Internationaler Markt
Im Ölmarkt geht das Tauziehen weiter. Die Rohölpreise schwanken immer wieder um zwei bis drei Prozent binnen weniger Stunden oder sogar Minuten. Gestern fiel Brent-Rohöl erneut unter 90 Dollar je Barrel, also etwa auf den Stand vom Januar. Damit wird der Abwärtstrend seit März bestätigt. Zinserhöhungen der amerikanischen Zentralbank und ein sehr starker Dollar drücken auf die Notierungen.
Auf der anderen Seite bekommen die Ölpreise aber auch immer mehr Unterstützung, vor allem aus China. Die Raffinerien dürfen wieder mehr Produkte exportieren und brauchen dafür mehr Rohöl. Die Corona-Lockdowns werden zurückgefahren, denn die Infektionszahlen sinken seit Wochen. Nach einer schwachen Ölnachfrage im ersten Halbjahr könnte das zweite Halbjahr also den Ölpreis eher nach oben treiben.
Hinzu kommt die Eskalation im Ukrainekrieg. Putin ordnete eine Teilmobilmachung an, während sich die Lage der russischen Truppen an der Front offenbar dramatisch verschlechtert hat. Der Westen will sich nicht einschüchtern lassen und kündigt zusätzliche Sanktionen und weitere Waffenlieferungen für Kiew an. Beides deutet auf eine eher harte Umsetzung der bereits beschlossenen Ölsanktionen ab Dezember. Der Effekt könnte stärker als erwartet ausfallen, denn auch China und Indien gehen nun vorsichtig auf Distanz zu Moskau.
Der gestrige Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) zeigte ähnlich wie der Branchenbericht (API) einen leichten Aufbau der gewerblichen Rohöl- und Produktlager. Das wirkt auf den ersten Blick preisdämpfend, zeigt aber auf den zweiten Blick eine eher knappe Versorgungslage, denn gleichzeitig kamen aus der Nationalen Ölreserve und über höhere Nettimporte zusätzlich etwa 14 Mio. Barrel mehr in den Markt.
Bei der amerikanischen Ölförderung erwartet die Branche trotz der recht hohen Preise eine Stagnation der Mengen. Hohe Kosten, Materialknappheit und eine generelle Investitionsunlust sorgen für Zurückhaltung.
Die amerikanische Ölnachfrage wirkt auf den ersten Blick schwach, aber diese vorläufigen Schätzungen wurden in den letzten Monaten regelmäßig nachträglich nach oben korrigiert, so dass das Bild ganz anders aussehen könnte. Eine starke Nachfrage würde zumindest besser zu den knappen Lagerbeständen passen.
Hier die Zahlen der Wochenberichte von DOE und API und die Veränderungen gegenüber der Vorwoche:
Rohöl: +1,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,0 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +1,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,5 Mio. Barrel (API)
Benzin: +1,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. +3,2 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion: 12,1 Mio. Barrel pro Tag (1,5 Mio. über Vorjahreswert)
Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 19,6 Mio. Barrel pro Tag (1,4 Mio. unter Vorjahreswert)
Rezession versus Sanktionen: Vor diesem widersprüchlichen Hintergrund legen die Ölpreise heute Morgen nur minimal zu. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 89,97 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 83,09 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 977,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 1,0178 Euro wert. Damit steht der Euro bei 0,9824 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben heute Morgen leicht nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 156 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Trotz der nach wie vor extrem hohen Preise kletterte die Zahl der Bestellungen in den letzten Tagen auf Rekordwerte. Der Fall der Heizölnotierungen um zehn Prozent und die allmählich sinkenden Temperaturen scheinen dafür den Ausschlag zu geben.
Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht auf der Stufe “Hoch”. Die Zahl der Preisoptimisten ist rasant geschrumpft. Letzte Woche rechneten noch knapp 90 Prozent der Stimmen in der täglichen Lesereinschätzung mit einem nahen Rückgang der Heizölpreise. Aktuell sind es nur noch knapp über 50 Prozent.
Was tun? Die Lage bleibt kritisch. Private Haushalte und Gewerbebetriebe ordern jetzt gleichermaßen in großen Mengen. Der Handel kann die Nachfrage kaum decken. Knappheitspreise und extreme Margen sind die Folge. Eine Entspannung der Lage ist noch nicht in Sicht.
Daher gilt nach wie vor: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt werden muss. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten und ihre Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.
Quelle: esyoil