Internationaler Markt
Seit gestern berät die OPEC in Wien über eine substanzielle Kürzung ihrer Produktion. Man ist sich darüber einig, dass der Preisverfall als Folge der Überversorgung mit so einer Maßnahme gestoppt werden müsse. Weiter kam man bis gestern Abend nicht. Die Teilnehmer haben das Treffen offenbar zu einem Poker über Kürzungsbeiträge entarten lassen. Niemand will ohne formulierte Zugeständnisse der anderen seinen Beitrag quantifizieren.
Darüber hinaus gibt es die Mehrheitsmeinung, dass Saudi-Arabien die Hauptlast der Kürzung tragen müsse, weil es aufgrund seiner Produktionssteigerung in den letzten Monaten für die Preissituation verantwortlich ist.
Heute geht der Poker weiter. Das Spiel wird nicht einfacher, da nicht nur die OPEC selbst eine Einigung herbeiführen muss, sondern Alliierte wie Russland ins Boot geholt werden sollen. Ohne die eigene Einigung vorab wird es ein Geschacher, bei dem jeder Teilnehmer auf noch mehr Kontrahenten zu achten hat. Es wäre erstaunlich, wenn am Abend eine für alle befriedigende Lösung verkündet werden könnte.
Vermutlich wird der Öffentlichkeit eine müde Minimalformel vorgestellt, die allenfalls den weiteren globalen Bestandsaufbau drosseln kann. Dafür könnte Saudi-Arabien allein sorgen, was so allerdings nicht kommuniziert werden würde. Die bereits aufgebauten Vorräte werden mit der zu erwartenden Drosselung kaum schrumpfen. Das wäre keine Grundlage, die Ölpreise erneut in die Höhe zu treiben. Sie würden allenfalls einen kurzen Satz nach oben machen.
Sollte die Runde nicht einmal einen Minimalkonsens erzielen, läuft sie Gefahr, ihr Öl einem weiteren Preisverfall zu opfern. Die Spekulation über den Verlauf des OPEC-Treffens hält den Tag spannend.
Die Spannung über die Entwicklung der US-Bestände wurde bereits gestern Nachmittag gelöst. Nach der Vorgabe des API (American Petroleum Institute) am späten Dienstag wartete man auf eine Bestätigung des voluminösen Aufbaus durch das DOE (Department of Energy). Die kam so nicht. Stattdessen wurde ein deutlicher Abbau für Rohöl übermittelt. Dieser konnte die Ölpreise jedoch nicht beflügeln. Grund dafür ist die Bilanz von Im- und Exporten für Rohöl, die zeigt, dass die USA gut versorgt sind insbesondere aus eigenen Quellen. Die positive Entwicklung ihrer Produktion übertrifft alle Erwartungen. Sie ist weltspitze.
Die Veränderungen der US-Bestände gegenüber der Vorwoche lauten in Zahlen wie folgt:
Rohöl: -7,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. +5,4 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +3,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. +4,3 Mio. Barrel (API)
Benzin: +1,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. +3,6 Mio. Barrel (API)
In Summe ergibt sich ein Abbau von 1,8 (DOE) bzw. ein Aufbau von 13,3 (API) Mio. Barrel. Die Raffinerieauslastung ist mit 96 Prozent unverändert hoch.
Die Preisbildung wird heute kaum noch von den Bestandsdaten berührt. Sie steht im Zeichen des OPEC-Treffens. Dabei kann sie in Abhängigkeit der gestreuten Informationsfetzen recht volatil verlaufen. An den Ölbörsen erkennt man zur Stunde eine leichte Skepsis zur Entscheidungsfähigkeit der Wiener Runde. Die Preise geben etwas nach.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 50,99 Dollar und das Barrel Brent zu 59,56 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 564,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8790 Euro. Damit kostet der Euro 1,1373 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise sinken weiter, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Neben den Vorgaben des Weltmarkts beginnen nun auch die fallenden Frachtkosten der Binnenschifffahrt zu wirken. Dank der jüngsten Regenfälle ist der Rhein wieder hinreichend mit Wasser gefüllt. Es bleibt dahingestellt, ob die Situation von Dauer ist oder ob eine weitere Trockenperiode folgen wird. Diese Sorge verhindert eine schnellere Normalisierung der Heizölpreise.
Das Heizölgeschäft im Binnenmarkt ist nicht zuletzt wegen der langen Trockenperiode sehr belebt. Viele Kunden decken sich für den Winter ein. Teilweise ordern sie auch, um eine frühere Bestellung nun zu einem günstigeren Preis aufzustocken. Unter Beobachtern herrscht gute Stimmung hinsichtlich weiter nachgebender Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Lage entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
In vielen Teilen Deutschlands gibt das mathematische Tiefpreis-System weiterhin Kaufsignale. Die Verlängerung des Preisrückgangs macht das möglich.
Die Heizölpreistrends geben Verbrauchern weiterhin Hoffnung auf Besserung. In den verschiedenen Zeitstufen tritt nun nur noch dreimal Aufwärts auf. Daneben gibt es zwei Abwärtstrends, im kurzfristigen und im langfristigen Zeitbereich. Die 6-Monats-Ansicht zeigt einen indifferenten Trend, der das Zeug hat, einmal auf Abwärts zu springen.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Kaufen Sie umgehend, wenn Sie Heizöl benötigen, und bleiben Sie dem Markt fern, wenn Sie noch zwei bis drei Monate mit Ihrem Bestand überbrücken können.
Um die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen zu können, sollten Sie genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Unser e-Peilstab hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil