Internationaler Markt
Ein Luftangriff auf das weltgrößte Rohölterminal in Saudi-Arabien ließ die Ölbörsen gestern Morgen überhitzen. Nachdem offenbar wurde, dass die Attacke schadlos abgewehrt werden konnte, setzten die Notierungen zu einem veritablen Abgang an, der sie vom Top rund fünf Prozent tiefer legte. Der Vorfall wurde an den Börsen ähnlich abgehandelt wie ein folgenschwerer Angriffsfall im September 2019. Trotz der Preis gewordenen Entspannung hinterlässt die gesteigerte Frequenz derartiger Angriffe wachsende Unsicherheit über Stabilität der Ölversorgung.
In Riad beobachtet man die Situation mit ambivalenter Stimmung. Einerseits stellen solche Luftattacken reale Gefahren für Mensch und Ölindustrie dar, die ein beachtliches Schadensausmaß erreichen können. Andererseits hält die Unsicherheit die Ölpreise tendenziell hoch. Sie unterstützt die preislichen Ziele der OPEC-Allianz. Die bemüht sich unter Führung Saudi-Arabiens weiter um eine Verknappung des Ölangebots, um das physische Ziel des Abbaus überschüssiger Lagermengen weltweit zu erreichen.
Da die US-Ölindustrie derzeit nicht mehr in der Lage ist, mit üppig gefördertem Schieferöl gegenzuhalten, sollte sich im zweiten Quartal ein sichtbarer Erfolg einstellen. Der wird mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere Preissteigerungen an sich ziehen. An den Börsen wird die Lage bullisch gehandelt. Daran ändert der kräftige Tagesverlust gestern nichts.
Die US-Ölindustrie sucht nach ihrem Corona-bedingten Fall neue Geschäftsgrundlagen. Das betrifft die Finanzbasis ebenso wie die Produktpalette. Die größte Veränderung propagiert BP, nicht nur in den USA. Das Angebot des Unternehmens soll komplett CO2-neutral werden. Hierzu werden die Energieträger umgestellt. Alles Fossile soll bis 2050 abgeschafft sein.
Den diametral entgegengesetzten Weg will ExxonMobil gehen. Fossile Öle und Gase werden nicht verlassen. Im Gegenteil, Absatz und Gewinn sollen signifikant wachsen. Die Ölförderung soll jährlich um 15 Prozent ausgebaut werden. Erneuerbare Energieträger werden nicht favorisiert. CO2-Neutralität soll durch seine Abscheidung und Speicherung erreicht werden. Das Verfahren wird als Carbon Capture and Storage (CCS) bezeichnet. Es ist hierzulande umstritten.
An den Ölbörsen zeigt sich derweil eine Rückkehr zur bullischen Normalität. In den frühen Morgenstunden stiegen die Notierungen wieder. Mittlerweile sind sie allerdings auf den Boden der gestrigen Tatsachen zurückgekehrt. Kurzfristige Fortsetzung ungewiss.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 64,73 Dollar und das Barrel Brent zu 67,96 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 537,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8414 Euro. Damit kostet der Euro 1,1884 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise halten das Niveau, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Den Preisabgang der Ölbörsen spiegeln sie noch nicht wider. Es gibt zur Stunde deutlich Luft nach unten. Die wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit demnächst in den Preisen manifestieren.
Im Binnenmarkt für Heizöl geht es weiterhin ruhig zu, nachdem der jüngste Preisanstieg einige Präventivkäufer aktivierte. Insgesamt steht Heizöl unter reger Beobachtung. Das zeigt die Meinungsabgabe zur zukünftigen Preisentwicklung. Inhaltlich ist sie von hoher Wechselhaftigkeit geprägt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere ohne Mehrheit für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreise strahlen alles andere als preisliche Zuversicht aus. Derartige Freundlichkeit finden wir nur noch in den langfristigen Trends. Diese halten weiter die Abwärtsrichtung.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Bereiten Sie sich auf eine kurzfristige Kaufgelegenheit vor.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil