Internationaler Markt
Während 2020 in unseren Erinnerungen auf ewig das Corona-Jahr bleiben wird, hat 2021 Potenzial – nach einer zu Beginn noch anhaltenden Durststrecke – das Jahr der Normalisierung zu werden. Zumindest die Hoffnung darauf nehmen die Menschen weltweit mit in den Jahreswechsel. So auch die Trader an den Ölbörsen, die ihr Handeln derzeit ganz an den Zeichen für eine konjunkturelle Erholung ausrichten.
Heute früh bekommen die Ölpreise Rückenwind, weil die Marktteilnehmer ein solches Zeichen der Konjunkturerholung in den US-Ölbestandsdaten sehen, die das American Petroleum Institute (API) gestern in den späten Abendstunden vorlegte. Danach sollen die Rohölbestände doppelt so stark zurückgegangen sein wie erwartet. Zudem sanken die Produktreserven und gaben einen weiteren bullischen Impuls.
Zwar fahren die Raffineriebetreiber ihre Produktion traditionell zum Jahresende hin aus bilanzpolitischen Gründen hoch, was die Lagerbestände an Rohöl automatisch reduziert und an sich noch keine Aussagekraft besitzt, doch mit einem Minus von 4,8 Millionen Barrel in der abgelaufenen Berichtswoche wären die Abbauten doch bemerkenswert hoch. Die rückläufigen Bestände an Ölprodukten sprechen außerdem für einen deutlich gestiegenen Verbrauch, da sich die Lager bei einem höheren Raffineriebetrieb normalerweise füllen. Dabei fallen vor allem die rückläufigen Benzinreserven auf, weil Experten in diesem Segment eigentlich mit Aufbauten gerechnet hatten. Diese Faktoren werfen ein positives Licht auf die wirtschaftliche Erholung in den USA und pushen die Ölpreise zur Stunde. Ob das über die erste Tageshälfte hinaus so bleibt – die API-Daten sind vorläufiger Natur –, wird von den offiziellen Zahlen abhängen, die das Department of Energy (DOE) am Nachmittag veröffentlicht.
Preisstützend wirkt zudem das inzwischen auch vom scheidenden US-Präsidenten Trump unterzeichnete Konjunkturpaket und die Hoffnung darauf, dass die Corona-Soforthilfen in den USA noch einmal deutlich aufgestockt werden könnten.
Allerdings sind dies allesamt kurzfristige Impulse, die die Ölpreise sicher nicht durch den ersten Monat des neuen Jahres tragen werden. Im Januar steht die oben genannte Durststrecke an. Experten rechnen mit einer Infektionswelle durch die Lockerungen über die Feiertage. Dann drohen Verschärfungen und Verlängerungen der Lockdowns. Die wirtschaftliche Erholung auf die die Marktteilnehmer hoffen wird noch auf sich warten lassen. Herdenimmunität – als Voraussetzung dafür – ist mit den Impfungen in Arbeit. Doch das wird noch dauern. Zunächst stoßen ein traditionell umsatzschwacher Monat für die Ölbranche und eine Erhöhung der OPEC+-Produktion aufeinander. Die Ölpreise dürften weicher zum Auftakt 2021 werden.
Heute Morgen tendieren die Notierungen zunächst aufwärts. Das Barrel der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) kostet zurzeit 48,27 Dollar. Die Nordseesorte Brent steht bei 51,37 US-Dollar das Barrel. Eine Tonne Gasöl wird zu 426,00 Dollar gehandelt. Der US-Dollar ist heute Morgen für 0,8158 Euro zu haben. Damit kostet der Euro 1,2254 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise profitieren aus Verbrauchersicht vom festeren Euro gegenüber dem Dollar. Das macht den Einkauf des in Dollar gehandelten Rohöls günstiger und lässt die Preise in Deutschland sinken, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt.
Kurz vor dem Jahreswechsel kosten 100 Liter Heizöl im Bundesdurchschnitt zwischen 52 und 53 Euro bei einer Standardlieferung von 3000 Litern. Heizölkunden zahlen gut 400 Euro weniger als im Vorjahr zur gleichen Zeit – und das obwohl die Preise aus ihrem tiefen Tal herausgeklettert sind und sich derzeit nahe am Corona-Hoch bewegen. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt eine mittlere Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. In der Lesereinschätzung erwarten 68 Prozent künftig sinkende Preise.
Die Heizölpreistrends zeigen sich auf längere Sicht definitiv freundlich. Für den kurz- und mittelfristigen Zeitraum (3-Monats- und 6-Monatsansicht) ist derzeit kein klare Aussage möglich, weil sich die Trends nach Einführung des CO2-Aufschlags und der Rückkehr zum Steuersatz von 19 Prozent zum 1. Januar wieder neu finden müssen. Die Trendkanäle sind daher seitwärtsgerichtet.
Der Rat an alle Unentschlossenen lautet: Wer genug Heizöl im Tank hat, der sollte die Preisentwicklung im Januar abwarten. Die traditionell nachfrageschwache Zeit zu Jahresbeginn kann in Kombination mit Unsicherheiten rund um die Corona-Pandemie für Abwärtsbewegung sorgen.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil