Internationaler Markt
Nach einem Abwärtslauf am Dienstagnachmittag suchen die Ölpreise heute ihre Richtung. Rezessionssorgen und Ängste vor Energieknappheit ringen an den Ölbörsen um Einfluss auf die Preisentwicklung: China verschärft Lockdowns in zahlreichen Städten und Gazprom kappt Gaslieferungen.
Wenn die chinesische Wirtschaft schwächelt, dann macht sich das am Ölmarkt in Form eines deutlichen Nachfragerückgangs bemerkbar, denn China ist der größte Ölimporteur weltweit. Genau das Zukunftsszenario sehen die Marktteilnehmer jetzt wieder stärker, weil seit gestern in vielen chinesischen Metropolen die Corona-Maßnahmen verschärft wurden.
Mit den Lockdowns ist das Alltagsleben von Millionen Menschen drastisch eingeschränkt, wodurch allein schon weniger Treibstoff für Fahrten benötigt wird. Dauern die Einschränkungen über längere Zeit an, so könnte die derzeit bereits schwache chinesische Konjunktur weiter beeinträchtigt werden. In der Folge würde die Ölnachfrage weiter zurückgehen. An ICE und NYMEX bringt diese Aussicht die Notierungen der Referenzsorten Brent und WTI unter Druck.
Zudem blicken die Trader auf die Rezessionsgefahr, was sich ebenfalls preisdämpfend auswirkt. Nach der Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell am vergangenen Freitag erwartet man doch wieder stark ansteigende Leitzinsen über einen langen Zeitraum. Was die Inflation eindämmen soll, macht eine Rezession immer wahrscheinlicher. Am Ölmarkt hat eine geschwächte Wirtschaft in der Regel eine sinkende Ölnachfrage im Schlepptau.
Viele Marktbeobachter erwarten inzwischen auch von der europäischen Zentralbank EZB einen massiven Zinsschritt von 0,75 Basispunkten. Sie mutmaßen, dass die EZB wegen steigender Inflationsraten im Euroraum bereits im September einen solchen für sie ungewöhnlich großen Zinsschritt veranlassen wird. Immerhin ist die Inflationsrate in Deutschland bereits vor dem Auslaufen von Entlastungsmaßnahmen (Neun-Euro-Ticket und Tankrabatt) weiter gestiegen. Nach ersten Schätzungen des Statistischen Bundesamts soll sie 7,9 Prozent über dem Niveau vom August 2021 liegen. Die europäische Teuerungsrate, die heute bekannt gegeben wird, dürfte ebenfalls Druck auf die EZB ausüben, ihren Leitzins schneller und kräftiger anzuheben.
Die drängenden Probleme rund um eine Unterversorgung auf den Ölmärkten bleiben jedoch neben Rezessions- und Konjunktursorgen bestehen. Auf die Ölpreise wirken von dieser Seite immer wieder preisstützende Faktoren ein. Diese kommen aktuell vom Gasmarkt. Geschehnisse auf dem Gasmarkt wirken auf den Ölmarkt, weil Verbraucher wo immer möglich auf Öl umsteigen, wenn Gas knapp und noch teurer wird.
Ab heute soll zunächst drei Tage lang kein russisches Gas über die Nord Stream 1 Pipeline nach Deutschland fließen. Von Gazprom werden dafür Reparaturarbeiten angegeben. Das spannt die Versorgungslage nicht nur weiter an, sondern entfacht zugleich die Befürchtungen, dass die zuletzt schon auf 20 Prozent reduzierte Durchleitungsmenge komplett wegfallen könnte, wenn der Gashahn im Anschluss nicht wieder aufgedreht wird. Außerdem stoppt Gasprom ab morgen die Gaslieferungen an den französischen Energieversorger Engie SA. Auf die Ölfutures hat beides stützenden Einfluss.
Die Ölpreise hatten sich nach dem gestrigen Preisrutsch zunächst gefangen, starten heute Morgen jedoch mit Abschlägen. Das Barrel der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 90,54 Dollar. Die Nordseesorte Brent kostet 97,58 US-Dollar das Barrel. Eine Tonne Gasöl wird zu 1.122,25 Dollar gehandelt. Der US-Dollar kostet heute Morgen 1,0012 Euro. Damit ist der Euro 0,9986 Dollar wert.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben zur Wochenmitte hin nach, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Preisdämpfende Impulse vom internationalen Ölmarkt machen sich seit langem einmal wieder im Binnenmarkt bemerkbar. An den Ölbörsen führen Rezessionssorgen zu Abschlägen.
Im August hatten sich die Heizölpreise weitestgehend von den Vorgaben des internationalen Marktes entkoppelt. Sie folgten einem steilen Aufwärtstrend. Preistreibend war vor allem die extreme Niedrigwasserlage hierzulande, die zu hohen Transportkosten führte. Mit gestiegenen Pegeln und neuen Regenfällen hat sich die Situation auf den Wasserstraße zunächst leicht entspannt.
Das Angebot bleibt dennoch knapp. Grund ist zum einen eine insgesamt hohe Auslastung des zur Verfügung stehenden Frachtraums und zum anderen eine krisengetriebene starke Heizölnachfrage.
Heizöl kostet im Binnenland heute Morgen durchschnittlich 167,85 Euro je 100 Liter bei einer Standardlieferung von 3000 Litern. Heizölkunden blicken vergleichsweise pessimistisch auf mögliche Preisrückgänge und kümmern sich um ihre Winterbevorratung.
Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt eine hohe Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. In der Lesereinschätzung erwarten 62 Prozent künftig sinkende Preise.
Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Wer seinen Tank zeitnah füllen muss, kann mit einer Teilbestellung etwas für die eigene Versorgungssicherheit tun und gleichzeitig das Preisrisiko aufteilen.
Um gute Kaufzeitpunkte optimal nutzen zu können, sollten Sie genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Unser e-Peilstab plus hilft Ihnen dabei. Mit ihm messen Sie den Füllstand Ihres Heizöltanks jederzeit einfach per Knopfdruck.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Quelle: esyoil