Internationaler Markt
Die Finanzjongleure von Goldman Sachs reden höhere Ölpreise herbei. Der Markt werde im Zuge der wirtschaftlichen Erholung nach der Corona-Pandemie knapp versorgt sein. Deshalb werden im Sommer Rohölpreise um 80 Dollar pro Barrel aufgerufen.
Diese Vorstellungen konterkarieren die jüngsten Prognosen der IEA (Internationale Energie Agentur), die zwar ebenfalls eine wirtschaftliche Erholung prognostiziert, aber keine aufkommende Knappheit ausmachen kann. Nach ihren Recherchen seien die Tanklager trotz des Abbaus in den letzten Monaten immer noch üppig gefüllt. Außerdem verfügen die Mitglieder der OPEC-Allianz aufgrund ihrer Produktionskürzungen über sehr hohe Reservekapazitäten, die sie recht schnell aktivieren können.
Die Überzeugung vom Ende der Pandemie hat angesichts der Unfähigkeit, Impfungen in der EU zu organisieren, längst Risse bekommen. In den USA hingegen kommt mit der funktionierenden Impfkampange sogar die Schieferölindustrie zurück. Die aktiven Bohranlagen haben den höchsten Wert seit Mai letzten Jahres erreicht. Damit wächst die Wahrscheinlichkeit einer preisdämpfenden Konkurrenz zur OPEC-Allianz. Dieser Umstand kann ihre Kürzungspolitik mäßigen.
Der Goldman Sachs Prognose fehlt die überzeugende Substanz. Wieder einmal kommt der Verdacht auf, dass es den Investmentbankern nicht um eine plausible Einschätzung in der Sache geht, sondern um Markteinfluss zur Stützung des Eigenhandels. Ihre Einschätzungen zum Ölmarkt verfehlen häufig die Realität.
Als einflussreichsten aber gleichwohl unsicheren Preistreiber lässt sich derzeit die Angriffslust der Huthi-Rebellen ausmachen. Vergangenen Freitag erreichte eine Salve von Marschflugkörpern eine saudische Raffinerie und löste einen Brand aus. Dieser blieb weitgehend folgenlos, so wie sein Einfluss auf die Ölbörse auch. Im Falle eines Produktionsausfalls ist eine deutlich schärfere Preisreaktion zu erwarten. Von großer Dauer würde sie allerdings nicht sein, da technische Anlagen schneller zu reparieren sind als das globale Wirtschaftssystem nach einer Pandemie.
Fazit: Angebotsknappheit wird gerne als Argument für steigende Ölpreise zitiert. Aber für diese Knappheit gibt es derzeit keine stichhaltigen Belege. Nach aktuellem Wissen ist nicht die Ressource Öl in und außerhalb des Erdbodens knapp, sondern das Vermögen der Atmosphäre, seine Verbrennungsrückstände aufzunehmen.
An den Ölbörsen gab es Freitag eine moderate Reaktion auf die Huthi-Angriffe. Die wird heute Morgen ganz langsam abgebaut. Insgesamt sehen wir eine ruhige Börse.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 60,55 Dollar und das Barrel Brent zu 63,85 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 509,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8412 Euro. Damit kostet der Euro 1,1885 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen wieder, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Nach dem jüngsten Abgang muss man einer solchen Reaktion keine große Bedeutung beimessen. Die weitere Entwicklung ist ungewiss. Sie kann wieder nach oben oder weiter nach unten führen. Vorhersagen sind pure Spekulation. Wir müssen die Realität abwarten, um Erkenntnis zu finden.
Im Binnenmarkt für Heizöl geht es etwas lebhafter zu. Der Preisrückgang hat das Orderaufkommen ein wenig stimuliert. Die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise stieg in den letzten Tagen indes kräftig. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreise haben sich leicht aufgehellt, ohne gleich in preisliche Zuversicht zu wechseln. Derartige Freundlichkeit finden wir nur in den langfristigen Trends. Diese halten weiter die Abwärtsrichtung.
Das mathematische Tiefpreissystem gibt im Südwesten der Republik ein Kaufsignal.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Verfolgen Sie die Preisentwicklung und nutzen Sie die Gunst eines Moments.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil