Internationaler Markt
Die Ölpreise entwickeln sich so behäbig wie die großen Themen, die sie bewegen. Unablässig wabert die kommunikative Blase um die Nachfrage während der Pandemie, die Selbstbeherrschung der Anbieter üppig vorhandener Ölreserven sowie den finanziellen Stimulus von Regierungen und Notenbanken zur Rettung der Wirtschaft. Seit Tagen ist das so monoton, dass den Ölpreisen nur seitwärts als Bewegungsrichtung möglich ist. Schuld an der Lage ist natürlich die Corona-Pandemie, die fast alle anderen Impulse überstrahlt, selbst einen Sturm auf das amerikanische Kapitol oder das Klimadrama.
Das Durchdeklinieren jedes einzelnen der drei genannten Aspekte ist kaum aufschlussreicher. China wird bis auf Weiteres der Rettungsring der Weltwirtschaft und der Ölnachfrage bleiben. Daran dürften einzelne Lockdowns, die in diesen Tagen präventiv verhängt werden, nichts ändern. Saudi-Arabien wird der Retter Öl anbietender Länder bleiben, weil das Land konsequente Vernunft in der Sache walten lässt. Es drosselt freiwillig die Ölförderung. Russland zieht es vor, die Windfall Profite durch Erhöhung seiner Exporte zu optimieren. Die USA schnüren immer größere Stimulus-Programme für Volk und Wirtschaft. Auch auf diesem Feld werden gewaltige Windfall Gewinne erzielt. Die Finanzszene lechzt danach wie ein Junkie nach der Nadel.
Selbsternannte und berufende Klimaretter bemühen sich derweil inständig, ihr Thema gegen die Vormacht von Corona in der Diskussion zu halten. Die Politik folgt dem Ansinnen mit großen Gesetzesankündigungen und Taxationsverordnungen. Globale Ölmajor gerieren sich folgsam und wenden sich der Elektrifizierung durch Sonne und Wind zu. Die naheliegende Alternative zum Mineralöl, klimaneutrale eFules, haben sie nicht prominent auf der Agenda. Darum kümmert sich hierzulande die mittelständische Wirtschaft.
UNITI, das ist der Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen, will gemeinsam mit der Partnerfirma Ineratec eFuels in Frankfurt-Höchst produzieren und ab dem kommenden Jahr an deutschen Tankstellen anbieten. Zunächst wird eFuel dem mineralischen Kraftstoff beigemischt, der damit um den entsprechenden Anteil klimaunschädlicher wird. Mit der Erhöhung der Produktionskapazitäten wird der eFuel-Anteil über die Jahre bis zur vollständigen Klimaneutralität der Kraftstoffe gesteigert. Damit lassen sich Diesel und Benzin auf Mineralölbasis vollständig ersetzen. Die bestehende Infrastruktur aus Tankstellen und Fahrzeugen muss nicht ausgetauscht werden. Allein dieser Umstand hat einen gewaltigen klimaschonenden Effekt. Heizöl wird UNITI in gleicher Weise klimaneutralisieren.
Ein ähnliches Projekt plant die Hamburger Mabanaft, Tochter des größten deutschen Mineralöl Mittelständlers Marquard & Bahls AG, gemeinsam mit dem chilenischen Partner Highly Innovative Fuels. Teil dieses Projekts ist die PtX-Pilotanlage Haru Oni. Dort wird Siemens Energy eFuels auf Basis von Windenergie herstellen. Das Vorhaben wird vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Derzeit prominentester Abnehmer der klimaneutralen Kraftstoffe wird Porsche sein. Mabanaft sieht sich ebenfalls als Wegbereiter für die Vermarktung von eFuels in Deutschland und Europa.
Für den klassischen Ölmarkt und die Preisbildung haben eFuels noch keine Bedeutung. Dort herrscht derzeit noch Konservatismus. Die Ölmajor werden wie üblich später auf den Zug aufspringen. Die Notierungen an den Mineralölbörsen steigen heute Morgen. Sie bestätigen damit ihre Seitwärtsrichtung.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 52,48 Dollar und das Barrel Brent zu 55,25 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 455,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8257 Euro. Damit kostet der Euro 1,2108 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise verharren seit Tagen auf ihrem Niveau, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. In den kurzen Zeitansichten schieben sie sich gemächlich durch den seitwärts gerichteten Trendkanal. Das wird sich alsbald kaum ändern. Negative wirtschaftliche Effekte, die für Verbilligung sorgen sollten, werden mit viel frischem Geld zugeschüttet.
Der Binnenmarkt für Heizöl dämmert weiter vor sich hin. Die Tanks sind gut gefüllt. Bestellungen müssen kaum getätigt werden. Hoffnungen auf günstigere Heizölpreise blühen indes auf. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem guten Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends sind als solche langsam wiederzuerkennen. Freundliche Signale strahlen derzeit nur die langfristigen Trendkanäle aus. Sie halten die Abwärtsrichtung.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Nehmen Sie auch kleine Preisabgänge mit, wenn Ihr Tank nach Öl ruft.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil