Internationaler Markt
In den letzten Tagen standen zwei Stürme der US-amerikanischen Hurrikan-Saison auf der Agenda der an Öl interessierten Finanzszene. Mittlerweile sind die Stürme durch die Ölgebiete hindurchgezogen. Zerstört ist nichts. Die zum Schutz von Mensch und Technik präventiv abgeschalteten Ölanlagen werden wieder hochgefahren. In Kürze wird die Versorgung den Regelbetrieb zurückerobern, soweit man in Corona-Zeiten überhaupt von Regelbetrieb reden kann.
Für die Nachfrage gilt das nicht. Sie wird Bremsspuren aufweisen, da Menschen in einigen Gebieten der Südstaaten evakuiert oder am Verlassen ihrer Häuser gehindert wurden. Sie können ihre Aufgabe als Konsumenten also nicht regelgerecht erfüllen. Dieser Umstand wird die pandemische Konsumlücke erhöhen. Finanzjongleure haben umgehend damit begonnen, die Einschätzung im Ölpreis abzubilden. Er fällt.
Im Verlauf der Normalisierung nach dem Sturm wird es zu merkwürdigen Erscheinungen der Ölpreisentwicklung kommen. So werden die US-Bestandszahlen mindestens in der nächsten Woche kräftig fallen, ohne die Ölpreise in die Höhe zu treiben. Die reduzierte Einlagerung von Öl wird mit der temporären Produktionsdelle entschuldigt. Die Nachfragelücke wird indes als unwiederbringliche Fehlleistung verbucht. Mit ihr ist in der Ratio unseres standardisierten Finanzjongleurs ein veritabler Schaden entstanden. Er sollte sich mal mit einem Nachhaltigkeitsbeauftragten unterhalten.
Rezessive Ölnachfrage wird in dieser Zeit nicht allein als ein Problem der USA angesehen. Das Land hat den größten Ölverbrauch und die größte Corona-Betroffenheit weltweit. Ähnlich ist die Situation in Indien, dem drittplatzierten in den beiden Belangen. Derzeit beträgt der Ölbedarf 70 bis 80 Prozent der vorpandemischen Nachfrage. Wann die Rückkehr zu 100 Prozent erreicht wird, ist nur spekulativ prognostizierbar.
Vor diesem Hintergrund werden sich steigende Ölpreise kaum durchsetzen lassen. Aus heutiger Sicht liegt ein Preisrückgang auf Grund des unsicheren zukünftigen Corona-Verlaufs näher als ein Preisanstieg. Nach einem kräftigen Preisnachlass gestern folgen die Notierungen an den Ölbörsen heute Morgen schon wieder einer bärischen Spur.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 42,80 Dollar und das Barrel Brent zu 44,85 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 360,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8406 Euro. Damit kostet der Euro 1,1891 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben nach, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Im Bundesdurchschnitt ist der Literpreis für eine Bestellmenge von 3.000 Liter wieder unter 40 Cent gefallen. Dort wird er sich vermutlich überwiegend im weiteren Jahresverlauf aufhalten.
Der Binnenmarkt befindet sich in einem belebten Sommermodus. Aufträge kommen recht flott herein. Belieferungen verursachen keinen Stress mehr beim Handel. Ausdruck findet das in sinkenden Lieferzeiten. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl wird von Kunden weiterhin hochgehalten. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends geben sich weiterhin als Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt, allerdings mit deutlich reduziertem Gefälle.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt derzeit nur im Norden und im Rhein-Main-Gebiet Kaufsignale.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Greifen Sie zu, die Heizölpreise sind klare Kaufpreise.
Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil