Internationaler Markt
Die erste Erholungsphase der Ölpreise ist beendet. Bereits am Freitag meldeten wir ein Plus von 50 Prozent für die Rohölsorte Brent binnen zwei Wochen. Das klingt nach einem starken Anstieg. Um das drei Monate zurückliegende Preisniveau zu erreichen, muss Brent von nun an 100 Prozent steigen oder anders ausgedrückt, der bisherige Anstieg wäre im Februar eine Änderung von 17 Prozent gewesen. Diese Sichtweise relativiert das Erreichte. Von einer Normalisierung ist der Markt weit entfernt.
Gleichwohl wird die Normalisierung in diesen Tagen allerorten gesehen. Dabei handelt es sich um die gleiche Umdeutung von Tatsachen wie beim Ölpreis, frei nach dem Motto „traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“. In den USA steigern viele Ölproduzenten mit jedem Quäntchen Nachfrageplus ihre Produktion. Sie tun es nicht, weil sie eine Marktlücke entdecken. Sie tun es, weil sie auf Biegen und Brechen Umsatz generieren müssen, um nicht pleite zu gehen. Das Problem der Überversorgung und der vollen Lagertanks besteht fort.
Wie unbefriedigend die Lage noch ist, demonstriert Saudi-Arabien. Das Land drosselt die Förderung unabgesprochen mit der OPEC und seinen Alliierten um eine weitere Million Barrel pro Tag. Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate schließen sich mit kleinen Mengen an. Die Ankündigung ließ die Ölpreise gestern kurz in die Höhe schnellen. Sie waren fast genauso schnell wieder unten. Händler vermochten in der Maßnahme, die erst im Juni greifen wird, kein starkes Zeichen zu finden. Sie deuteten sie kurzerhand um in den Versuch, nicht absetzbare Mengen als Drosselung zu deklarieren.
Zweifellos legt die globale Ölnachfrage derzeit zu. Ein geradliniges oder gar exponentielles Fortschreiben der Bewegung zu prognostizieren, traut sich aber fast niemand. Man ist sich der Tatsache bewusst, dass eine zweite Corona-Welle möglich ist, die einen abermaligen Lockdown erfordern würde. Wie lange das Phänomen anhalten wird, ist nicht vorhersagbar.
In den kommenden Tagen werden die Monatsberichte der drei wichtigen Organisationen EIA (Statistikbehörde im US-Energieministerium), OPEC (Organisation Ölexportierender Länder) und IEA (Internationale Energieagentur) veröffentlicht. Man erhofft sich von den Werken Aufschluss über den Ölmarkt. Was auch immer darin steht, es wird vermutlich keine großen Preisbewegungen verursachen, die über den Tag hinauswirken.
Nachdem die Ölnotierungen den Börsentag gestern im Minus beendeten, setzen sie ihre Bewegung heute Morgen auf dem Abschlussniveau fort, ohne davon nennenswert abzuweichen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 24,57 Dollar und das Barrel Brent zu 29,91 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 238,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9244 Euro. Damit kostet der Euro 1,0816 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise haben ein neues Langzeittief erreicht, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Darin steckt ein wenig Börsenvorgabe und etwas mehr Auflösung der zuvor außerordentlich üppigen Margen, die der Handel aufgrund extrem hoher Heizölnachfrage generieren konnte.
Im Binnenmarkt wird es nun ruhiger auf immer noch sehr auftragsstarkem Niveau. Ausdruck findet das in extrem langen Lieferzeiten. Beobachter der Heizölpreise sind weiterhin positiv zur Preisentwicklung eingestellt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.
Die Heizölpreistrends sind Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In fast allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt. Einzig in der kurzfristigen Ansicht zeigt der Einfluss des knappen Angebots im Binnenmarkt einen wechselbereiten Trend.
Das Tiefpreis-System zeigt in den meisten Regionen Deutschlands Kaufsignale.
Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Die Heizölpreise sind klare Kaufpreise. Insbesondere im Süden der Republik gibt es allerdings weitreichendes Abwärtspotenzial, das noch ausgespielt werden wird. Es bleibt eine Marktlage für Spekulanten.
Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil