Internationaler Markt
Die emotional geführte Diskussion um ein europäisches Gas-, Öl- und Kohleembargo gegen Russland treibt die Preise aufwärts. Dabei haben die Notierungen für Rohöl der Sorte Brent wieder Kontakt zur Marke von 120 Dollar pro Barrel aufgenommen. Der freiwillige zeitnahe Verzicht auf russische Energieimporte wird sein bullisches Gift bis zu einer endgültig ablehnenden Entscheidung auf EU-Ebene verbreiten.
Ein Stopp der Lieferungen würde die europäische und im Besonderen die deutsche Wirtschaft hart treffen. Darüber hinaus würden die Konsequenzen im nächsten Winter bis in die Wohnzimmer der privaten Wohnungen reichen. Heizen wäre keine Selbstverständlichkeit mehr.
Mit dem freiwilligen Importstopp sollen dem russischen Herrscher die Finanzmittel für seinen Angriffskrieg in der Ukraine entzogen werden. Die Zweckmäßigkeit des Instruments wird allerdings kontrovers diskutiert. Die Zweifler an seiner Wirksamkeit gehen davon aus, dass es im Putin-Russland derzeit gar keine Verwendung für die gezahlten Euroströme gibt. Das Land ist von Importen, die damit gezahlt werden könnten, abgeschnitten und in der Binnenwirtschaft spielt der Euro keine Rolle. Dort ist der Rubel das einzige Zahlungsmittel. Den kann der Herrscher nach Belieben drucken lassen, um Öl und Panzer aus heimischer Produktion sowie Soldaten und Beamte bezahlen zu lassen.
Die Befürworter eines sofortigen Importstopps argumentieren mit den Folgen der Rubelinflationierung durch die unbotmäßige Anwendung der Druckerpresse. Waren und Dienstleistungen würden in einen explodierenden Teuerungsprozess geraten. Der heute gezahlte Sold an Soldaten wäre schon morgen quasi wertlos. Durch die umfangreichen Einnahmen von Euros aus Energieverkäufen hat die Zentralbank indes eine Gegenposition, mit der der Rubel einigermaßen stabil gehalten werden kann. Dieses Mittel wird bereits heute angewendet, indem Unternehmen verpflichtet werden, ihre erlösten Devisen umgehend in Rubel zu tauschen. Das zeigt tatsächlich einen stabilisierenden Effekt.
Der Disput dreht sich um die kurzfristige Wirkung eines EU-Embargos. Über das langfristige Ziel der Unabhängigkeit von russischen Energieimporten herrscht hingegen große Einigkeit. Da Russland über sehr große Devisenreserven verfügt, ist es gut möglich, dass der kurzfristige Ausfall von Energieeinnahmen damit abgefedert werden kann und seine Wirkung verfehlt. Eine Entscheidung muss wohl oder übel ohne Absicherung des gewünschten Ergebnisses getroffen werden.
Da die globalen Energiemärkte derzeit ohnehin sehr knapp versorgt sind, scheinen die Risiken für die Sanktionierer allerdings größer zu sein als für den Sanktionierten. Damit bliebe als Wirkung der Maßnahme einzig, das moralisch Richtige zu tun, übrig. In dieser Angelegenheit argumentiert der grüne deutsche Wirtschaftsminister erfreulich klar und verantwortungsbewusst, ohne seine Position schönzureden. Respekt!
An den Ölbörsen verstärkt eine Horde bullischer Finanzjongleure erneut das Tagesgeschehen. Tendenziell treibt sie die Notierungen in die Höhe. Punktuell kommt es allerdings auch mal anders. So wird zur Stunde der jüngste Anstieg teilweise annulliert. Das gilt besonders für Gasöl, dem Vorprodukt von Heizöl.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 110,98 Dollar und das Barrel Brent zu 115,04 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1135,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9089 Euro. Damit kostet der Euro 1,0997 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise scheinen inne zu halten, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Den gestrigen Preisanstieg am internationalen Markt haben sie nicht in Gänze mitgemacht. Es wirkt, als hätten die Händler den aktuellen Preiseinbruch vorausgesehen. Das haben sie natürlich nicht, weil es unmöglich ist.
Im Binnenmarkt für Heizöl ist das Bestellaufkommen aufgrund der extrem hohen Preise fast zum Erliegen gekommen. Stattdessen gibt es immer noch Hoffnung auf tiefere Preise. Die wird aber mit jeder Teuerungsstufe geringer. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere einem moderaten Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie präventiv kaufen. Es muss ja keine komplette Füllung des Tanks sein.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil