Internationaler Markt
Ohne Zwischenstopp setzen die Rohölpreise ihren Weg Richtung 100 Dollar je Barrel fort. Brent-Rohöl steht am frühen Morgen mit über 94 Dollar je Barrel zwei Prozent höher als gestern. Nachdem in der ersten Wochenhälfte vor allem die Ölmarktprognosen der etablierten Institute den Trend beschleunigt hatten, sind es heute aktuelle Wirtschaftsdaten aus China.
Die Industrie und der Einzelhandel im Reich der Mitte präsentierten für den August etwas stärkere Zahlen als erwartet. Sie liegen zwar weit von den Werten früherer Jahre entfernt, aber das Risiko eines scharfen Konjunktureinbruchs scheint zu sinken.
Gleichzeitig meldet die Statistikbehörde Rekordwerte aus dem Raffineriesektor. Demnach wurden im August 15,2 Mio. Barrel Rohöl in China raffiniert. Das sind 19,6% mehr als vor einem Jahr. Allerdings war das letzte Jahr noch von den Covid-Restriktionen geprägt. Auch werden immer größere Produktmengen nur für den Export hergestellt. Das sind letztlich politische Zahlen, denn Peking legt monatlich fest, wieviel Ölprodukte das Land verlassen dürfen. Die Zahlen sind also schwer zu interpretieren.
Allerdings passen sie zu anderen Meldungen, die einen stark wachsenden Straßen- und Flugverkehr vermuten lassen. Mit knapp 64 Mio. Passagieren kann die chinesische Luftfahrtbranche im August einen Monatsrekord verzeichnen.
Mittlerweile sind viele Hedgefonds auf den seit dem Sommer fahrenden Zug aufgesprungen. Die Ölbörsen melden immer mehr Wetten auf steigende Ölpreise. Damit weisen Finanzakteure, Nachfrageprognosen und Angebotspolitik (OPEC-Kartell) in dieselbe Richtung: steigende Ölpreise.
Das Narrativ ist mittlerweile so stabil, dass störende Einflüsse ignoriert werden. Weder die höheren Lagerbestände in den USA, noch der gestrige Zinsschritt der EZB oder der festere Dollar können den Preistrend derzeit aus dem Tritt bringen.
Nachgefragte Rohölsorten wie leichtes saudisches Öl sind schon bei 100 Dollar je Barrel angekommen. Der Preis erscheint hoch, doch aus Sicht der Ölproduzenten ist noch viel Luft nach oben. Vor einem Jahrzehnt stellten 100 Dollar eher die Untergrenze für Rohölpreise dar. Der Schieferölboom in den USA und dann die Coronapandemie haben neue Rekordpreise bislang verhindert. Jetzt wird es zu einem Wettlauf: Elektroautos und Klimapolitik bremsen den Ölverbrauch, wenn auch bisher nur geringfügig; eine wachsende Weltwirtschaft und die ebenfalls immer größer werdenden PKW-Flotten in Asien befeuern ihn.
Die Ölbörsen setzen zumindest zum heutigen Handelsstart auf Wachstum: Brent-Rohöl kostet im Moment 94,42 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 90,91 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 1017,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9376 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0663 Dollar.
Nationaler Markt
Schon wieder ein neues Jahreshoch: Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von über 115 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das sind zwei Euro mehr als gestern und fast 30 Euro mehr als im Frühjahr. Hohe Rohölpreise, robuste Gasoilmargen und ein schwacher Euro zementieren den Preistrend.
Trotz der Rekordpreise bleibt die Zahl der Bestellungen weit über dem Durchschnitt. Offenbar werden jetzt immer mehr Verbraucher nervös. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auf der zweithöchsten Stufe. Von einer Kaufpanik kann man also noch nicht sprechen. Allerdings muss der Preisoptimismus erneut Federn lassen: In der täglichen Lesereinschätzung kann sich nur noch etwa die Hälfte der Stimmen fallende Heizölpreise vorstellen – ein ungewöhnlich kleiner Anteil.
In der Tat gibt es im Moment nur wenig Anlass für Optimismus. Im Herbst und im Winter wird sich die Lage wohl eher zuspitzen als entspannen.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der demnächst wieder steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil