Internationaler Markt
Vergangenen Sonntag verkündete die OPEC-Plus eine Verlängerung der allgemeinen Förderkürzungen bis Ende 2025 und ab Oktober eine Reduzierung der freiwilligen Zusatzkürzungen, denen sich acht von insgesamt 22 Mitgliedsländern seit Jahresbeginn verpflichtet fühlen. Während der erste Teil der Ankündigung von Finanzjongleuren mehr oder weniger gleichgültig durchgewunken wurde, sorgte der zweite Teil für einen veritablen Einbruch der Ölpreise zum Wochenstart. Er wurde bis heute noch nicht glatt gestellt.
Der saudische Energieminister konnte gestern immerhin eine gewisse Stabilisierung der Preise bewirken, indem er erklärte, dass die freiwilligen Kürzungen nur dann gelockert würden, wenn die Marktbedingungen dies zuließen. Diese flexible Herangehensweise hatte die OPEC-Plus in der Vergangenheit immer wieder unterstrichen. Gleichwohl bedurfte es offenkundig einmal mehr des Hinweises, um die Börsianer auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen.
Bullisch sind diese Tatsachen wahrlich nicht. So deutet sich in den USA eine ungewöhnlich schwache Benzinnachfrage für die Sommermonate an. Daten des US-Energieministeriums zeigen einen sehr zurückhaltenden Start in die eigentlich nachfragestarke Fahrsaison. Zwar stieg die Nachfrage während des Memorial Day Wochenendes an. Sofort danach gab der Bedarf an Kraftstoffen aber wieder nach.
Auch die Nachfrage in China erweist sich zunehmend als schwer verdaubar für den Markt. Trotz besserer Konjunkturindikatoren, die in dieser Woche für etwas Optimismus sorgten, bleibt die Skepsis bestehen. Daher verlagern Wachstumsfetischisten ihre Hoffnungen von China nach Indien. Neueste Daten zeigen jedoch, dass die Ölnachfrage auch dort lahmt. Im Vergleich zum Vorjahr kam es im Mai zu einem Rückgang. Zwar könnte er der Regenzeit geschuldet sein, aber der Jahresvergleich insgesamt bereitet Tradern durchaus Sorgen.
Neben den fundamentalen Marktbedingungen spielt die Zinspolitik eine nennenswerte Rolle für die Ölpreisentwicklung. Gestern senkte die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen um 25 Basispunkte, was von den meisten Marktteilnehmern erwartet worden war. Schwache Konjunkturdaten aus den USA verstärken zudem die Hoffnung, dass die Federal Reserve (Fed) bald ebenfalls die Zinsen senken könnte. Während vor einigen Wochen noch Zweifel an einer Zinssenkung vor Jahresende bestanden, wird nun der September als möglicher Startpunkt für eine Zinssenkung der Fed gehandelt. Sie könnte die US-Wirtschaft und damit auch die Ölnachfrage kurzfristig beleben. Es besteht jedoch das Risiko, dass eine verfrühte Zinssenkung die Inflation erneut anheizt. Dieses Risiko wollen die Zentralbanker bei ihren Entscheidungen so weit wie möglich ausschließen.
In diesem als unsicher charakterisierten Marktumfeld scheinen die Ölpreise die Woche mit einem Minus abschließen zu wollen. Das ist in erster Linie der Kommunikation der OPEC-Plus geschuldet. Es hat aber mit Sicherheit weitere Impulsgeber, auch wenn diese alles andere als eindeutig sind. Heute Morgen halten die Notierungen an den Ölbörsen ihr gestern Abend erreichts Niveau.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 75,66 Dollar und das Barrel Brent zu 79,98 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 725,50 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9179 Euro. Damit kostet der Euro 1,0891 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise bewegen sich derzeit kaum, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen damit den Vorgaben der internationalen Börsen. Der abwärts gerichtete Trend der Preise wird durch die zuletzt gestiegene Bewegung in keiner Weise infrage gestellt. Der Preisauftrieb kann nun allerdings durch wachsende Frachtkosten im Binnenmarkt beflügelt werden. Die Wasserstraßen sind durch die Regenfälle der letzte Wochen nur eingeschränkt schiffbar. Frachtraum wird damit knapper. Wenn dieser Umstand auf eine erhöhte Heizölnachfrage treffen sollte, wird der Preiseffekt sicher spürbar werden.
Die Nachfrage im Binnenmarkt ist sehr lebhaft. Das gilt auch für die Hoffnung auf günstigeres Heizöl. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt in fast allen Regionen der Republik Kaufsignale an.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen. Wer Sicherheit will, kauft umgehend.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil