Internationaler Markt
Die Unsicherheit unter Finanzjongleuren ist größer als erwartet. Sie spiegelt sich ungedämpft in der Preisvolatilität von Rohöl und seinen raffinierten Produkten. Die im Juli in der Erwartung eines prosperierenden zweiten Halbjahres gestartete Preisrallye wird nun zusehends ihrer Kraft beraubt. Das zeigt sich exemplarisch am gestrigen Börsengeschehen.
Der Tag startete mit hohem ansehnlichen Preisauftrieb. Vor dem Hintergrund einer knappen Angebotslage wurde den Bemühungen Chinas zur Belebung der Wirtschaft das Potenzial zur Steigerung der Ölnachfrage zugeschrieben, was nichts anderes bedeutet als die Steigerung von Knappheit. Im Tagesverlauf änderte sich allerdings die Sicht der Anleger. Sie begannen Chinas Maßnahmen zunehmend als unzureichend für den gewünschten Konjunkturimpuls zu erachten. Schließlich war man sich sicher, dass die Regierung gar nicht bereit ist, in einen kraftvolleren Aufschwung zu investieren. Die Ölpreise büßten im Verlauf des Prozesses die zuvor aufgebauten Gewinne ein und endeten sogar mit einem Tagesverlust.
Wasser auf die Mühlen der Wirtschaftspessimisten am Ölmarkt kam aus dem Irak und dem Iran. Der irakische Energieminister bemüht sich auf einer Reise in die Türkei um die Wiederinbetriebnahme der Pipeline, die Öl aus dem kurdischen Gebiet in den türkischen Hafen Ceyhan transportiert, um von dort verschifft zu werden. Dieser Transport ist seit März aufgrund von Unstimmigkeiten zwischen Bagdad und Teheran über Strafzahlungen wegen ungenehmigter Pipelinenutzung gestoppt. Sollte es gelingen, den Konflikt beizulegen und die Pipeline wieder zu nutzen, würde dem Markt fast eine halbe Million Barrel Rohöl pro Tag zusätzlich zufließen. Das ist zwar ein ungelegtes Ei, zur Reduzierung der Knappheitssorgen trug der Moment dennoch bei.
Datenanalysten für weltweite Tankschifftransporte meinen festgestellt zu haben, dass der Export iranischen Öls im August sensationell stark gestiegen ist. Während das Durchschnittsvolumen in der jüngeren Vergangenheit bei 1,4 Mio. Barrel pro Tag lag, sei es nun auf eine Tagesleistung von 2,2 Mio. Barrel angewachsen. Es handele sich bei dem Öl nicht um Lagerware, sondern um Gut aus gestiegenen Fördermengen. Da der Iran, der seit Jahren unter strikten Sanktionen der westlichen Welt steht, außerordentlich versiert in der Verschleierung von Schiffstransporten ist, müssen die Angaben als ungesichert gewertet werden. Das hinderte Finanzjongleure gestern genauso wenig wie die vage Hoffnung auf das zusätzliche kurdische Öl daran, die Meldung zum bärischen Gebrauch zu nutzen.
Es sieht so aus, als hätten die deklarierte chinesische Wirtschaftsschwäche und die Zinspolitik der US-Notenbank wieder die Hoheit über die Ölpreisentwicklung erlangt. Sie werden mit originären Ölmarktthemen bedarfsgerecht garniert. Das wäre ein Rückfall in das erste Halbjahr 2023 mit relativ niedrigen Preisen. In großer Klarheit wird sich das Thema sicher nicht präsentieren. Es kann aber als permanente Bremse gegen die Ausbreitung einer bullischen Preisrallye dienen.
Die grundsätzliche Unsicherheit in der Sache zeigt sich heute Morgen erneut, indem die Notierungen an den Ölbörsen seitwärts ziehen. Dem spontanen Aufstieg mit fulminantem Angang gestern folgt heute die Ahnungslosigkeit in monetären Positionierungsfragen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 80,66 Dollar und das Barrel Brent zu 84,31 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 906,50 Dollar Preise fallen. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9149 Euro. Damit kostet der Euro 1,0928 Dollar.
Nationaler Markt
Heizöl wird nun doch nicht teurer, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der Preis folgt stattdessen den erratischen Vorgaben der internationalen Ölbörsen. Dort wird das Geschehen nun wieder durch die tagesaktuelle Stimmung der Finanzjongleure ohne richtungsgebende Haltung zur Ölmarktentwicklung dominiert. Steigende oder fallende Preistrends können sich darin kaum durchsetzen. Vom Binnenmarkt kommt derweil wenig. Zwar sind die Pegel der Wasserstraßen niedrig. Die schwache Nachfrage führt trotzdem nicht zu erhöhten Frachtkosten.
Die zuletzt außerordentlich zurückhaltenden Heizölbestellungen werden momentan ein wenig belebt. Die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise ist gering. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem relativ schwachen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Decken Sie sich alsbald für den Winter ein. Damit können Sie nicht viel falsch machen.
Ein Update zum Gebäudeenergiegesetz (GEG), besser bekannt als Heizungsgesetz, finden Sie hier: Marktkommentar vom 19. Juli 2023. Mit der gegenüber dem ersten Entwurf erheblich veränderten Gesetzesnovelle liegt dem Parlament nun ein Vorschlag zur Abstimmung vor, der Klimaschutz- und Sozialbelange beim Heizen mit Öl im Gebäudebestand angemessen würdigt.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil