Internationaler Markt
Nun sind die Trader am Ölmarkt in ihre bärische Einstellung verliebt. Durch ihre rosaroten Brillen sehen sie das kriegerische Eskalationspotenzial im Nahen Osten deutlich reduziert. Die israelische Minimalvergeltung gegen den Iran war der Schlüssel in die Traumwelt.
Der Iran hat den israelischen Luftschlag vom Samstag zwar heruntergespielt und damit signalisiert, dass keine massive Eskalation erwartet wird. Dennoch plant Teheran, auf die Angriffe zu reagieren. Das Außenministerium lässt wissen, dass der Iran dabei alle verfügbaren Mittel einsetzen könnte. Möglich ist entweder ein erneuter iranischer Raketenangriff auf Israel oder eine koordinierte Reaktion mit den verbündeten Gruppen Hamas, Hisbollah und Huthi. Die USA haben den Iran im UN-Sicherheitsrat gewarnt, dass bei weiteren aggressiven Handlungen gegen Israel oder amerikanisches Personal ernsthafte Konsequenzen drohen.
Bisher lassen sich Finanzjongleure von derartiger Schärfe nicht locken. Sie handeln lieber die perspektivische Nachfrageschwäche am Ölmarkt. Mit der angekündigten Lockerung der Produktionseinschränkungen im Dezember liefert die OPEP-Plus ein zusätzliches Argument für die Überversorgung des Markts, zumal die Maßnahme nur der Beginn für weiteren Produktionsaufbau sein soll. Ob die Produzenten-Allianz der Ankündigung wirklich Taten folgen lässt, muss sich noch zeigen. Die Marktlage ist nicht ideal dafür. Andererseits möchten die Alliierten die Exportbremse endlich abschütteln, um ihre Förderkapazitäten umfänglich zum Geldverdienen nutzen zu können.
Zur Aufstockung oder Wiederherstellung von strategischen Ölreserven ist die Marktlage indes bestens geeignet. So plant die US-Regierung den Kauf von drei Millionen Barrel im Mai nächsten Jahres im Zuge der Wiederbeschaffung von 180 Mio. Barrel, die am Beginn des Russland-Ukraine-Kriegs zum Preis von rund 95 Dollar pro Barrel verkauft wurden. Bisher sind 55 Mio. Barrel zurückgeflossen. Der Zielpreis für den Rückkauf liegt bei maximal 79 Dollar pro Barrel. Der Preis des Mai-Kontrakts, mit dem der Kauf abgesichert wird, beträgt aktuell gut 66 Dollar. Im Schnitt hat die US-Regierung durch das zur Verfügung gestellte Öl einen Gewinn von 20 Dollar pro Barrel eingefahren.
Grundsätzlich stellt der Kauf von strategischen Reserven einen bullischen Marktimpuls dar. In diesem Fall laufen aber Menge und Zeitpunkt des physischen Handels unter dem Radarschirm des aktuellen Marktgeschehens. Für Teuerung sollten in erster Linie Emotionen zum Nah-Ost-Konflikt zuständig sein.
Heute Morgen vollzieht die Börsen einen wilden Ritt der Preise. Im führen Handel sackten sie noch einmal deutlich ab. Mittlerweile steigen die Ölnotierungen steil an. Zur Stunde haben sie die frühen Verluste annulliert. Es sieht so aus, als seien derzeit Zocker am Werk. Der Gang der Preise wird sich im Tagesverlauf sicher wieder beruhigen, es sei denn, irgendwo ginge schon wieder ein Bombenregen nieder.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 67,76 Dollar und das Barrel Brent zu 71,82 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 643,75 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9242 Euro. Damit kostet der Euro 1,0818 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise ziehen sich weiter zurück, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen den internationalen Vorgaben in ruhigerer Gangart. Die Trendkanäle in den verschiedenen Zeitbereich bleiben von der Tagesbewegung unbetroffen, wenngleich die untere Grenze in der kurzfristigen Betrachtung in die Reichweite des Tagespreises gerät. Die kurzfristige Sicht weist aufwärts, der Rest weist abwärts. Das aktuelle Preisniveau liegt gut zwei Prozent über dem Jahrestiefstwert. Sollte der Zenit der kriegerischen Auseinandersetzung im Nahen Osten überschritten sein, stünden längerfristig freundliche Preisaussichten bevor.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt hat noch Steigerungspotenzial. Das kann man über die Hoffnung auf günstigere Preis nicht konstatieren. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem fast sozialistischen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt in vielen Regionen der Republik Kaufsignale an.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Wer Sicherheit will, kauft zum gegenwärtigen Preis. Wer hinreichend Heizöl im Tank hat, könnte die Spekulation auf tiefere Preise riskieren.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil