschließlich der Exporte ein fast vollständiger Shutdown aufgrund der instabilen politischen Lage. Die Situation verdrängte die oben genannten Impulse von der Tagesordnung. Ein Ausfall der libyschen Ölexporte könnte das weltweite Angebot um etwa eine Million Barrel pro Tag reduzieren. Analysten bezweifeln allerdings, dass dies zu einem dauerhaften Preisanstieg führen wird, da die OPEC-Plus ihre Fördermengen ab Oktober anzuheben gedeckt. Ein längerer Ausfall des libyschen Angebots würde helfen, eventuelle Zweifel an diesem Vorhaben zu zerstreuen.

Damit sind die wesentlichen Einflüsse auf die kurzfristigen Preisbewegungen abgehakt. Es folgt Aufschlussreiches von Wert über den Tag hinaus.

ExxonMobil erwartet, dass die weltweite Ölnachfrage bis 2050 weitgehend stabil bleiben wird, auf einem Niveau von über 100 Millionen Barrel pro Tag. Das Unternehmen geht davon aus, dass der Umstieg auf Elektrofahrzeuge trotz der wachsenden Weltbevölkerung langfristig keinen signifikanten Einfluss auf die Ölnachfrage haben wird. Selbst wenn bis 2035 ein Drittel der Neuwagen Elektroautos wären, wird die Nachfrage immer noch bei etwa 85 Millionen Barrel pro Tag liegen. ExxonMobil betont die Notwendigkeit von Investitionen in neue Ölprojekte, da unkonventionelle Quellen wie Schieferöl schneller versiegen als herkömmliche. Ohne solche Investitionen könnte die Ölproduktion jährlich um bis zu 15 Prozent sinken, was die Ölpreise erheblich in die Höhe treiben würde.

Aus Nachfragesicht wirkt die Einlassung vollkommen plausibel. Tatsächlich wird man aufgrund der Klimaproblematik einen Weg finden müssen, außerordentlich unkonventionelle Ölproduktionen zu finanzieren. Dazu gehörten synthetisch erzeugte Öle (eFuels) mit einem geschlossenen CO2-Kreislauf. Auf derartige Flüssigkeiten wird man kaum verzichten können, da sie nicht nur einen unvergleichlich großen Energiegehalt in kleinem Volumen bieten, sondern auch Speicher sind, die dringend benötigt werden.

Das norwegische Energieunternehmen Equinor zeigt sich optimistisch hinsichtlich der langfristigen Nachfrage nach Öl aus der Nordsee und plant weiterhin erhebliche Investitionen in die Offshore-Produktion. Bis 2035 sollen jährlich etwa 5,1 bis 5,9 Milliarden Euro in die Erschließung von Öl- und Gasfeldern im norwegischen Kontinentalschelf investiert werden, da viele der großen Offshore-Felder bereits ihren Produktionshöhepunkt überschritten haben. Derzeit trägt Norwegen knapp zwei Prozent zum globalen Ölangebot bei. Für Europa ist das Land der wichtigste Gaslieferant.

Die Norweger bewegen sich damit auf ähnlicher Linie wie ExxonMobil. Es ist allerdings erstaunlich, dass die Weitsicht dieser reichen und grünen Gesellschaft nicht zu einer differenzierteren Planung führt, die der notwendigen Konversion des fossilen Ölangebots zu klimaneutralen Flüssigkeiten Rechnung trägt. Den eigenen Energiebedarf können sie weitgehend aus CO2-freier und speicherbarer Wasserkraft decken. Das sollte sich auch in den exportierten Energiemengen in Form von Öl und Gas widerspiegeln.

An den Ölbörsen bewegen sich die Notierungen heute Morgen seitwärts. Der bullische Grundton ist noch nicht besiegt. Es kann zu weiterer Preissteigerung kommen.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 77,06 Dollar und das Barrel Brent zu 81,18 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 723,50 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8950 Euro. Damit kostet der Euro 1,1170 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise steigen rasant aufwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen damit den internationalen Vorgaben. Die Trendkanäle weisen in den verschiedenen zeitrelevanten Darstellungen gleichwohl abwärts. Bisher vertragen sie den Preissprung ohne Blessuren. Träume von günstigeren Preisen sind weiterhin erlaubt. Zur korrekten Einordnung gehört allerdings der dringende Hinweis, dass man weder übertriebene Erwartungen an einen Preisrückgang stellen noch einen solchen als verlässlich annehmen sollte. Wie die Aktualität zeigt, ist es nicht nur die kriegslüsterne Lage im Nahen Osten der die schöne Rechnung kurzerhand zum Opfer fallen kann.

Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt wird durch den Preisanstieg gebremst. Gleiches gilt für die Hoffnung auf günstigeres Heizöl. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem moderaten Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Spekulativ eingestellte Kunden riskieren die Wette auf günstigere Preise und warten ab. Andere lösen die drückende Unsicherheit durch eine Bestellung zum aktuellen Tagespreis einfach auf.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil