Internationaler Markt
Der Iran hat nach Schätzungen von Tankertracking-Unternehmen zwischen 60 und annähernd 100 Millionen Barrel Rohöl in Tankschiffen gebunkert. Sie befinden sich im Persischen Golf sowie vor den Küsten von Singapur und China. Das Öl stehe dem Markt nach Unterzeichnung eines neuen Atomabkommens und dem Ende der US-Sanktionen zur Verfügung. Kenner der Lage weisen allerdings darauf, dass es nach wie vor ungewiss ist, ob und wann ein neues Atomabkommen zustande kommt. Zudem kann es Monate dauern, bis alle notwendigen Prozeduren für den Ölhandel rechtskräftig verankert sind.
Finanzjongleure zeigen sich vom reichhaltigen iranischen Rohölvorrat, der quasi schon am Markt rüttelt, unbeeindruckt. Sie bauen ihre Positionen auf steigende Rohölpreise derzeit wieder aus, beziehungsweise reduzieren ihre Kontrakte auf fallende Rohölpreise. Ihr Handeln macht deutlich, dass sie den Markt für schlecht versorgt halten.
Dieser Ansicht folgt Saudi-Arabien nicht. Das dringt nicht nur in einzelnen Statements berufener Öl- und Staatsvertreter an die Öffentlichkeit. Es soll in Kürze auch in den monatlich erscheinenden Listenpreisen sichtbar werden. Dem Vernehmen nach wird Rohöl günstiger. Im Spothandel sind die Preise einiger Rohölsorten aus der Golfregion bereits gefallen. Da stecken wieder Rezessionssorgen drin.
Wesentlich Grund hierfür ist die durch Corona-Lockdowns geschwächte Wirtschaft Chinas. Als Folge der eingeschränkten Mobilität sinkt der Bedarf an Ölprodukten und damit die Rohölnachfrage der Raffinerien. Der Energiekonzern Sinopec sieht den Bedarf im zweiten Halbjahr acht Prozent geringer als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Für das ganze Jahr schätzt er ein Minus von sechs Prozent.
In Europa spielen pandemiebedingte Mobilitätseinschränkungen keine Rolle mehr für die Ölnachfrage. Hier ist es der absehbare Mangel an Energie, der die Wirtschaft schwächt und das Thema Rezession immer wieder neu beflügelt. In solchen Momenten treten die Sorgen über ein zu knappes Ölangebot in den Hintergrund. Die Ölpreise können temporär fallen. Es ergibt sich allerdings keine grundsätzlich andere Marktlage, denn vom Ölüberfluss sind wir meilenweit entfernt.
An den Ölbörsen tanzen die Notierungen um die gestern erreichten Preisniveaus. Sie sind allesamt höher als in der ersten Monatshälfte.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 96,69 Dollar und das Barrel Brent zu 104,35 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.176,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 1,0007 Euro. Damit kostet der Euro 0,9991 Dollar.
Nationaler Markt
Die Vorgaben des internationalen Markts findet man in den Heizölpreisen nur noch bedingt abgebildet. Heute Morgen sind sie wieder einmal wirksam, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz bei genauem Hinsehen zu entnehmen ist. Im Wesentlichen spielt der Binnenmarkt derzeit nach eigenen Regeln. Sie sind von starker Nachfrage und knappem Angebot geprägt oder anders ausgedrückt von Krisenbevorratung und Infrastrukturstörung. Dabei kommt es zu einer temporären Verbesserung der Lage auf den Wasserstraßen durch gestiegene Pegelstände. Es bleibt allerdings aufgrund von zusätzlichen Energietransporten, insbesondere Kohle, eng auf deutschen Flüssen und Kanälen.
Heizölpreise werden in dieser Zeit genau wie Gas- und Strompreise zum allgegenwärtigen Thema in den Massenmedien. Dabei gewinnt der jahrelang gegeißelte Energieträger Öl plötzlich an Sympathie, da seine Teuerung weit moderater verläuft als die von Gas und Strom. Heizöl ist übrigens immer noch der am zweithäufigsten anzutreffende Wärmeenergieträger in deutschen Wohngebäuden.
Die Heizölbestellungen treffen rege ein. Bei der Belieferung kann es allerdings zu Terminproblemen kommen, weil Ware aus oben genannten Gründen nicht immer verfügbar ist. Hoffnung auf günstigeres Heizöl gibt es momentan kaum noch. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf dem knappsten möglichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie präventiv kaufen. Es muss ja keine komplette Füllung des Tanks sein.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil