Internationaler Markt
Der andauernde aber zurückhaltend geführte Konflikt zwischen Israel und Iran zeigt keine Anzeichen einer Eskalation. Deshalb wird derzeit keine signifikante Risikoprämie in die Ölnotierungen eingepreist. Darüber hinaus scheinen die neuesten US-Sanktionen gegen den Iran wenig Wirkung im globalen Ölhandel zu zeigen. Obwohl es für Käufer iranischen Öls schwieriger wird, die Ware zu importieren, ist ein komplettes Unterbinden des Handels unwahrscheinlich, solange die USA ihre beschlossenen Maßnahmen nicht mit aller Härte durchsetzen. Dies wird kaum geschehen, da Präsident Biden im Wahlkampfjahr kein Interesse an steigenden Ölpreisen hat. Die wäre aber die Folge, wenn großen Mengen iranischen Öls vom Markt genommen werden würden.
Die aktuelle Reaktion des Ölmarkts auf schwache US-Konjunkturdaten wirkt wie ein Spiel über Bande. Entgegen der Logik, dass schlechte Wirtschaftsdaten eine schwache Ölnachfrage provozierten, haben die Daten einen bullishen Preiseinfluss. Das liegt an der Erwartung der Finanzszene, dass die Federal Reserve (Fed) aufgrund der schwachen Wirtschaftsleistung die Zinsen senken könnte, was wiederum die Wirtschaft stützen würde.
Der Irak, die halbautonome Region Kurdistan und die Türkei haben sich trotz diverser Bemühungen bisher nicht auf eine Wiederinbetriebnahme der seit März 2023 stillstehende Kirkuk-Ceyhan-Pipeline einigen können. Gerüchten zufolge greife die OPEC nun in den Konflikt ein. Sie appelliere formell an den irakischen Ölminister, der kurdischen Regionalregierung die Erlaubnis zur Lieferung von 0,2 Mio. Barrel Öl pro Tag zum türkischen Hafen Ceyhan zu erteilen. Die Kapazität der Leitung beträgt 1,4 Mio. Barrel pro Tag.
Möglicherweise möchte die OPEC verhindern, dass die irakische Regierung der autonomen Region die Einnahmen aus dem Ölgeschäft auf Basis des Pipeline-Konflikts entziehen wird. Bagdad zeigt sich seit dem Sturz von Saddam Hussein missgünstig über die kurdischen Öleinnahmen. Ob die OPEC tatsächlich einen Einfluss auf den Irak als drittgrößte Macht des Kartells ausüben kann, bleibt abzuwarten.
Die geopolitischen Verwerfungen, zu denen auch der Pipeline-Konflikt gezählt werden muss, sind vielfältig. Auch wenn die größte Gefahr, eine Eskalation zwischen Israel und Iran, derzeit gezähmt scheint, halten die Störungen die Preise auf Trab. Das Urgestein unter den Ölanalysten, Jeff Currie, der einst bei Goldman Sachs in Diensten stand, wähnt den Preis für Rohöl Brent schon auf 100 Dollar pro Barrel zulaufen. Er begründet das mit dem robusten globalen Wirtschaftswachstum trotz hoher Zinsen. Mit dieser Meinung konterkariert er die Niedrigzinsfraktion unter den Finanzjongleuren. Wenn Zentralbanken die Zinsen bei hohen Energiepreise weiterhin hochhalten können, zeigt das für Currie eine strukturelle Stärke der Nachfrage. In einem solchen Umfeld könne die OPEC-Plus ungeniert an der Produktionsschraube drehen, um ihre Preisvorstellungen durchzusetzen.
An den Ölbörsen sehen wir derzeit viel Bewegung mit wenig Ergebnis. Gestern gab es bei den Rohölnotierungen Preisausschläge um drei Prozent. Heute Morgen geht es bei Rohöl und Gasöl ruhiger zu. Die Werte halten sich in der Nähe ihrer gestrigen Preisspitzen auf.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 83,00 Dollar und das Barrel Brent zu 88,11 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 782,50 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9357 Euro. Damit kostet der Euro 1,0685 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich kaum, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie laufen damit den Vorgaben der internationalen Börsen hinterher. Es ist gut möglich, dass in den kommenden Tagen noch etwas Preisrückgang realisiert wird. Auf Großes sollte man sich dabei allerdings nicht einstellen. Vermutlich wird die Angelegenheit auf seitwärts ziehen Preise hinauslaufen. Trotz der zuletzt erfreulichen Entwicklung ist Heizöl aktuell rund acht Prozent teurer als vor einem Jahr. Darin enthalten sind die zwischenzeitlich angefallenen Erhöhungen der CO2-Abgabe und der Maut. Vor zwölf Monaten befanden sich die Heizölpreise in einer deutlich stärkeren Abwärtsbewegung als heute.
Die Nachfrage im Binnenmarkt geht nach einem kräftigen Zwischenhoch wieder zurück. Ähnlich steht es um die Hoffnung auf günstigeres Heizöl. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System sendet in einigen Regionen der Republik Kaufsignale aus.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen. Wer Sicherheit will, kauft umgehend.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil