Internationaler Markt
Die Corona-Pandemie holt den Ölmarkt immer wieder ein. Nachdem die Ölpreise in den letzten Wochen nur noch den Weg nach oben kannten, werden sie in dieser Woche unsanft auf den Boden der Realität zurückgeholt.
Rekordzahlen bei den (gemeldeten) Neuinfektionen weltweit und eine Regierung in Washington, die in jeder Hinsicht überfordert wirkt, drücken auf die Finanzmärkte weltweit. Die Aktienmärkte brachen gestern ein und zogen auch die Ölpreise mit sich. Brent-Rohöl beendete seinen Ausflug über die 40-Dollar-Marke und sank Richtung 39 Dollar je Barrel.
Neben den Ölbörsen schwächelt allmählich auch der physische Ölmarkt. Die Raffinerien, die sich in den letzten Wochen mit Vorräten eingedeckt hatten, werden jetzt vorsichtiger, um nicht im Herbst auf dem falschen Fuß erwischt zu werden.
Der amerikanische Ölmarkt muss sich den Risiken der Pandemie jetzt noch in ganz anderer Weise stellen. Texas, das Zentrum der Ölbranche, meldete gestern über 6000 Neuinfektionen, mehr als jeder andere Bundesstaat. Immer mehr Krankenhäuser sind überfordert. Die Zentralen der Ölkonzerne in Houston sind verwaist und immer mehr wichtige Mitarbeiter müssen in Quarantäne, um zumindest den Betrieb der Ölplattformen nicht zu gefährden.
Auch der wöchentliche Lagerbericht des US-Energieministeriums (DOE) lieferte gestern keinen Lichtblick. Zwar legten die Rohölbestände wie erwartet nur leicht zu, aber das war vor allem auf höhere Exporte und den Ausbau der Strategischen Ölreserven zurückzuführen. Ohne diese beiden Sonderfaktoren wären die Rohölbestände um deutliche 9 Mio. Barrel geklettert.
Die Rohölproduktion erholte sich von den sturmbedingten Ausfällen der Vorwoche und stieg von 10,5 auf 11,0 Mio. Barrel Rohöl pro Tag. Vor dem Sturm waren es 11,2 Mio. Barrel. Der aktuelle Wert liegt zwar 1,1 Mio. unter dem Vorjahresstand und sogar 2 Mio. Barrel unter dem Rekordwert von 13 Mio. Barrel pro Tag, aber die Nachfrage ist eben noch schwächer. Die Überversorgung im Inland geht damit weiter und die Lagerbestände werden immer größer.
Die Zahlen im Überblick:
Rohöl: +1,7 Mio. Barrel (API) bzw. +1,4 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: -3,9 Mio. Barrel (API) bzw. +0,2 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: -0,3 Mio. Barrel (API) bzw. -1,7 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 11,0 Mio. Barrel pro Tag (1,1 Mio. unter Vorjahr)
Nachfrage: 18,3 Mio. Barrel pro Tag (2,5 Mio. unter Vorjahr)
Auch heute Morgen bleibt die Stimmung gedämpft. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 37,55 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 39,86 US-Dollar je Barrel. Gasöl notiert bei 340,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8899 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1234 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise fallen heute Morgen auf ein neues Jahrestief, wie die Heizölpreis-Tendenz zeigt. Der landesweite Durchschnittspreis liegt nur noch bei knapp 42 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Zusätzlich zu den schwachen Vorgaben aus dem internationalen Rohölmarkt sind nun auch die Händlermargen stark geschrumpft. Die Zahl der Bestellungen ging in den letzten Wochen deutlich zurück. Das drückt nun die notorischen Hochpreisregionen wie Stuttgart oder München deutlich unter die Marke von 50 Euro. In Norddeutschland und am Rhein fällt das Preisniveau sogar bereits unter 40 Euro je 100 Liter für Standardmengen.
Aber selbst diese Tiefstpreise können den Heizölmarkt nicht aus seiner Sommerlethargie wecken. Die potenziellen Käufer warten ab. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Käufe und Preisanfragen ins Verhältnis setzt, steht nach wie vor nur auf der mittleren Stufe.
Offenbar setzen die Schnäppchenjäger auf noch tiefere Preise. Neun von zehn Kunden (90%) erwarten weiter fallende Heizölpreise, so die tagesaktuelle Umfrage. Die Charts können sich dieser Einschätzung nur anschließen: In der kurzen, mittleren und langen Frist bewegen sich die Preise in stabil fallenden Preiskorridoren.
Was tun? Wer sich nicht bereits im Frühjahr eingedeckt hat, kann nun zu neuen Rekordpreisen ordern. Wer spekulieren will, kann abwarten. Die Schwäche im internationalen Rohölmarkt und die entspanntere Versorgung im deutschen Heizölmarkt werden die Preise wohl noch längere Zeit unter Druck setzen.
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Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Übrigens: Es gibt immer wieder Missverständnisse darüber, was das Klimapaket der Bundesregierung für Ölheizungen bedeutet. Die Folgen sind weniger einschneidend als oft dargestellt: Bestehende Ölheizungen können ohne Einschränkungen weiterlaufen. Ab dem Jahr 2026 sollen lediglich neue Ölheizungen (auch Ersatzgeräte) regenerativ ergänzt werden, also etwa mit Solarwärme für Brauchwasser. Aber auch hier gibt es viele Ausnahmen, wenn z.B. kein Gas- oder Fernwärmeanschluss vorhanden ist oder wenn die Kosten unverhältnismäßig hoch wären.
Quelle: esyoil