Internationaler Markt
Nachdem erkennbar wird, dass sich die EU mit dem Beschluss eines Ölembargos gegen Russland trotz seiner Löchrigkeit einen Bärendienst erwiesen hat, sucht man unter den Staatslenkern der G7-Nationen nun nach einem Ausweg aus dem Dilemma. Als Idee steht eine Preisobergrenze für den Bezug russischen Öls zur Diskussion. Die EU-Vertreter in der Runde sind allerdings besorgt, dass die erneute Beschäftigung mit dem Thema den Boykottbeschluss zerreißen könnte.
Sie betonen, dass man Russland auch beim Ölhandel mehr Schaden zufügen wolle als man selbst erleidet. Dass das angesichts der eigenen Energiebedürftigkeit nicht funktioniert, ließe sich allenfalls verbergen, wenn die Angelegenheit in Gänze von der Agenda verschwände, was einem Sprechverbot gleichkäme.
Mit dem vorgeschlagenen Konstrukt soll erreicht werden, dass Russland den Westen zu einem diktierten Preis beliefert. Ein solches Preisdiktat als Preisobergrenze zu bezeichnen, ist reiner Euphemismus. Über den mag man in Washington und Brüssel hinwegsehen aber sicher nicht im Kreml. Für Russland ist jeder Stopp von Lieferungen Richtung Westen aufgrund der damit verbundenen börsengetriebenen Preissteigerungen durch Verknappung ökonomisch lukrativer als der billige Abverkauf der Ware. Hinzu kommt der politische Gewinn durch den Schaden, den die EU durch Energiemangel erfährt. Für einen notwendigen wie hinreichenden Handel mit Öl stehen Russland genügend andere Abnehmer weltweit zur Verfügung.
Eine weitere Bemühung um mehr Öl ist der erneute Versuch, das unter dem früheren US-Präsidenten gekündigte Atomabkommen mit dem Iran wiederzubeleben. Im Erfolgsfall würde das Ölembargo gegen Teheran enden und die Welt mit gut einer Million Barrel pro Tag zusätzlich versorgt werden. Seit dem Amtsantritt von Joe Biden hat es mehrere Versuche der Revitalisierung gegeben. Sie waren alle erfolglos. Größter Knackpunkt ist die Washingtoner Einstufung der iranischen Revolutionsgarden als Terrorgruppe. Die Angelegenheit steht ebenfalls auf der G7-Agenda, da sie von der EU als Verhandlungsführer begleitet wird.
Die Freiheit des iranischen Ölexports ist eine von wenigen Möglichkeiten, das Angebot der 13 Mitglieder umfassenden OPEC zu erhöhen. Aktuell sind neben dem Iran nur Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate in der Lage, mehr Öl zu fördern. Alle anderen Mitglieder haben im Zuge der Förderereinschränkungen, die der Corona-bedingte Nachfrageeinbruch vor zwei Jahren zur Preisstabilisierung verlangte, Produktionskapazitäten verloren. So etwas passiert, wenn Ölquellen nicht stetig beansprucht werden. In die Wiederherstellung der alten Leistungsfähigkeit muss genauso investiert werden wie in die Erschließung neuer Quellen. Für beides stehen aufgrund der geplanten Abkehr von fossilen Energieträgern weit weniger Finanzmittel zur Verfügung als früher.
Größter Hoffnungsträger für ein hinreichendes Ölangebot sind die USA mit ihrer Ölschieferproduktion. Auch diese ist mit dem Aufkommen der Corona-Pandemie zusammengebrochen. Auch sie hat mit der Verknappung von Finanzmitteln zu kämpfen. Aber sie ist auf dem besten Weg, wieder stark zu werden. Die Anzahl von Bohrgeräten zur Erschließung neuer Quellen wächst stetig. Sie ist nicht mehr weit entfernt von vorcoronalen Höchstständen. Es dauert allerdings sechs bis neun Monate, bis aus einem Bohrloch eine Ölquelle wird.
Der Ölmarkt wird bei kontinuierlich steigender Nachfrage aller Voraussicht nach noch längere Zeit knapp versorgt bleiben. Dafür sorgen Corona-Folgen, Ölboykotte und energiepolitische Richtungswechsel. Das einzig naheliegende Gegenprogramm zur Knappheit wäre eine tiefe wirtschaftliche Rezession. Sie liegt zwar in der Luft. Aber noch stehen die Zeichen eher für moderates globales Wirtschaftswachstum.
An den Ölbörsen legten die Notierungen Freitag spürbar zu. Das betraf Rohöl stärker als Gasöl (Vorprodukt für Heizöl). Heute Morgen schwingen sie mit heftigen Ausschlägen wieder einmal seitwärts.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 107,68 Dollar und das Barrel Brent zu 113,54 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.295,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9448 Euro. Damit kostet der Euro 1,0580 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich kaum, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Formal sind die aufwärts gerichteten Trendkanäle in den 3-, 6- und 12-Monats-Ansichten noch intakt. Es sieht aber immer mehr danach aus, dass sie in einen Seitwärtstrend übergehen werden.
Das aktuelle Bestellaufkommen für Heizöl ist erheblich gestiegen. Zuletzt war es sehr vom Auf und Ab der Preise und den damit verbundenen Hoffnungen auf günstige Kaufmomente geprägt. Nun scheinen Versorgungsängste als Kaufanreiz wieder zuzunehmen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem übersichtlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Beobachten Sie die Preisentwicklung eng, um bei kurzfristigen Vergünstigungen handeln zu können.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil