Internationaler Markt
Es gibt gute Gründe für eine Ölpreisrallye. Die Versorgungslage ist tendenziell knapp und von diversen Störungen geplagt. Beides wird derzeit aber nicht gehandelt. Die Aufmerksamkeit der Händler gehört den geldpolitischen Implikationen zur Preisbildung. Darin eingeschlossen ist die Auseinandersetzung um die Anhebung der zulässigen Staatsverschuldung in den USA. Sie sollte mit einer am Wochenende ausgehandelten Einigung zwischen Demokraten und Republikanern erledigt sein. Ist sie aber nicht, da der Deal in den Kongresskammern noch die Zustimmung der Parlamentarier finden muss. Die Gefahr einer Zahlungsunfähigkeit der USA ist daher noch nicht gebändigt. In Ketten liegt nur die mögliche Ölpreisrallye.
Nach dem Theater um die US-Schuldengrenze werden sich Finanzjongleure wieder um ihre Rezessionsparanoia kümmern. Dabei werden sie nicht müde, nach Haaren in der globalen Konjunktursuppe zu suchen. Sie werden sicher wieder eins finden, das sie davon entbindet, die Ölpreise in die Höhe zu treiben, zumindest längerfristig.
Kurzfristig könnte ihnen die OPEC-Plus durch eine weitere Förderkürzung anlässlich ihrer nächsten Vollversammlung am kommenden Sonntag eine so eindrucksvolle Steilvorlage bieten, dass ein Preissprung unvermeidbar wird. Die verunsicherte Finanzszene möchte mittlerweile durch solche Maßnahmen zum Jagen des Gewinns getragen werden. Bei so viel Zurückhaltung könnte man den bizarren Eindruck bekommen, dass Finanzjongleure und Verbraucher inzwischen den gleichen Interessen folgten.
Ganz so abwegig wie die Worte die Lage beschreiben, ist die bullische Abstinenz aber möglicherweise doch nicht. Die tendenziell knappe Versorgungslage wird nämlich recht unerwartet durch umfangreiche russische Öl- und Dieselexporte gelindert. Das Land hat trotz der westlichen Boykotte keine Schwierigkeiten, die Güter seiner Ölwirtschaft am Weltmarkt zu platzieren. Mit ihren günstigen Preisen können die Russen andere Anbieter verdrängen. Die verkaufen dann an uns Boykotteure. Knapp wird mancherorts also eher das Geld als der Rohstoff.
Nach einem langen Wochenende setzten die Ölnotierungen ihren Kurs auf dem Abschlussniveau der Vorwoche fort. Im weiteren Verlauf sehen wir heute Morgen aber fallende Börsen. Möglicherweise wird die Woche bei dünnem Handel volatile Preise bieten.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 72,24 Dollar und das Barrel Brent zu 76,45 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 686,50 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9364 Euro. Damit kostet der Euro 1,0677 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise geben nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Von ihrem Jahrestief Anfang Mai sind sie gut 1,5 Cent entfernt. Die Angabe bezieht sich auf den deutschlandweiten Durchschnittspreis bei einer Liefermenge von 3.000 Liter. Auf dieser Basis beträgt der gesamte Mehrpreis für die Lieferung gegenüber dem Tiefstpreis kaum 50 Euro. Er wird möglicherweise weiter fallen. In der zweiten Jahreshälfte sollte man gleichwohl mit steigenden Heizölpreisen rechnen.
Für etwas Preisrückgang spricht auch das schwache Bestellaufkommen im Binnenmarkt. Die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise wird indes beflügelt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.
Für den Osten der Republik wirft unser mathematisches Tiefpreis-System wieder ein Kaufsignal aus.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank Platz bietet, sollten Sie Heizöl kaufen.
Der Gesetzentwurf zur Zukunft der Heizungen wackelt mittlerweile so sehr, dass bereits über eine Verschiebung der geplanten Einführung am 01.01.2024 schwadroniert wird. Auch hier lautet das über allem schwebende Wort Unsicherheit. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl nicht verboten ist. Nach aktueller Gesetzeslage gilt das jetzt und über 2026 hinaus. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Über andere gesetzliche Regeln wird derzeit trefflich gestritten.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil