Internationaler Markt
Nach dem deutlichen Rückgang in den letzten Tagen steigen die Ölnotierungen nun wieder. Damit werden die übergeordneten Preistrends bestätigt. Bei Rohöl weisen sie seitwärts, bei Gasöl, das ist das Vorprodukt für Heizöl und Diesel, steigen sie. Die entsprechenden Produkte sind weltweit knapp verfügbar.
In den USA wird diese Knappheit mit einer Reduktion der Raffineriekapazität aufgrund der Corona-Pandemie begründet. Darüber hinaus wird ein Teil der Ware nach Europa und Südamerika exportiert. Bei Benzin ist die Lage unwesentlich besser. Sie hat die Kraftstoffpreise auf ein Rekordhoch katapultiert. Das ist am Beginn der sogenannten Fahrsaison besonders bitter und sorgt für erhebliche Verärgerung über die Biden-Regierung. Ölprodukte sind derzeit der größte Treiber der Inflation, nicht nur in den USA. Dort zwingt sie die Notenbank allerdings zu heftigeren Zinsmaßnahmen als in Europa.
Die Benzinvorräte der USA sind seit Jahresbeginn um neun Prozent gesunken. Die Diesel- und Heizölvorräte fallen von einem Rekordtief zum nächsten. Das liegt nicht allein an der Ukraine-Krise. Knappheit war lange davor sichtbar. In den aktuellen Zahlen des API (American Petroleum Institute) zur wöchentlichen Veränderung der Lagerbestände wird erstaunlicherweise ein kleiner Anstieg für die genannten Produkte ausgewiesen. Die Nagelprobe für diesen Befund wird heute Nachmittag mit den entsprechenden Zahlen des DOE (Department of Energy) geliefert, denen aufgrund der höheren Erhebungsdichte größere Verlässlichkeit attestiert wird.
Die allerorts im Westen herrschende Ölknappheit ist keine gute Voraussetzung für den von der EU angestrebten Ölboykott gegen Russland. Es war daher zu erwarten, dass es unter den Mitgliedsstaaten eine hitzige Diskussion zum Vorhaben geben wird. Die ist noch nicht beendet. Wenn das eines Tages der Fall sein wird, dürfte der gemeinsame Boykott ziemlich verwaschen ausfallen. Ob er der russischen Wirtschaft tatsächlich mehr schaden wird als der der Boykotteure, ist vollkommen ungewiss.
Die Meldung des Tages kommt aus dem Gasmarkt. Sie erreicht aber auch den Ölmarkt. Die ukrainische Betreibergesellschaft der nationalen Gasnetze GTSOU wird heute die Durchleitung russischen Gases im Osten des Landes stoppen. Begründet wird das mit dem dort besonders heftig geführten Krieg. Er ließe keine Kontrolle der Verdichter und der Messpunkte mehr zu. Die russische Gazprom widerspricht der Darstellung. Die Betreiber hätten in der letzten Woche im betroffenen Gebiet vollkommen ungestört ihren Dienst verrichten können.
Der Gasstopp betrifft die Sojus-Pipeline, über die ein Drittel der durch die Ukraine nach Europa gelieferten Gasmenge geleitet wird. Eine Umleitung über eine andere Pipeline sei nach russischen Angaben nicht möglich. Man werde die Lieferverpflichtungen gegenüber westlichen Kunden gleichwohl erfüllen. Deutschland sollte von der Abschaltung weniger stark betroffen sein als andere Länder, da die Ersatzbeschaffung hierzulande bereits weiter vorangeschritten ist als bei manch anderem europäischen Abnehmer russischen Gases.
An den Ölbörsen zogen die Notierungen heute Morgen rasant aufwärts, was nicht zuletzt dem Gasstopp geschuldet sein dürfte. Rohöl notiert gleichwohl unter den gestrigen Frühwerten. Zur Stunde hat sich die Preisbewegung beruhigt.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 101,54 Dollar und das Barrel Brent zu 104,31 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.143,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9476 Euro. Damit kostet der Euro 1,0553 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise ziehen wieder an, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Das preisliche Jojo-Verhalten kommt nicht überraschend. Es wird uns wohl noch einige Zeit erhalten bleiben. Ursächlich ist das Wechselspiel der preisbestimmenden Einflüsse aus dem Ölmarkt selbst und aus der globalen Wirtschaft, die durch die zweifelhafte Corona-Politik Chinas heftig gestört wird.
Das aktuelle Bestellaufkommen für Heizöl ist geringer als in der letzten Woche. Es ist sehr vom Auf und Ab der Preise und den damit verbundenen Hoffnungen auf günstige Kaufmomente geprägt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Beobachten Sie die Preisentwicklung eng. Kurzfristig können sich interessante Kaufmomente für Sie ergeben.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil