Internationaler Markt
Die Rohölpreise stiegen gestern zunächst weiter an. Jenseits der 87 Dollar je Barrel wurde die Luft jedoch zu dünn. Ein jäher Fall bis auf 82 Dollar radierte alle Gewinne der letzten zehn Tage aus. Auch heute Morgen geht es zunächst weiter abwärts.
Die Ursachen des Kurswechsels sind relativ klar. Es fehlte an Anschlusskäufen. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn eine wackelige Weltkonjunktur, steigende Zinsen und ein relativ fester Dollar sprechen nicht unbedingt für eine starke Ölnachfrage oder eine neue Spekulationswelle der Hedgefonds.
Hinzu kommt die undurchsichtige Lage in China. Die Parteiführung hat das Unvermeidliche akzeptiert und ihre Zero-Covid-Politik aufgegeben. Doch nun fällt sie ins andere Extrem und versucht die Coronawelle einfach wegzudefinieren. Die Medien dürfen über die stark steigende Zahl schwerer Erkrankungen und Todesfälle nicht berichten. Das verunsichert viele Menschen. Viele Betriebe klagen über fehlendes Personal. In wenigen Wochen beginnen die Neujahrsferien.
Offenbar kommt die Wirtschaft bis dahin nicht mehr in Schwung. Die chinesischen Raffinerien dürfen nun mehr Ölprodukte als bisher exportieren. Auch das lastet auf den Prognosen zur chinesischen Ölnachfrage in diesem Jahr.
Die Lage bei den russischen Ölexporten bleibt undurchsichtig. Einerseits gehen die Rohölexporte jetzt offenbar deutlich zurück. In die EU fließt fast überhaupt kein russisches Rohöl mehr.
Doch andererseits ist der Preisdeckel der G7-Industrieländer ein Signal für alle Kunden, ihre russischen Lieferanten im Preis zu drücken. Das übt dann auch Druck auf die übrigen Ölpreise aus. Für die russischen Exporteure und damit für die Moskauer Kriegskasse bleibt in dieser Lage nicht mehr viel übrig. Der Rabatt liegt nach Medienberichten bei etwa 30 Dollar je Barrel. Hinzu kommen die extrem hohen Transportkosten. Nur noch wenige Reedereien wollen russisches Öl befördern und die Transportwege sind nach dem Wegfall der EU-Kunden mindestens doppelt so weit wie früher. Die Sanktionen erhöhen zudem die Importkosten und machen Reparaturen und neue Bohrungen komplizierter.
In der Summe drücken also zahlreiche Trends auf die Ölpreise. Das zeigt sich auch am Preisverlauf im frühen Handel. Die Ölpreise geben weiter nach. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 81,78 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 76,63 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 876,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9452 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0574 Dollar.
Nationaler Markt
Angesichts der sehr schwachen internationalen Vorgaben geben die Heizölpreise merklich nach. Am frühen Morgen zeigt die Heizölpreis-Tendenz einen landesweiten Durchschnittspreis von 118 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Die Versorgungslage sollte sich zum Jahresbeginn etwas verbessert haben. Das extrem milde Wetter sorgt für einen geringen Verbrauch. Der steile Fall der Gaspreise in den letzten Wochen macht zudem den Umstieg von Gas auf Heizöl für die gewerblichen Verbraucher unattraktiv.
Und Russland will seine Dieselexporte nach Europa erhöhen. Erst ab Februar werden auch die russischen Produktexporte von den EU-Sanktionen erfasst. Bisher gelten sie nur für Rohöl. Das verbessert die Angebotslage und drückt indirekt auch auf die Heizölpreise, da Heizöl aus demselben Vorprodukt hergestellt wird wie Diesel.
Die Zahl der Bestellungen im deutschen Heizölmarkt bleibt indessen auf einem niedrigen Niveau. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, verharrt auf der mittleren Stufe. Viele hoffen offenbar auf bessere Preise. Über 80 Prozent der Voten erwarten in der täglichen Lesereinschätzung sinkende Heizölpreise.
Noch ist unklar, ob sich diese Hoffnung erfüllt. Es gibt derzeit keinen Mangel an Öl, aber der Winter ist noch lang. Noch schwächere Preise könnten zudem das Ölkartell OPEC auf den Plan rufen. Eine Trendwende nach oben ist also jederzeit wieder möglich.
Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr aktuelles Heizverhalten. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und bremst die Klimakrise.
Quelle: esyoil