Internationaler Markt
Die Ölpreise bewegen sich in einem Spannungsfeld: Auf der einen Seite stehen die pessimistischen Nachfrageprognosen, die belastend wirken. Auf der anderen Seite beflügeln die positiven Impfstofferwartungen. Dabei befinden sich die Ölnotierungen in diesen Tagen auf dem höchsten Niveau seit dem Corona bedingten Kursrutsch im Frühjahr. Am Mittwochmorgen pausieren sie in ihrem Anstieg. Jetzt muss sich zeigen, welche Kräfte den stärksten Einfluss ausüben können.
Nach der OPEC senkte die IEA gestern ebenfalls die Prognosen für die globale Ölnachfrage. In ihrem Monatsreport geht sie für das laufende Jahr von einem Rückgang um 50.000 und für 2021 um 170.000 Barrel pro Tag aus. Das ist zumindest kurzfristig ein dämpfender Faktor, der WTI und Brent daran hindert weiter zu klettern.
Gleichzeitig setzen Spekulanten mit Blick in die Zukunft auf die Immunisierung der Bevölkerung und eine damit einhergehende wirtschaftliche Erholung, die die Ölnachfrage aus ihrem Tief holen soll. Ein weiterer Impfstoff, der in den USA kurz vor seiner Zulassung steht, und die Aussicht, dass auch in Europa die Impfungen bald starten, gibt ihrer Hoffnung Aufwind.
Entscheidend für die künftige Preisentwicklung bleibt auch die derzeit so erfolgreiche künstliche Angebotsverknappung durch die OPEC+. Die Allianz wird bereits am 4. Januar wieder zusammenkommen, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Morgen trifft sich zunächst das OPEC-Gremium JMMC, das eine Handlungsempfehlung für dieses Treffen aussprechen könnte. Die Trader werden dafür ein offenes Ohr haben. Die OPEC+ befindet sich in einer paradoxen Lage: Je besser sie die Preise in den Griff bekommt, um so höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass innerhalb der Allianz die Bereitschaft für Kürzungen sinkt. Alle Beteiligten stehen unter einem immensen Druck, ihre Staatshaushalte über die Öleinnahmen zu finanzieren. Ein Nachlassen des Kürzungswillens aber würde die Ölpreise abwärts drehen.
Heute richtet sich die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer vorerst auf die US-Ölbestandsdaten. Das American Petroleum Institute (API) hat preisdämpfende Werte vorgelegt – die Reserven sollen in allen Kategorien gestiegen sein. Es bleibt abzuwarten, ob die offiziellen Zahlen des Department of Energy (DOE) heute Nachmittag mitgehen.
Die Notierungen an den Ölbörsen starten auf höherem Niveau als gestern früh, jedoch unterhalb der Spitzenwerte vom Dienstag. Das Barrel der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) kostet zurzeit 47,47 Dollar. Die Nordseesorte Brent steht bei 50,58 US-Dollar das Barrel. Eine Tonne Gasöl wird zu 418,00 Dollar gehandelt. Der US-Dollar ist heute Morgen für 0,8221 Euro zu haben. Damit kostet der Euro 1,2159 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise verschnaufen nach ausdauernder Kletterpartie. In der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zeigt sich, dass sie zu den höchsten in Pandemiezeiten zählen. Ob es vor dem Jahreswechsel noch ein bisschen abwärts geht, hängt von der Preisentwicklung am internationalen Ölmarkt ab.
Das Interesse am Heizölkauf ist merklich abgekühlt. Die bevorstehende Einführung des deutschen CO2-Aufschlags bildet sich bereits in den Preisen ab. Die Heizölkunden haben nur begrenzte Hoffnung auf einen Preisnachlass. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt eine mittlere Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. In der Lesereinschätzung erwarten 61 Prozent künftig sinkende Preise. Das ist nach wie vor ein vergleichsweise niedriger Wert, auch wenn er zum Vortag um 16 Prozentpunkte gestiegen ist.
Die Heizölpreistrends zeigen sich nur noch auf längere Sicht freundlich. Im kurz- und mittelfristigen Zeitraum (3-Monats- und 6-Monatsansicht) sind die Trendkanäle hingegen steil aufwärtsgerichtet. Doch mehr noch als diese Aussichten zählt derzeit das Wissen um die bevorstehende Steuererhöhung.
Der Rat an alle Unentschlossenen lautet: Wer jetzt Heizöl bestellt und noch in diesem Jahr beliefert wird, der spart an der Mehrwertsteuer. Liefertermine für Dezember sind jedoch inzwischen rar geworden. Sollten Sie keinen mehr ergattern, dann warten Sie die Preisentwicklung im Januar ab.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil